Politische (Un-)Gleichheit in der postmigrantischen Demokratie (PoMigDem)

Einander in die Augen schauen können

Von der Gesellschaft der Gleichen zur partizipativen Demokratie (Teilprojekt A.2)

Was bedeutet es, wenn sich Menschen „als (Un-)Gleiche“ begegnen? Welche Anforderungen stellt Gleichheit an Individuen und Institutionen? Kann Gleichheit praktisch umgesetzt werden? Und wie wirkt sich Ungleichheit auf die Verteilung von Ressourcen, Chancen und Fähigkeiten aus? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt dieses Teilprojekts von PoMigDem. Ziel ist es dabei insbesondere neuere Ansätze des sogenannten relationalen Egalitarismus für empirische Forschung fruchtbar zu machen.

Der relationale Egalitarismus betrachtet Gleichheit nicht primär als Verteilungsfrage – wie es der liberale Egalitarismus tut, für den etwa John Rawls steht –, sondern als eine Frage der Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen. Es geht darum, welche Anforderungen Beziehungen zwischen Menschen als Gleiche und unter Gleichen stellen. Verteilungsfragen sind dabei nicht unwichtig, aber es steht im Fokus, inwiefern die Verteilung von Gütern und Chancen eine Begegnung auf Augenhöhe ermöglicht oder fördert. Ausgehend vom relationalen Egalitarismus sollen die Auswirkungen hierarchischer Arbeitsverhältnisse auf gewerkschaftliche und politische Partizipation von Personen mit Migrationsgeschichte untersucht werden.

Das Teilprojekt zielt somit auf neue Erkenntnisse zur politischen Teilhabe unter Bedingungen sozialer (Un-)Gleichheit, insbesondere für Menschen mit Migrationsgeschichte. Während Indikatoren wie Einkommen, Bildung und Klassenzugehörigkeit bereits als Einflussfaktoren für politische Ungleichheit anerkannt sind, ist bisher weitgehend unerforscht, auf welche Weise soziale (Un-)Gleichheit politische (Un-)Gleichheit bedingt. Dieses Forschungsprojekt geht über bestehende Ansätze hinaus und untersucht, anschließend an den relationalen Egalitarismus und Erkenntnisse zur „workplace democracy“ aufnehmend, wie Gleichheit und Ungleichheit in Arbeitsverhältnissen sowie betriebliche Strukturen politische Beteiligung in der postmigrantischen Gesellschaft beeinflussen.

Ziel ist es, die Auswirkungen betrieblicher Hierarchien auf demokratische Partizipation herauszuarbeiten, insbesondere: (1) den Einfluss von Hierarchieerfahrungen auf gewerkschaftliches und politisches Engagement, (2) die Rolle von Gewerkschaften und Betriebsräten als Vermittlern zwischen Arbeitswelt und politischer Teilhabe, (3) die Auswirkungen betrieblicher Entscheidungsprozesse auf politische Beteiligung außerhalb des Arbeitsplatzes. Durch die vergleichende Analyse von zwei Unternehmen mit unterschiedlichen Hierarchiestrukturen soll dabei nachvollzogen werden, inwiefern Unternehmensstrukturen politische Teilhabe fördern oder hemmen.



Förderung:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

Laufzeit:
01/2025 – 12/2027

Projektleitung:
Prof. Dr. Andreas Niederberger (UDE), unter Mitarbeit von: Ibrahim Orha (UDE)

Verbundleitung:
Prof. Dr. Andreas Blätte (Institut für Politikwissenschaft, UDE), Dr. Nihad El-Kayed (HU Berlin)

Wissenschaftliche und administrative Koordination:
Dr. Alexandra Graevskaia, Dorothee Helsper (InZentIM-Geschäftsstelle)

Weitere Verbundpartner:
Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM)
Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES)