Perspicuitas - Beiträge - Mediävistische Genderforschung

Inhaltsverzeichnis:

  1. Einführung in die Rubrik
  2. Materialien
    2.1 Gesamtbibliographie (PDF)
    2.2 Rubriken
  3. Abstracts zu Forschungsbeiträgen
  4. Forschungsbeiträge
  5. Diskussion
  6. Mitteilungen, Ankündigungen, Berichte, Links
  7. Neuerscheinungen


Einführung in die Rubrik

Die Rubrik Gender-Forschung in Perspicuitas

Einführung

Anlaß für die Neueinrichtung einer Rubrik “gender-Forschung” in PerspicuitaS ist das weiter unten beschriebene Projekt.Die Rubrik soll jedoch nicht nur der Publikation des Projektmaterials dienen, sondern steht für Beiträge (fast) aller Arten zur Verfügung, die sich mit mediävistischer gender-Forschung beschäftigen.

Thematik

Der Begriff “gender-Forschung” wird für unsere Zwecke bewußt weit gefaßt. Inhaltlich ist das nicht unbedenklich; diese Handhabung rechtfertigt sich aber durch zwei Sachverhalte:

1. Hinsichtlich einer genauen inhaltlichen Abgrenzung besteht derzeit keine Einigkeit, und eine solche ist wohl auch für die Zukunft nicht zu erwarten. Ein siglen-, vielleicht auch schlagworthafter Gebrauch ist also vielleicht dort legitim, wo es um Zusammenführung von Vorhandenem geht und nicht um die exkludierend-analytische Bestimmung eines Arbeitsfeldes, das dann erst noch ‘bestellt’ werden müßte.

2. Selbst die präziseste Abgrenzung eines Paradigmas, einer Methode, einer Perspektive wird Berührungen und Überschneidungen mit anderen Paradigmen, Methoden, Perspektiven nicht aus der Welt schaffen – und dies um so weniger, je relevanter ein Be­ob­achtungsobjekt für Kultur und Gesellschaft ist. Sogar formal völlig falsche Rubrizierungen können ein heuristisches Potential besitzen, das Wirksamkeit entfaltet, wenn sich durch die Nutzung der darunter gefaßten Erkenntnisse neue Wege zur Lösung wissenschaftlicher Fragen öffnen. Und im übrigen steht es ja jedem frei, Untersuchungen, die als irrelevant betrachtet werden, für die eigene Arbeit auszuschließen.

Unter “Gender-Forschung” wird in unserer neuen Rubrik und im Kontext des auslösenden Projekts (s.u.) alles zusammengefaßt, was sich mit der gesellschaftlichen Konstruktion, Entstehung, Stabilisierung oder Veränderung von Geschlechterrollen befaßt. In diesem Sinn sollen hier, zumal in einer Materialsammlung, unter den Begriff also auch etwa gehören: historische Untersuchungen zur Bedeutung, Wertung und Auswirkung des biologischen Geschlechts (Sexualität im Mittelalter), Adaptationen dezidiert feministischer Ansätze der verschiedensten Richtungen auf die Deutung mittelalterlicher Literatur, Kunst, Kultur ebenso wie umgekehrt rein phänomenlogische Beschreibungen juristischer, theologischer, sozialer, ökonomischer Einflüsse auf die Situation der Geschlechter; Beiträge zur Frauenforschung ebenso wie solche zur Männerforschung; theorielose und theorieaffizierte Beiträge; Methodenpluralistisches und Methodenpuristisches. Daß durch einen solchen Umgang mit der Thematik genauere Kategorisierungen ersetzt werden durch eine Oberkategorie des ‘Wustes’, steht gleichwohl nicht zu befürchten: Die Verfasserinnen und Verfasser von Arbeiten signalisieren explizit oder implizit stets schon durch ihre Fragestellung, ob und inwieweit es bei ihnen um einen Beitrag zum Thema ‘Männer und Frauen als (sozial definierte oder biologisch determinierte, aber dann hinsichtlich dieser Tatsache sozial interpretierte) Männer und Frauen’ geht; ob es sich dann auch tatsächlich immer um einen solchen Beitrag handelt, ob er hinsichtlich der Selbstintegration der Verfasserinnen und Verfasser in den genannten Themenkomplex erfolgreich war, ob die Selbstzuschreibung Nachprüfungen standhält usw., wird man vor einer Benutzung zu bewerten haben.

Das Projekt “Mediävistische gender-Forschung:
Bestandsaufnahme und Dokumentation”

Unter institutioneller Anbindung an das Kolleg für Geschlechterforschung der Universität Essen wird seit Juli 2001 der Rahmen für das oben genannte Projekt erarbeitet. Das Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen fördert dieses Projekt für ein Jahr; durchgeführt wird es derzeit von Ute von Bloh, Marie-Theres Felkl (beide U Duisburg), Hildegard Keller (U Zürich), Rüdiger Brandt, Alexandra Georgi, Claudia Held, Angela Köhler, Astrid Meirose, Kristina Sibylle Meyer, Vera Wiesenthal (alle U Essen).

Daß bei der Aufarbeitung und kritischen Hinterfragung von Geschlechtsrollenzuweisungen eine historische Dimension nötig ist, wird in der Wissenschaft nicht mehr bestritten. Für Zeiträume, in denen Schrifttexte das hauptsächliche und aussagefähigste Quellenmaterial für entsprechende Untersuchungen liefern, sind neben der Geschichtswissenschaft vor allem die Einzelphilologien zuständig. Diese Einzelphilologien haben sich der Frage nach genderspezifischen Aussagen von Texten jedoch zunächst nur sehr zögerlich zugewendet. Nicht nur, aber vor allem unter Einfluß der US-amerikanischen Forschung ist hier in den letzten 10-15 Jahren in Deutschland ein Wandel eingetreten: Man kann noch nicht von einer Publikations‘flut’ sprechen, hat es aber inzwischen doch mit einer beträchtlichen Menge an Untersuchungen zu tun, die in der Gefahr steht, unübersichtlich zu werden und deshalb, um systematisch genutzt werden zu können, bibliographisch erfaßt und, nach verschiedenen Kriterien, für die Benutzung aufbereitet werden muß.

Angesichts der zunehmenden Notwendigkeit, das Thema inter- und transdisziplinär anzugehen, muß das Material aber nicht nur denjenigen Wissenschaften, Fächern und Teilfächern, aus denen es stammt, zugänglich gemacht werden, sondern auch möglichst vielen anderen Wissenschaften, die in verwandten Bereichen oder unter spezifischen Aspekten am gleichen Thema arbeiten. Letztere wiederum sind in das Projekt zu integrieren, um ihrerseits neue Adressaten für ihr eigenes Material zu finden. Erfassung, Dokumentation und Vorhaltung des Materials fördern also in erheblichem Umfang interdisziplinäres Vorgehen bzw. schaffen z.T. überhaupt erst die Möglichkeit, interdisziplinär zu arbeiten.

Die Projektarbeit wird in der Anfangsphase folgende Schwerpunkte aufweisen:

  • Materialrecherche und Dokumentation;
  • Materialaufbereitung (Katalogisierung, Kategorisierung)
  • Texterfassung;
  • Vorstellung von Forschungsbeiträgen in Form von Abstracts;
  • Präsentation des Materials auf den Websites:

- www.uni-essen.de/geschlechterforschung
- www.uni-due.de/perspicuitas

Teilnahme- und Kooperationsmöglichkeiten

Eine Teilnahme am Projekt steht allen interessierten Kolleginnen und Kollegen offen; sie ist insbesondere in den folgenden Formen erbeten (die Reihenfolge impliziert keine Wertigkeit der Bedeutung im Rahmen des Projekts):

1. Beiträge zur Bibliographie;

2. Abstracts zu Forschungsbeiträgen (also keine Rezensionen oder Referate, aber Kenntlichmachung der methodischen Verfahrensweise der vorgestellten Arbeiten);

3. Rezensionen zu Neuerscheinungen;

4. eigene Forschungsbeiträge zum Themenbereich “mediävistische Gender-Forschung“;

5. Ergänzungen, kritische Hinweise etc. zu den bei den Bibliographien verwendeten Kategorien;

6. Tagungsankündigungen, Tagungsberichte, Ankündigung von Forschungsvorhaben etc.

Beiträge zu den Nrr. 3 und 4 werden in gesonderte Rubriken eingestellt; für die Publikation gelten die PerspicuitaS-Richtlinien (s. das Editorial auf der Startseite von PerspicuitaS).

Kooperationen sind ebenfalls dringend erwünscht, wobei die Modalitäten keinerlei institutionellen oder inhaltlichen Restriktionen unterliegen; das vorläufige Hauptziel des Projekts sollte freilich gewahrt bleiben: Geplant ist, in Vorbereitung einer allgemeinen bibliographischen Vernetzung (s.u.: “Weitere Planung”),

1. mediävistische Arbeiten zu genderspezifischen oder genderaffinen Themen

  • bibliographisch zu erfassen,
  • zu dokumentieren,
  • als Titelsammlung im Internet zur Verfügung zu halten;

2. einen organisatorischen und institutionellen Rahmen für eine über die Förderungsphase hinaus fortlaufende Dokumentation usw. der einschlägigen wissenschaftlichen und sonstigen Quellenliteratur zu schaffen;

3. das erfaßte und dokumentierte Material, insbesondere Aufsätze

  • in kopierter oder internetfähig gemachter Form (soweit urheberrechtlich möglich) zu sammeln,
  • für eine Distribution vorzuhalten,
  • die damit verbundenen Möglichkeiten der Beschaffung bekannt zu machen und
  • Zugriffsmöglichkeiten auf das gesamte vorhandene Material zu gewährleisten;

4. Leitlinien für eine genauere Kategorisierung des Materials zu entwickeln.

Weitere Planung

Nach Abschluß des im Rahmen der Projektarbeit Erreichten könnte versucht werden,

1. vermittels der erreichten Kategorisierung

  • eine interdisziplinäre Kenntnisnahme und Nutzung des Materials vorzubereiten (bes. in den Bereichen Geschichte, Sozialwissenschaften, Medienwissenschaften, Medizingeschichte, Pharmaziegeschichte, Anthropologie/Ethnologie, Technikgeschichte)
  • sowie umgekehrt andere Wissenschaften mit ihren einschlägigen Forschungen in die Materialsammlung einzubinden;

2. Kontakte mit weiteren Spezialist/inn/en herzustellen und diese in die Arbeit zu integrieren;

3. von der Mediävistik aus den Anschluß zur neueren Literaturgeschichte herzustellen, in welcher gender-Forschung inzwischen ebenfalls zu einem etablierteren Paradigma geworden ist;

4. von der deutschen Forschung aus den organisatorischen Anschluß an die internationale Forschung herzustellen;

5. von der Literaturwissenschaft aus den Anschluß an die Sprachwissenschaft herzustellen (während in der Mediävistik vom Gegenstandsbereich her Sprach- und Literaturwissenschaft weniger getrennt sind, hat sich in Folge der zunehmenden Spezialisierung zwischen Linguistik und neuerer Literaturwissenschaft eine weitgehende Trennung ergeben);

6. ein s Rezensionsorgan und ein s Diskussionsforum zu etablieren, damit das gesammelte und dokumentierte Material möglichst schnell wieder dem wissenschaftlichen Diskurs zugeführt werden kann (wegen der Schnelligkeit und der damit verbundenen Aktualität bietet sich hier natürlich das Internet an).


Rüdiger Brandt
Universität Duisburg-Essen
Fachbereich Geisteswissenschaften
45117 Essen
ruediger.brandt@uni-due.de

Inhaltsverzeichnis der Forschungsbeiträge

Titel
Version Online seit
Haase, Fee-Alexandra : Oralität und Literalität von Lehrtraditionen der Rhetorik und Dialektik in der Antike. Zur Rhetorik der Aspasia im Zusammenhang mit der Gattung Dialog im 4. Jahrhundert v. Chr. PDF 19.01.05

Mitteilungen, Ankündigungen, Berichte, Links

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Links: ESSENER KOLLEG FÜR GESCHLECHTERFORSCHUNG

www.querelles-net.de