Entlang der aufgezeigten Leitlinien und in dem abgesteckten geographischen Rahmen konzentriert sich die Internationalisierung der UDE auf vier Handlungsfelder:
1. Europäischer und internationaler Forschungsraum
2. Internationale Mobilität in Forschung und Lehre
3. Willkommenskultur
4. Internationalisation at Home (I@H)
4.1. Europäischer und internationaler Forschungsraum
Wissenschaft und Forschung agieren seit jeher grenzüberschreitend, also international.
Traditionell war und ist die Internationalisierung der Forschung dabei durch einen Bottom- Up-Prozess geprägt: Die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind über Tagungen mit Fachkolleginnen und Fachkollegen vernetzt, und institutionelle Netzwerke fördern den weiteren Austausch. Durch die Internationalisierung der Forschungsförderung haben sich in den letzten Jahren die Rahmenbedingungen im Wettbewerb um forschungsbezogene Fördermittel stark verändert:
- National geförderte Forschungsprogramme werden internationaler (z.B. mehr internationale Kooperationen in bewilligten SFBs)
- Europäische Forschungsförderung gewinnt an Bedeutung
Die Internationalisierung der Forschungsprogramme ist jedoch nicht nur durch die zunehmende Zahl internationaler Kooperationen gekennzeichnet; viele Projekte werden international evaluiert.
Dieser Prozess der Internationalisierung wird begleitet durch einen stärker von politischen Rahmenbedingungen geprägten Prozess der Europäisierung. Letztere dient primär der Entwicklung eines gemeinsamen europäischen Forschungs- und Wirtschaftsraums und stellt daher eine Institutionalisierung der internationalen Zusammenarbeit in Europa und dessen Kooperationspartner dar.
Mit der Ausrufung des europäischen Forschungsraumes (ERA) wurde eine Entwicklung in Gang gesetzt, in der die Internationalisierung der Forschungsförderung stetig zunimmt. Dies betrifft nicht nur die Wachstumszahlen in den europäischen Forschungsrahmenprogrammen. Auch in der nationalen Forschungsförderung, insbesondere in den Förderprogrammen der DFG und des BMBF, nimmt die internationale Komponente stetig zu. Die Einrichtung des European Research Councils mit seinen begehrten Forschungspreisen hat auch in der Grundlagenforschung zu exzellenten internationalen Fördermöglichkeiten geführt.
Die UDE bekennt sich zur europäischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Forschung und Lehre und setzt bei der Internationalisierung einen Schwerpunkt im europäischen Forschungs- und Bildungsraum. Die kooperativen Forschungsaktivitäten der UDE in internationalen und europäischen Forschungsprogrammen sollen weiter gestärkt werden. Dies betrifft internationale Graduiertenkollegs und SFB/Transregios der DFG. Darüber hinaus wird sich die UDE im neuen EU-Rahmenprogramm Horizon 2020 in den Förderlinien „Wissenschaftsexzellenz“ und „Gesellschaftliche Herausforderungen“ verstärkt engagieren. Dazu dient u.a. der Beitritt der UDE im Rahmen der UA Ruhr zu dem Forschungsnetzwerk Vision 2020. Das Bekenntnis der UDE zum Europäischen Forschungsraum wird durch die Kooperation in diesem Netzwerk, das die bislang im Europäischen Forschungsrahmenprogramm stärksten Hochschulen aus den verschiedenen europäischen Ländern versammelt, unterstrichen. Die UDE bringt ihr hohes Potential in der sichtbaren Beteiligung an europäischen Exzellenzprogrammen zum Ausdruck und entwickelt durch gezielte Maßnahmen neue internationale Projekte. Insbesondere im Nachwuchsbereich gilt es, hierfür junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als ERC-Grantholder zu gewinnen.
Die Profilschwerpunkte der UDE engagieren sich verstärkt im Bereich der sogenannten „Gesellschaftlichen Herausforderungen“ (Gesundheit, Energie, Verkehr, Ressourceneffizienz, reflexive Gesellschaften) und erweitern damit ihr internationales Portfolio. Unterstützt werden die Mitglieder der UDE hierbei durch professionelle Beratung, Unterstützung bei der Antragserstellung sowie durch ein um fangreiches Angebot im administrativen Projektmanagement durch das Science Support Centre und die Drittmittelverwaltung. Die entsprechenden Angebote werden regelmäßig evaluiert und nach den Bedarfen der Forschenden stetig weiterentwickelt sowie an neue formale Rahmenbedingungen der Förderprogramme angepasst.
4.2. Internationale Mobilität in Forschung und Lehre
Die europäische Dimension zeigt sich außer im EU-Forschungsrahmenprogramm in den europäischen Mobilitätsprogrammen, die zudem eine über Europa hinausgehende internationale Komponente aufweisen und Kooperationsmöglichkeiten über den Hochschulbereich hinaus ermöglichen.
Bei der internationalen Mobilität in Forschung und Lehre sind der UDE alle Gruppen an der Universität wichtig. Sie konzentriert sich in besonderer Weise auf den wissenschaftlichen Nachwuchs und die Studierenden, nimmt aber auch alle Forschenden, Lehrenden und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Technik und Verwaltung in den Blick.
Eine wichtige Säule zur Internationalisierung der Forschung bildet der wissenschaftliche Nachwuchs. Zum einen sollen international erfahrene Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler für die UDE gewonnen werden (incoming), um die internationale Vernetzung der UDE nachhaltig zu fördern und die Internationalität auf dem Campus zu erhöhen. Zum anderen unterstützt die UDE ihre Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler im Bestreben internationaler Vernetzung durch Auslandsaufenthalte (outgoing). Erst mit dieser Internationalität und Erfahrung können die Forschenden Impulse für Auslandserfahrung an die Studierenden weitergeben. Daher beteiligt sich die UDE an zahlreichen unterschiedlichen internationalen Mobilitäts- und Exzellenzprogrammen für den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Mit Blick auf die besondere Zusammensetzung ihrer Studierendenschaft setzt die UDE darauf, Bildungsgerechtigkeit und soziale Inklusion auch auf dem Feld der Auslandsmobilität zu erreichen und den Mechanismen sozialer Selektivität in den bekannten Austauschprogrammen entgegenzuwirken. Die UDE, die überdurchschnittlich viele Bildungsaufsteigerinnen und Bildungsaufsteiger zu ihrer Studie rendenschaft zählt, richtet ihr besonderes Augenmerk darauf, Teilhabe an Bildung auch als Teilhabe an Austauschprogrammen zu manifestieren.
Studierende, die aus nicht-akademischen Elternhäusern kommen, verfügen überdurchschnittlich häufig über wenig Geld und daher über keinen angemessenen Zugang zu Auslandsaufenthalten. Gleichzeitig bringen die Studierenden mit Migrationshintergrund Erfahrungen mit, die sie für ein Austauschstudium oder Auslandspraktikum in besonderer Weise befähigen. Bei der Beratung der Studierenden sind daher Belange der Finanzierung und der Anerkennung von im Ausland erbrachten Studienleistungen zu berücksichtigen. Zudem gilt es, der Heterogenität von Studienmotivationen und –voraussetzungen gerecht zu werden. Auf zentraler Ebene zeichnet das Akademische Auslandsamt für die internationale Mobilität der Studierenden verantwortlich und kooperiert eng mit den einschlägigen Beratungsstellen auf Fakultätsebene. Durch fest verankerte Service- und andere Unterstützungsleistungen für die Gruppe der Studierenden mit unterschiedlichen Hintergründen zeigt sich die UDE im Bereich des Auslandsstudiums als diversitätsbewusst und bildungsgerecht. Diese Selbstverpflichtung gilt in besonderer Weise für die Gruppe der Bildungsaufsteigerinnen und Bildungsaufsteiger und gleichermaßen für den Bereich der Auslandsmobilität von Studierenden mit Behinderung sowie Studierenden mit Kindern.
Die UDE erhöht die Anzahl von Studierenden, die einen Auslandsaufenthalt in Form eines Auslandsstudiums oder eines Auslandspraktikums absolvieren. Sie unternimmt gezielte Anstrengungen wie z. B. einen systematischen Ausbau von Praktikumslinien oder strukturierte Angebote für einzelne Studiengänge, um die Auslandsmobilität zu befördern. Obligatorische Auslandsaufenthalte für Lehramtsstudierende in fremdsprachlichen Philologien sowie zielgerichtete Stipendienprogramme führen ebenfalls zur Steigerung der Zahlen in der Auslandsmobilität. Bei der Anerkennung von im Ausland erbrachten Studienleistungen gilt für die Universität Duisburg-Essen im Einklang mit der Lissabon-Konvention das Prinzip der Studierendenfreundlichkeit.
Lehrende, Forschende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Technik und Verwaltung werden bei der Realisierung von Auslandsaufenthalten und der Gewinnung und Intensivierung internationaler Kompetenz unterstützt. Sie können auf ein etabliertes Beratungs- und Serviceangebot zugreifen, um inhaltliche, organisatorische und finanzielle Aspekte zu klären und werden bei Bedarf zudem durch die Auslandsbüros der UA Ruhr unterstützt. Die UDE ermutigt zudem Lehrende, Forschende und weitere Beschäftigte, durch die Bereitstellung entsprechender Fortbildungen ihre internationalen Erfahrungen kontinuierlich auszubauen.
4.3. Willkommenskultur
Zum besonderen Selbstverständnis der UDE gehört eine gelebte Willkommenskultur, die stetig weiterentwickelt wird. Im Bereich der Forschung richtet sich der Blick hier vor allem auf die Gruppe der Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler. Die UDE verfolgt das Ziel, die Zahl ausländischer Gäste in den kommenden Jahren kontinuierlich weiter zu erhöhen. Analog zum Nachwuchsbereich werden hier die Programme der DFG, der AvH-Stiftung und des European Reasearch Council (ERC-Advanced Grants) adressiert.
Die UDE präsentiert ihren Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern ein attraktives und ihren Bedürfnissen Rechnung tragendes Umfeld und entlastet sie – wo immer möglich – von bürokratischen Anstrengungen. Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler können sich an der UDE auf ihre wissenschaftlichen Aufgaben konzentrieren. Ein entsprechendes Umfeld trägt zur Attraktivitätssteigerung und Konkurrenzfähigkeit der UDE bei.
Durch den hohen Anteil an internationalen Studierenden und einen ebenso hohen Anteil internationaler Studierender unter den Absolventinnen und Absolventen zählt die Universität Duisburg-Essen bundesweit zu den Top Ten in diesem Bereich. Aus dem Ausland an die UDE kommende Studierende treffen auf eine ausgeprägte Willkommenskultur. Die UDE schafft Begegnungsräume für Studierende mit internationalem und inländischem Bildungshintergrund, etwa im Tutoren Service Center (TSC) des Akademischen Auslandsamts. Die UDE ist sich bewusst, dass ein hoher Anteil an internationalen Studierenden allein keineswegs automatisch einen Beitrag zur Internationalisierung der Universität und des Lebens auf den Campi darstellt, sondern dass es erheblicher Anstrengungen bedarf, um das entsprechende Internationalisierungspotential zu erschließen. Die Aktivitäten betreffen sowohl die Integration der internationalen Studierenden, die Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten für alle Studierende, gleich welcher Herkunft, als auch die Internationalisierung der deutschen Studierenden, die zum weit überwiegenden Teil aus den Hochschulorten bzw. deren Nachbarstädten stammen. Der Leitlinie „gut betreut“ folgend, dient das hochschulweite Mentoring-System über die Einbindung internationaler und interkultureller Elemente mit Blick auf die internationalen Studierenden dazu, eine bessere Integration von der Studieneingangsphase an zu gewährleisten und im weiteren Verlauf den Studienerfolg der internationalen Studierenden nachhaltig zu sichern. Außerdem richtet die UDE ihr Augenmerk auf die internationalen Studieninteressierten, die bereits in der Bewerbungsphase durch ein übersichtliches und gut strukturiertes Informations- und Beratungsangebot auf das Studium vorbereitet und an die UDE gebunden werden.
