Aktuelle Lehre Wintersemester 2024/25

SE Sozialontologie: Was heißt Anfangen im Denken?

Vieles in der Philosophie kreist um die Frage, wo anzufangen ist: Wo muss man anfangen, um zu begründen, was moralisch ist? Wo muss man anfangen, um zu Erkenntnissen und Wissen zu kommen? Wo fängt die Philosophie eigentlich an? Und wäre es möglich, dass dort, wo die Philosophie einen Anfang unter Ausschaltung explizit-begrifflicher Voraussetzungen anstrebt, sie von umso verbindlicheren „subjektiven“ Voraussetzungen ausgeht? Wer fängt also an im Denken und in der Philosophie?

In diesem Seminar werden wir uns diesen Fragen zuwenden. Sie stehen im Mittelpunkt des Buches „Differenz und Wiederholung“, das Gilles Deleuze 1968 veröffentlicht hat. In diesem Buch setzt Deleuze sich mit der Rolle von Differenz und Wiederholung in der Philosophie auseinander, also mit der basalsten Ebene der Logik. Diese seien letztlich (fast) immer abhängig von der Identität begriffen worden: die Differenz als begrifflicher Unterschied innerhalb eines gleichen Bezugsrahmens (z.B. Gattung), die Wiederholung als äußerlicher Unterschied zwischen begrifflich gleichen Objekten. Obwohl es sich um basale logische Unterscheidungen handle, entsprächen sie einem bestimmten „Bild des Denkens“, das durch den guten Willen des Denkenden und die Ordnung des Denkens bestimmt ist.

Wie kann man die Differenz und die Wiederholung unabhängig vom Gleichen denken – die Differenz an sich selbst und die Wiederholung für sich selbst – heißt demnach auch: Wie kann man zu einem anderen Bild des Denkens gelangen?

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Master-SE Ästhetik etc.: Kapitalismus und Umwelt

Zu Beginn der 1970er Jahre veröffentlichten Umweltwissenschaftlerinnen und Ökonomen des Club of Rome gemeinsam eine Studie mit dem Titel „Die Grenzen des Wachstums“, in dem sie in unterschiedlichen Szenarien darlegten, wann und wie sich die Rohstoffvorkommen der Erde erschöpft haben werden. Am Ende des gleichen Jahrzehnts berechneten Wissenschaftler im Auftrag des US-amerikanischen Ölkonzerns ExxonMobil zum ersten Mal den Treibhausgaseffekt, der durch die Verbrennung von Erdöl und anderen fossilen Energieträgern entsteht. ExxonMobil machte die Studienergebnisse zwar intern publik, startete aber umgehend eine Desinformationskampagne, die die Erkenntnisse in der Öffentlichkeit diskreditierte.

Im Seminar soll an ausgewählten Texten diskutiert werden, welches Verhältnis der Kapitalismus als Gesellschaftsform zur natürlichen Umwelt unterhält. Wie können sich kapitalistische Gesellschaften zu ihren eigenen materiellen Beschränkungen verhalten? Wie können wirtschaftliche Akteure sich zu den destruktiven Effekten ihrer eigenen Geschäftsgrundlage verhalten? „Zwingt“ „der Kapitalismus“ dazu, auf eine Art zu handeln, deren desaströse Effekte „eigentlich“ hinlänglich bekannt sind? Wenn das so ist, worin genau besteht „der Kapitalismus“ als „Zwangsmacht“ – und wenn es nicht so ist, wie ist dann das Verhalten moderner Gesellschaften zu erklären?

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Master-SE Moralphil./Angewandte Ethik/Pol. Phil./SE Philosophie/ Interdisziplinäres Modul (MA Theorie des Sozialen): Was sind Menschenrechte?

Vor einigen Jahren hat James Griffin festgestellt, dass die Menschenrechte zwar in aller Munde sind, es aber eigentlich keinen Konsens über die Kriterien gibt, die bestimmen, was ein Menschenrecht überhaupt ist. Dementsprechend wird von der Philosophie erwartet, nicht nur zu klären, welche Menschenrechte es gibt und wie sie zu erfüllen sind, sondern vor allem auch zu definieren, was Menschenrechte im Unterschied zu anderen gewichtigen normativen und rechtlichen Ansprüchen kennzeichnet. Die Philosophie der Menschenrechte hat in den letzten dreißig Jahren zwar nicht unbedingt zu größerem Konsens geführt. Sie hat jedoch paradigmatische Vorschläge für Definitionen von Menschenrechten hervorgebracht, wichtige Unterschiede zwischen moralischen und rechtlichen Rechten aufgezeigt und die Menschenrechte zwischen Moral, Recht und Politik verortet.

In diesem Seminar werden wir uns einige der wesentlichen Diskussionen in der jüngeren Philosophie der Menschenrechte anschauen. In diesen Diskussionen geht es um Begründungsfragen (wie etwa den Universalismus von Menschenrechten oder die Bedeutung der Menschenwürde), um das Verhältnis von Menschenrechten zu Kolonialismus und Postkolonialismus sowie um die Frage nach der Bedeutung des Menschen in den Menschenrechten (und d.h. ob Tiere nicht auch Menschenrechte haben können).

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