Naya Abdulrahman DAS FERNGLAS

Hallo, mein Name ist Naya und ich bin 11 Jahre alt. Ich werde euch heute eine Geschichte erzählen, die ihr nicht sofort vergessen werdet! Also spitzt eure Ohren und es geht LOS!

 

„Meine Familie ist voll langweilig! Echt doof!“, jammerte ich. „Was können wir für dich
tun? Wir versuchen dich immer glücklich zu machen“, fragte meine Mutter. Nachdenklich überlegte ich eine Minute lang, dann rief ich: „Ein Fernglas würde ich gerne haben. “ Meine Mutter lächelte mich an und nickte. Am nächsten Tag putzte ich mir meine Zähne und lief zur Schule. Ich sah viele Menschen, die mit ihrem Fahrrad fuhren oder ganz normal im Wald spazieren gingen. In der Schule holten wir unsere Bücher und Hefte heraus und begannen, unsere Hausaufgaben gemeinsam zu besprechen, nach der 2. Stunde hatten wir Pause. Wir rannten zu den Klettergerüsten oder Schaukeln und spielten zusammen. Nach der Schule wanderte ich wieder nach Hause und fragte: „Hallo, ich bin zurück, ist wer da?“ Niemand antwortete, also wusste ich, dass meine Eltern noch sehr beschäftigt waren.

Ein wenig später kamen meine Eltern und sie hatten etwas hinter ihrem Rücken versteckt. Es war eingepackt in einer schönen Tüte. „Hallo, mein Schatz, wie schön, dich zu sehen, wie war dein Tag?“, wollte mein Vater wissen. „Ganz okay und bei
euch?“, fragte ich uninteressiert. „Total stressig! Oberärzte waren heute nicht da oder hatten Streit mit anderen Leuten, wie Obayda und Nour, sogar auf der Station waren Bashir und Annika nicht da. Einfach unglaublich! Aber um den schlechten Nachrichten zu entkommen, haben deine Mutter und auch ich dir ein Fernglas gekauft“, meinte mein Vater atemlos. Ich war wortlos und hatte meinen Mund weit offen. Fröhlich rannte ich zu meinen Eltern und umarmte sie.
Blitzschnell stürmte ich in meinem Zimmer und packte das Fernglas aus. „Klick“,
ertönte es und ich legte es an mein Auge. Alles um mich herum wurde anders…

Mein Zimmer war voll mit Tablets und Laptops, all meine Bücher waren weg! An der Wand, wo früher eine Tafel hing, konnte ich jetzt eine E-Tafel sehen! Ich rannte schnell nach draußen und starrte auf die fliegenden Autos, die sich bewegenden Ampeln, aber ich suchte und suchte, landete an keinem Baum oder Menschen, die spazieren gingen oder mit dem Fahrrad fuhren. Schnell, aber achtsam düste ich zur Schule. Doch auf dem Schulweg war es nicht wie sonst, es war überall leer und ohne fröhliche Kinder, die lachten, oder Vögel, die sangen! Die Zeit schien vorbei! An jedem Spielplatz, an dem ich vorbei ging, war es leer wie in der Sahara. Als ich an der Schule ankam, war es von außen schon ganz anders: die vielen Pflanzen und Bäume, sie waren weg! Ich fragte mich auch: „Meine Freunde, wo sind sie?!“ Aber niemand antwortete auf meine Frage. Auch im Gebäude hatte sich vieles verändert. Die Klassenräume waren leer oder die Hälfte der Schüler war nur da. Meine Freunde, alles, was ich liebte, war weg! Ich ging in meine Klasse und stellte fest, nicht einmal unsere Lehrerin war da! Das war so grausam! Online zu lernen und meine Freunde durch das Fernglas verstreut in anderen Ländern zu sehen, grausam! Langsam kamen mir die Tränen. Als ich fragen wollte, ob wir ein Gemeinschaftsspiel spielen könnten, spielten alle Schüler nur Online-Spiele – jeder für sich allein! „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee war, meine Freunde im Stich zu lassen und die Pflanzen in unserem Garten nicht zu gießen. Alles nur wegen dieser schlimmen KI. Ich wünschte, das wäre nur ein Traum, dann könnte ich alles reparieren und wieder mehr Zeit mit meinen Freunden verbringen. Warum habe ich die Zeit nur nicht genutzt?
Warum?

Ich hoffe, das alles ist nur ein Traum! Ich möchte die Blumen riechen, im Wald spazieren gehen, Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie genießen, das ist gerade das Wichtigste bei mir. Doch alles ist durch das Fernglas schwarz-weiß… Ich kann einfach die Menschen nicht sehen, wie sie ihre Jobs verlieren und ihre Kinder nicht fröhlich machen können, es ist traumatisierend! Wirklich! Alles wird durch die KI bestimmt.“ Und wieder liefen dicke Tränen über mein Gesicht.

So ging ich zur Mensa und wollte mir etwas Tröstendes kaufen, doch als ich den Kühlschrank öffnete, sah ich nur Hamburger, Pommes, Pizza und das Schlimme… die wurden auch noch mit Plastiktüten verpackt. „Was, auch noch das? Ich wollte doch die Tomaten kaufen und das frische Obst, das mir meine Mutter immer empfohlen hat!“, rief ich laut. Ich rannte nach Hause und dachte, meine Eltern wären noch auf der Arbeit, aber das schien nicht so zu sein. „Hallo, mein Engelein wie geht es dir heute?“, fragten mich meine Eltern gleichzeitig. „SCHLIMM!“, sagte ich und wollte nichts Weiteres sagen, weil ich sonst hätte weinen müssen! Meine Eltern riefen fröhlich: „Fragst du dich nicht, warum wir so früh zu Hause sind? Wir werden es dir jetzt sagen! Weil es eine neue Erfindung gibt, die KI heißt! Und ja, die KI kann uns vieles abnehmen, wie z.B. Ekos oder auch Untersuchungen!“

Ich rannte entsetzt und weinend in mein Zimmer und schrie laut: „Warum?“ Meine Eltern kamen schnell und nahmen mir das Fernglas von meinen Augen. Ich drehte mich um und war erleichtert… Alles war wieder bunt!

Danach ging ich zu meinen Eltern und umarmte sie. „Ich mag euch sehr!“, flüsterte ich. Mein Vater schaute ein wenig ängstlich und meinte: „Ich glaube, das war unser Fehler, weil wir aus Versehen die Packung neben dem Fernglas genommen haben. Das Zukunftsfernglas.“ Ich lächelte ihn erleichtert und überglücklich an. Dann ließen mich meine Eltern allein in meinem Zimmer. Nachdenklich legte ich mich hin und überlegte, wie es morgen weiter geht.

Ende

Marlene Behr Die Bausteine von morgen

Ich liege in meinem Bett und versuche einzuschlafen. Doch mein Kopf kriegt keine Ruhe, denn morgen ist wieder so ein Tag. So ein Tag an dem ich nicht weiß was passiert, an
dem nicht alles abläuft wie immer, so ein Tag der aus dem Alltag herausfällt.

Normalerweise gehe ich morgens zur Schule, komme mittags zurück, mache meine Hausaufgaben und das, was ich sonst noch so zu tun habe und danach lese ich. Doch morgen nicht. Morgen habe ich nach der Schule noch eine AG, von da aus muss ich
direkt weiter zu einem Zahnarzttermin. Nach einem kurzen Zwischenstopp zu Hause fahre ich weiter zum Training. Der morgige Tag ist vollgepackt und stressig und ich kann ihn nicht gut vorkalkulieren.

Und da alle meine Tage normalerweise gleich aufgebaut sind, kann ich nicht gut damit umgehen. Deshalb versucht mein Hirn diese letzte Tatsache zu umgehen: ich gehe alle Busse und U-Bahnen durch, die ich morgen nehmen muss, sage mir im Stillen alle Umstiegs- und Abfahrtszeiten auf, wiederhole immer wieder den morgigen Tagesablauf.
Male mir alle möglichen Szenarien aus. Das sorgt nicht gerade dafür, dass ich einschlafen kann.

Mit meinem Alltag ist es wie mit einem Bau-Set. Jeder Tag stellt mir gleiche oder
zumindest ähnliche Bausteine hin. Und ich baue mir jeden Tag ein ähnliches Produkt daraus. Doch der Tag morgen stellt mir nicht die gleichen Bausteine hin wie sonst. Es sind andere und die Teile passen nicht zur Bauanleitung. Deshalb weiß ich nicht, was ich damit anfangen soll.

Ich könnte versuchen die Teile mit Zwang in die gewünschte Form zu kriegen. Das ist das, was mein Hirn gerade tut. Ich habe Bausteine für einen Tag und ich weiß nicht, was dabei herauskommt, wenn ich sie zusammensetzte. Also versuche ich die Teile so zu drehen und zu wenden und alles abzuschätzen, dass ich hinterher doch ein mir bekanntes Produkt vor mir stehen habe.

Doch anstatt die Teile in eine, für sie nicht vorgesehene, Form zu pressen, könnte ich auch einfach die Bauanleitung zur Seite legen, die Teile zusammensetzten und mich überraschen lassen, was dabei entsteht. Vielleicht ist es ja irgendetwas Tolles, was ich mir schon lange gewünscht habe…

Ich könnte einfach akzeptieren, dass ich nicht weiß, was mich morgen erwartet. Mich überraschen, den Tag auf mich zukommen lassen. Ich treffe morgen Menschen, die ich sonst nicht treffe. Mache Dinge, die ich sonst nicht tue oder sogar noch nie gemacht habe. Ich breche morgen kurz aus meinem Alltag aus.

Allerdings könnte ich auch versuchen das Alles aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. Ich könnte aufhören diese Tage nur hinzunehmen, sondern anfangen daran Gefallen zu finden. Ich könnte die Bauanleitung zerreißen und beginnen mich auf die „anderen“ Bausteine zu freuen. Es ist ja langweilig, wenn jeder Tag gleich aufgebaut ist und man hinterher immer nur dasselbe Produkt vor sich stehen hat. Schließlich will ich nicht, dass mein Leben einer Fabrik gleicht.

Und irgendwann könnte ich anfangen, bewusst, in jeden Tag unterschiedliche Bausteine einzubauen. Sodass ich bei dem Gedanken an den morgigen Tag, der sich sonst durch nichts von seinem Vorgänger unterschieden hätte, nicht wieder an das ewige Grau des nächsten Tages denken muss. Sondern, dass ich etwas Besonderes habe, auf das ich mich freuen kann.

Und wenn ich mir jeden Tag so umbaue, dass ich hinterher immer verschiedene Produkte vor mir stehen habe, komme ich vielleicht zu einem ganz anderen Punkt. Vielleicht schlafe ich dann, wenn wieder mal so ein Tag wie der morgen vor mir liegt, nicht mit dem Gedanken ein: „Och nö morgen ist wieder so ein anstrengender komischer Tag.“ Sondern dann feiere ich solche Tage, als die Tage, an denen ich andere Menschen treffe, an denen ich neue Sachen ausprobiere, an denen etwas vollkommen Unvorhergesehenes passieren kann. Als Tage, die, obwohl sie nicht kalkulierbar sind, gut werden können. Als Tage, die nicht zur Bauanleitung passen.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, merke ich, dass ich wohl mit diesem Gedanken im Kopf eingeschlafen bin.

Lotte Bischoff Die Zeit-WG

“Heute ist es endlich soweit!” , rief eine piepsende Stimme. Das ist TAG, sie freut sich riesig, da sie heute in die Zeit-WG einziehen darf. TAG ist ein kleines gelbfarbenes Mädchen, sie hat buntes langes Haar, das ihr fast zur Hüfte reicht. Ihre großen blauen Augen schimmern genauso schön wie ihre Haare. Hüpfend bewegte sie sich auf das Haus zu, wo sie schon bald mit drei anderen einziehen würde. Endlich angekommen warteten die drei schon auf sie. Sie standen vor einem prächtigen Haus, es bestand aus weichen Wolken. Eine dunkle Stimme riss TAG aus ihrem staunen. “Ich bin JAHR,” stellte sich ein Mann mit einem arroganten Lächeln, braunen nach hinten gegelten Haaren und einem stabil gebauten roten Körper ihr vor.

“Ich bin TAG”, piepste sie zurück. “Lass uns hinein gehen Leute!”, rief WOCHE und hatte die Tür bereits geöffnet. WOCHE hatte ihre langen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, an ihrem grünen Körper trug sie eine braune Latzhose. TAG war die erste, die über die Türschwelle in ein riesiges Wohnzimmer hüpfte. Als zweites kam MONAT hinein, sie trägt immer die neuesten und schönsten Kleider, heute ist es ein blaues mit gelben Blümchen. Ihr lilanes schulterlanges Haar passt perfekt zu ihrer rosanen Haut und ihrem selbstbewussten, aber trotzdem freundlichen Gesichtsausdruck. Als alle im Haus waren, schloss die Tür automatisch und ein Globus auf ein einem Glastisch kam aus dem Boden hinaufgefahren.

Auf dem Globus blinkten rote Punkte, alle auf unterschiedlichsten Kontinenten, Ländern und Städten. “Was ist denn das?”, fragte WOCHE. An dem Tisch war ein Display angebracht, auf dem ein Text stand. MONAT las vor: “ Dies ist der Zeitglobus. Überall wo diese roten Punkte blinken, ist eine unbeantwortete Frage zu dem Thema Zeit. Deswegen heißt eure WG auch die Zeit-WG.”

“Hat der Globus mich gehört oder warum steh da die Antwort auf meine Frage?”, wunderte sich WOCHE. “Ach Quatsch!”, grummelte JAHR. “Lass und doch Frage Nr.1 beantworten,”
 
meinte TAG und tippte entschlossen auf den Punkt von Paris. Der Zeitglobus erzählte:” In Paris fragt sich ein Mädchen: Wie werde ich in einem Jahr aussehen?”

Entschlossen sagte JAHR: ”Dieses Mädchen wird sich sehr verändern. Ihre Haare werden dunkler sein und sie wird sehr viel wachsen.” Der Zeitglobus hatte alles aufgeschrieben, danach als Brief verpackt und dem Mädchen zugesendet. Als nächstes drückte TAG auf den Punkt in Rom und der Zeitglobus erzählte erneut: “Ein junger Mann fragt sich, ob er seine Ausbildung erfolgreich in einem Monat beenden kann.” Auch MONAT antwortete ebenfalls, ohne zu zögern: “JA, er wird sie erfolgreich abschließen und er bekommt noch am gleichen Tag zur Belohnung einen Welpen von seiner Mutter geschenkt. Auch dieses Mal hatte der Zeitglobus alles aufgeschrieben, als Brief verpackt und abgeschickt. Das ging immer so weiter bis fast alles Fragen beantwortet waren. Es gab nur noch eine Frage, und die war in Deutschland, um genauer zu sein in Bochum. In Bochum fragen sich mehrere: “Was ist morgen”, erzählt der Zeitglobus. Alle schnappten nach Luft, Stille machte sich breit in der Zeit-WG.

Einige Minuten lang starrten alle den Globus an. Dann fingen alle wild an durcheinander zu schreien: “Was ist Morgen? Wird es gut oder doch schlecht? Wird die Natur wieder mehr berücksichtigt oder noch mehr zerstört werden? Wird es einen 3. Weltkrieg geben?”

“Stooooop!” brüllte JAHR. “Das sind zu viele Fragen. Niemand weiß, wie es Morgen aussehen wird. Niemand weiß, ob es gut oder schlecht sein wird. Jeder von uns weiß es nicht. TAG weiß, was heute ist, WOCHE weiß, was in einer Woche ist, MONAT in einem Monat und ich in einem Jahr.”
“Niemand weiß es,” erklärte JAHR.

Plötzlich erschien eine Rauchwolke aus dem Globus, sie verwandelte sich in ein kleines
Wolkenwesen und sagte: “Doch, ich weiß was Morgen ist. Ein Tag ergibt den anderen, sonst
gäbe es nicht Heute oder Morgen.

Morgen ist das, was du daraus machst. Du bist ein Teil der Erde und kannst die zu einem
besseren Planeten machen. Glaube nur daran. Du schaffst das!”

Nico vom Brocke Morgen

Hallo, ich bin der Nico und habe das FAS-Syndrom, Fetales Alkohol-Syndrom.

Manche Leute denken, dass es schwer ist, mit FAS zu leben, aber das stimmt nicht. Das erkläre ich euch.

Als ich noch im Bauch meiner Mutter war, hat meine Mutter Alkohol getrunken. Aber das war ein Fehler, denn es hat meinem Gehirn geschadet. Anfangs hat man es nicht festgestellt. Erst als ich laufen lernte, merkte man, dass ich langsamer laufen gelernt habe als die anderen. Meine Mama hat mich auch nicht mit Milch gestillt, sondern mit Schnaps. Sie hat mich auch nicht gefüttert. Meine Schwester hat Essen geklaut, um mich am Leben zu halten. Irgendwann wurden wir vom Jugendamt mitgenommen. Wir waren bei unseren Pflegeeltern. Als die bemerkten, dass mit mir etwas nicht stimmt, gingen sie mit mir zum Arzt. Der sagte, wir müssen zu einem Professor. Der sagte, dass ich FAS habe und einige Dinge nicht lernen werde. Aber da war ich in meinem Element. Er sagte, dass ich nie schwimmen kann. Jetzt bin ich an Gold dran. Und ich würde kein Fahrrad fahren. Aber ich habe es gelernt. Das Leben ist nicht leicht. Ich bin auf eine Grundschule gegangen. Aber ich kam mit dem Material nicht zurecht. Und ich wurde gemobbt, was mich traurig machte. Dann bin ich ab der fünften Klasse auf eine Förderschule gegangen. Das war besser, viel besser. Jetzt bin ich 18, Schlagzeuger, mache mein letztes Schuljahr und überlege, wie es nach der Schule für mich weitergeht. Es macht mir Spaß, mein Leben zu leben. Ich werde von zuhause ausziehen. Meine Eltern dachten auch, dass ich nie Schlagzeug spielen kann, aber ich habe es geschafft. Und du schaffst es auch. Du bist nicht alleine, nur gemeinsam sind wir stark. Ihr schafft das!

Euer Nico

Paul Glocke Was der Morgen bringt ...

  1. Sommer
    Urlaub machen
    Wunderbare Wärme genießen 

    Schwimmen im blauen Ozean Genießen 
     

  2. Natur
    Grüne Wälder 

    Blau und grün
    Bunte Blumen große Wiesen Leben 
     

  3. Leben?
    Überleben wir?
    Gibt es Natur?
    Existiert Leben im Zukunftsleben? Angst 

     

  4. Fußball
    Elf Menschen 

    Nur ein Ball
    Elf gegen elf Menschen Leidenschaft 
     

  5. Frieden 

    Keinen Krieg 

    Anstatt Waffen Freude
    Anstatt Kämpfen nettes Reden Ruhe 
     

  6. Weltall
    Unendliche Weiten
    Massen an Galaxien
    Sterne, Planeten und Kometen Vielfalt
     
  7. Zukunft
    Künstliche Intelligenz
    Angst oder Freude?
    Künstliche Intelligenz verdrängt Menschen Armut 

Mila Kempka Geht morgen etwa die Welt unter?

