Mercator in Romanen

Romane und Kinderbücher Mercator in der Literatur

Mercator in der Literatur: Romane und Kinderbücher

Im 19. Jahrhundert etablierte sich die literarische Gattung des Romans zunehmend als Nationalliteratur, gerade auch in Deutschland. Auch historische Figuren dienten als Gegenstand für Romane. Gerhard Mercator fand in diesem Zusammenhang allerdings keine Beachtung. Erst im 21. Jahrhundert finden sich zwei Romane, die sich mit der historischen Figur Mercator auseinandersetzen.

Da ist zum einen der historische Roman „Zwischen Gott und der See“ von John Vermeulen aus dem Jahr 2004; und zum anderen der Roman „Der Weltbeschreiber: Gelehrter, Ketzer, Kosmograph – Wie die Karten des Gerhard Mercator die Welt veränderten“ von Nicolas Crane von 2005. Vermeulen liefert einen rein belletristischen Roman. Gerhard Mercator wird hier zu einer tragischen Heldenfigur stilisiert, der neben dem aristotelischen Weltbild auch eine Vorliebe für Schwarze Magie hatte, und sich mit dem charakterlich fiesen Rektor seiner Universität auseinandersetzen musste. Es kommen durchaus Personen aus Mercators Leben vor; beispielsweise sein Lehrer Gemma Frisius. Wissenschaftlichen Ansprüchen genügt eine solche Darstellung selbstverständlich nicht, aber das ist auch nicht Vermeulens Ziel.1 In einer Rezension heißt es zu Vermeulens Roman: „Und so bedurfte es schon eines Romanciers vom Format eines John Vermeulen, um aus dieser tendenziell faden (fade, insoweit wir in unserem Bedürfnis nach aufregender Aktion bloße "Denker" als mangelhaft empfinden), jedenfalls aber eher ereignisarmen und lediglich über das Denken brillierenden Gestalt des Professor Gerardus Mercator eine dramatische Handlung zu entwickeln, die dem Leser nicht so rasch aus dem Sinn gehen will.“2 Vermeulen, der sich das Ziel gesetzt hat, einen spannenden Roman zu schreiben, hat vielleicht gar keine andere Wahl, als den Stoff übermäßig zu dramatisieren, da die historische Person Mercator weder viel gereist ist, noch „Abenteuer“ oder ähnliches erlebt hat.

Auch Crane betont, kein wissenschaftliches Buch geschrieben zu haben. Er liefert aber dennoch ein Werk, welches man schon wissenschaftlich - wenn auch populärwissenschaftlich – nennen kann. Er widmet der Mercator-Projektion, seinem Ptolemäus-Atlas jeweils ein ganzes Kapitel.3 In einer Rezension heißt es hierzu: „Nicholas Crane bemüht sich um eine absolut umfassende Darstellung des Lebens von Gerhard Mercator, er packt unglaublich viele Fakten in sein Buch mit dem sehr schönen Titel „Der Weltbeschreiber“ – im englischen Original nicht weniger schön als „The Man Who Mapped The Planet“ –, will ein geschichtlich-biografisches Werk schaffen, das der Wissenschaft standhält und trotzdem Mercator auch dem Laien näher bringen, letzteres erkennt man auch an der sehr schönen und nicht gerade wissenschaftlich-nüchternen Aufmachung, die Droemer dem Buch angedeihen ließ.“4

Diskutieren lässt sich die Frage, warum sich nur so wenig Material in diesem Bereich findet. Für den Zeitbereich 19. Jahrhundert fanden sich keinerlei Ergebnisse. Dies überrascht, da vergleichsweise viele Wissenschaftler Einzug in die Literatur des 19. Jahrhunderts fanden.

Das amerikanische Kinderbuch „Gerardus Mercator – Father of modern mapmaking“ wurde 2008 herausgegeben. In zehn Kapitel versucht die Autorin Ann Heinrichs, Leben und Wirken des Gerhard Mercator kindgerecht zu vermitteln.

Eine Quelle, die herangezogen wird, ist die 1595 erschienene Mercator-Biographie seines Freunds und Nachbarn Walter Ghim. Die Autorin selbst schätzt Ghims „Vita Mercatoris“, die sich im Vorwort zu Mercators Atlas befindet, als die wichtigste Information über dessen Leben ein – wohl einräumend, dass diese Biographie ein sehr positives Bild Mercators zeichnet, und beispielsweise die Verfolgung Mercators durch die Inquisition auslässt. Daher greift die Autorin zusätzlich auf verschiedene englischsprachige Mercator-Biographien zurück. Die Autorin beschreibt Szenen aus dem Leben Mercators und bemüht sich dabei um eine lebendige Schilderung. Die Produktion seines Atlasses und seine Tätigkeit als Kartograph werden behandelt; ebenso wie die Verfolgung durch die katholische Kirche. Bemerkenswert an diesem Buch ist außerdem noch, dass sich zahlreiche Mercator-Abbildungen finden, welche alle an Hogenbergs bekannten Kupferstich angelehnt sind.

Der Leser des Buchs erfährt, dass Mercator dem Leser der „Chronologia“ aufzeigen wollte, wann bestimmte biblische Ereignisse stattgefunden haben und mittels Abgleichen des babylonischen, Hebräischen, Griechischen Kalenders zu datieren. Speziell dieses Werk sei der Katholischen Kirche ein Dorn im Auge gewesen. Auch widmet sich ein Kapitel der winkeltreuen Mercator-Projektion. Es wird geschildert, dass die Projektion zu seinen Lebzeiten nicht besonders berühmt gewesen sei. Ihm sei aber dennoch ein großer Durchbruch gelungen, da die Projektion heute noch Grundlage für Navigation in Schifffahrt und Weltraum biete.5

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Mercator in Kinderbüchern und Romanen nicht als Erinnerungsort auftritt. Möglicherweise liegt dies daran, dass die historische Figur Mercator – wie oben in der Rezenzion zum Vermeulen-Buch bereits angedeutet – schwierig auf unterhaltsame, literarische und leicht verständliche Art und Weise zu vermitteln ist.

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1 Vermeulen, John: Zwischen Gott und der See, Kramat 2004, S.5f., S.82-98.

3 Crane, Nicholas: Der Weltbeschreiber: Gelehrter, Ketzer, Kosmograph - Wie die Karten des Gerhard Mercator die Welt veränderten, München 2005, S. 183-190, S. 238-247, S. 308-316

5 Heinrichs, Ann: Gerardus Mercator – Father of modern mapmaking, Minneapolis 2008.