Die Lehrenden der UDE verfügen über einen zunehmend heterogenen Hintergrund sowie ein hohes Maß an Diversity-Kompetenz und sind für die Ausgangslage und die Bedingungen ausländischer Studierender in sprachlicher, interkultureller, arbeits- und ausländerrechtlicher Hinsicht sensibilisiert. Hierfür bietet die UDE den Beschäftigten regelmäßig zielgruppenspezifische Schulungen, Seminare und Handreichungen zur Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen an.
4.4. Internationalisation at Home (I@H)
Die UDE sieht eine Kernaufgabe der Internationalisierung in der Gestaltung von Internationalität und Interkulturalität auf dem heimischen Campus. Die UDE begreift die kulturelle Vielfalt ihrer Studierenden sowie ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Potential für die nachhaltige Internationalisierung der Universität. Kulturelle Diversität wird an der UDE als Chance für das Lernen von- und miteinander begriffen. Da ein hoher Anteil internationaler Studierender an der Hochschule nicht automatisch bedeutet, dass auch Begegnung und Zusammenarbeit zwischen den Kulturen stattfindet, entwickelt die UDE Maßnahmen zur Schaffung von Begegnungsräumen.
Durch die Gestaltung der Internationalität auf dem Campus (I@H) soll internationale und interkulturelle Kompetenz erworben bzw. weitergegeben werden. So ist es ein Ziel, sicherzustellen, dass jede Absolventin und jeder Absolvent der UDE während ihres bzw. seines Studiums systematisch und vorzugsweise kreditiert eine internationale Erfahrung auf dem Heimatcampus gemacht und entsprechend internationale und interkulturelle Kompetenz erworben bzw. weitergegeben hat. Die Angebote und Möglichkeiten der Internationalisation at Home werden den Studierenden auf vielfältigen Wegen, etwa in der Studieneingangsphase über das Mentoring-System nahegebracht.
Einen wichtigen Baustein für die Internationalität auf dem Campus stellt die Internationalisierung der Lehre dar. Die UDE erkennt die Bedeutung von international ausgerichteter Lehre für die nachhaltige Internationalisierung der Hochschule. Internationalisierung dient der Qualifizierung von Studierenden für den internationalen Wettbewerb. Gezielte Aktivitäten - wie beispielsweise die curriculare Einbindung ausländischer Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler, die Integration internationaler Fallstudien und vorzugsweise englischsprachiger Lehrveranstaltungen, aber auch die Förderung Studierender in ihren Herkunftssprachen - ermöglichen es, möglichst viele Studierende im Rahmen des Curriculums zu erreichen und internationales Wissen und interkulturelle Kompetenzen für das Leben und Arbeiten in einem globalisierten Umfeld zu vermitteln. Im Hinblick auf die unterschiedlichen Fachkulturen und Rahmenbedingungen obliegt es den Fakultäten zu entscheiden, welche Maßnahmen für die Internationalisierung der jeweiligen Studiengänge zielführend sind. Schwerpunkte setzt die UDE insbesondere im Auf- und Ausbau von internationalen, zwei- oder englischsprachigen Bachelor- und Master-Studiengängen (mit Double Degree).
Im Zuge der I@H spielt auch die Personalentwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Technik und Verwaltung eine wichtige Rolle. Der zunehmende Kontakt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu internationalen Studierenden und Lehrenden erfordert in immer höherem Maße interkulturelle und sprachliche Kompetenzen. Die UDE fördert die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diesbezüglich durch gezielte Fortbildungsveranstaltungen und das Angebot von Personalmobilitätsmaßnahmen.