Geht morgen etwa die Welt unter? 
Die Tür schlug auf. Thea kam herein. Sie war ganz außer Atem. “Mila!”, rief sie “Die Welt! Die Welt wird morgen untergehen! Oh, was machen wir jetzt?” “Weiß nicht”, antwortete Mila. “Okay, ich gehe jetzt Vorräte einkaufen. Wir müssen auf ALLES vorbereitet sein!”, meinte Thea und ging. Doch Mila wusste, was sie machen sollte. Das kannte sie schon von der Corona Pandemie. Also ging Mila los, um Klopapier zu kaufen. Als Mila aus dem Haus war, wunderte sie sich, dass noch keine Massenpanik ausgebrochen war. Doch sie freute sich, denn so war bestimmt noch ganz viel Klopapier übrig. Im Supermarkt angekommen, ging sie schnurstracks auf die Hygieneabteilung zu. Sie kaufte drei Packungen Toilettenpapier. Dann ging sie wieder nach Hause. Auf dem Weg fing es an zu regnen. Mila dachte, dass es jetzt anfing mit dem Weltuntergang. So ein Weltuntergang musste ja schon ein bisschen früher losgehen. Es dauert bestimmt ein bisschen, bis die Welt komplett untergegangen ist. Sie beeilte sich, weil sie ihre Regenjacke nicht an hatte. Sie beschloss, den Wetterbericht zu schauen, sobald sie Zuhause war. Denn Mila wollte wissen, wie lange es noch hin war, bis zum Weltuntergang. 

Mila schloss die Haustür auf. Sie ging hinein, zog ihre Schuhe aus und stellte das Klopapier auf den Küchentisch. Sie musste es ein bisschen stapeln, denn da standen ja schon die Vorräte von Thea. Dann lief sie ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Mila klickte ein paar Mal auf die Fernbedienung und schon lief die Aufnahme vom heutigen Wetterbericht. Die Moderatorin fing an zu reden: “ So, kommen wir zum heutigen Wetter. Die Regenwolken ziehen doch über uns hinweg. Es wird heute ein bisschen tröpfeln. Leichter Wind kommt auch auf uns zu. Insgesamt sehr ungemütliches Wetter, aber wir werden es überleben. Die Welt wird morgen nicht untergehen." Die junge Dame zwinkerte. Da war Mila sehr beruhigt. Sie schaltete den Fernseher aus und ging zu Thea. Mila schlug die Tür auf und fing an zu reden: “ Thea, die Welt geht doch nicht unter! Zumindest nicht morgen. Vielleicht mal irgendwann, aber wir haben ja Vorräte gekauft, also ist alles gut. Woher weißt du das eigentlich mit dem Weltuntergang?” “Das hat die Wetterfrau gesagt.”, meinte Thea. Die beiden beschlossen, den Wetterbericht zu gucken. Thea schaltete ihren Fernseher ein und drückte auf der Fernbedienung rum. Die Moderatorin fing wieder an zu reden: “So, kommen biiep...” Der Fernseher hatte anscheinend ein Störsignal. “... zum Wetter. Die biiep ziehen doch biiep über uns hinweg. Es wird biiep heute ein bisschen biiep. Biiep Wind kommt biiep auch auf. Insgesamt sehr biiep Wetter, doch wir werden es biiep überleben. Die Welt wird morgen biiep untergehen.” “Guck”, sagte Thea, "die Welt wird untergehen. Sie hat doch gesagt, die Welt geht morgen unter.” 

“Nee”, meinte Mila, "das war ein Störsignal.” Thea nickte: “Das könnte gut sein. Aber wenn etwas kaputt ist, sollten wir das reparieren. Vielleicht stimmt ja etwas mit der Antenne auf dem Dach nicht. Lass uns mal nachgucken.” Die beiden gingen nach draußen. “Sieht kaputt aus.”, meinte Mila. Thea antwortete: “Du musst da hochgehen und sie reparieren.” “Warum ich?”, fragte Mila, “Mach du das doch!” “Nein, ich bin größer und deswegen auch schwerer und wenn ich da runterfalle, tut es viel mehr weh, als wenn du runterfällst... glaub ich zumindest!” Mila verstand das und kletterte aufs Dach.

Kurz darauf kam ein Krachen von oben und die Antenne flog runter. “Ups”, rief Mila von oben. Thea stöhnte: “Komm runter! Ich glaube, du hast es schlimmer gemacht!” “Du wolltest, dass ich da hoch gehe!”, verteidigte sich Mila. “Komm, vergessen wir das einfach. Da kann man jetzt auch nichts mehr machen. Hast du eine Idee, was wir jetzt tun können?”, fragte Thea. Die beiden überlegten kurz und einigten sich darauf ins Kino zu gehen. Thea rannte in ihr Zimmer und holte ihr Portemonnaie. Bevor sie die Haustür wieder schließen konnte, schrie Mila:” Warte!” und rannte noch mal ins Haus. Kurz darauf kam sie mit einer Klopapierrolle wieder raus und begründete es mit “man kann ja nie wissen”. Dann beeilten sich die beiden, um rechtzeitig ins Kino zu kommen. Der Film fing ja gleich an.
Am Kino angekommen, kaufte Thea zwei Tickets für den Film “Der Tag, an dem die Welt plötzlich unterging”. Als sie in der Popcornschlange anstanden, warf Thea einen Blick in ihr Portemonnaie. “Mist”, entfuhr es ihr, “ich habe kein Geld mehr”. Doch Mila lächelte nur und sagte: “Abwarten”.
Als sie schließlich an der Theke angekommen waren, fing Mila an zu reden: “Hallo, wir haben gerade erfahren, dass die Welt untergehen soll. Würden Sie vielleicht mit uns tauschen? Popcorn gegen Klopapier?” Mila lächelte. Der Verkäufer überlegte kurz, schien den Tausch für fair zu halten. Er stellte eine Tüte Popcorn auf den Tisch und nahm das Klopapier entgegen. Mila bedankte sich und die Schwestern gingen zum Kinosaal. Außer Sichtweite des Verkäufers klatschten sie sich ab. Dann setzten sie sich auf die Kinostühle und der Film über den Weltuntergang fing an. 

Nach dem Film gingen die Mädchen nach Hause. Vor der Tür angekommen, hob Mila die Antenne auf und Thea öffnete die Haustür. Die beiden setzten sich aufs Sofa und warteten auf ihre Eltern.
Da öffnete sich auch schon die Haustür. Papa kam rein. Er begrüßte die Mädchen. Dann warf er einen Blick auf den Küchentisch und fragte: “Warum liegt da so viel Essen auf dem Tisch? Und dann noch das Klopapier. Geht morgen etwa die Welt unter?” “Nein“, fing Mila an zu erzählen, “das dachten wir erst, aber Theas Fernseher hatte ein Störsignal. Dann bin ich aufs Dach geklettert, um die Antenne zu reparieren und da ist sie abgebrochen." Thea gab Papa die Antenne, doch bevor Papa antworten konnte, kam Mama in die Küche. Ihr fiel sofort auf, dass der Küchentisch voll mit Vorräten war und sie fragte: “Geht morgen etwa die Welt unter?”. Da mussten Mila, Thea und Papa lachen und Mama lachte direkt mit. 

ENDE

Lotta Krause DER DOIMANT

Hallo, mein Name ist Memory und mein blöder Bruder Paul hackt mir gerade meine Läuse vom Kopf. Blöd ist er eigentlich nicht, nur trottelig, zum Beispiel fliegt er oft mal gegen die durchsichtige Wand. Ach so, ich bin übrigens ein Vogel, falls ihr euch wundert. Paul und ich leben bei einem ganz lieben Frauchen, aber das FRAUCHEN von unserem Frauchen ist eine Katastrophe. Der Name unseres Frauchens ist Larijana. Sie nennt ihr Frauchen Mama, wir nennen es Schreckschraube. Jedenfalls lebt es sich bei Larijana sehr gut. Sie versorgt uns jeden Tag mit ausreichend Futter und liest uns abends eine gute Nacht Geschichte vor. Ich sitze gern auf ihrem Kopf. Paul und ich überlegen uns jeden Morgen neu, wie wir die Schreckschraube zur Weißglut bringen können. Und morgen, morgen ist ein ganz großer Tag für uns zwei: unser Frauchen hat Geburtstag! Wir sprechen nur noch von morgen, wir wollen ihr nämlich etwas schenken. Wir wissen bloß nicht was! Morgen, morgen, morgen…Morgen schon!!! Wir müssen uns echt was einfallen lassen! Ein guter Streich? Neee, den gibt es immer. Wir könnten Larijana diesmal etwas später wecken dann ist sie nicht so müde, aber das ist nicht genug. Ach, ich muss mich mal austoben.
Mein Frauchen weiß ja, dass ich, wenn ich ein Ausflug mache, immer zurückkomme. Deshalb fliege ich durch die offene Gartentür nach draußen. Gerade als ich beschleunige, glitzert etwas. Im Sturzflug fliege ich nach unten. Hach, es ist immer noch ein herrliches Gefühl, dieser Wind im Gesicht. Puh, das war knapp! Fast wäre ich auf den Schnabel gefallen! Ganz behutsam hebe ich das glitzernde etwas auf. Sieht aus wie ein Stein. Den könnten wir Larijana schenken! Ich beschleunige wieder und fliege an vielen schönen Häusern vorbei. Wieder zu Hause angekommen, zeige ich Paul den Stein. „Cool! Jetzt haben wir endlich etwas!“ sagt er darauf hin. Zum Glück gefällt ihm der Stein, sonst hätten wir etwas Neues holen müssen.

„Mann!!! Wo ist er nur, dieser verfluchte Diamant?“ höre ich von unten die Schreckschraube fluchen. Gestern hat sie alles durch die Gegend geschmissen, weil sie diesen „Diamant“ nicht findet. Was auch immer das ist. Ich kenne Knusperdiamanten, von einer Sonnenblume, aber so wichtig sind die auch nicht. Und außerdem gibt’s die fast überall. Also: No Drama Lama! Aber es ist typisch Schreckschraube, dass sie immer schnell sauer wird. Ich weiß noch, als wir ihr den Namen gegeben haben. Da musste Paul mal und hat auf ihren weißen Schuhen sein Geschäft erledigt. Sie hat noch geschimpft, dass sie ihm den Hals umdrehen will! Paul ist zwar manchmal nervig, aber so schlimm ist es nicht! Außerdem kann man uns gar nicht den Hals umdrehen, denn wir sind zwar Vögel, aber Wellensittiche und keine Eulen! Da kommt Paul wie gerufen angeflogen. Er hält ein Stück abgerissenes Geschenkpapier im Schnabel. „Wir müssen den Stein noch verpacken.“, sagt er und dabei fällt ihm das Papier hin. Ich fange jetzt gerade noch rechtzeitig auf, bevor es auf dem Boden landet.

„Na dann“, sage ich, als ich Paul das Papier vor die Krallen lege. „Ran an die Arbeit!“Ich hole den Stein und bette ihn behutsam auf der Verpackung. Paul fängt an und faltet die eine Seite über dem Stein auf die andere. Dabei entsteht ein großes Loch, so dass der Stein durchfallen könnte. „Na toll“, beschwere ich mich bei Paul. „ Ja, mach du es doch besser!“ moppert er. „ Du hattest doch die Idee und hast einfach angefangen!“ „Ja weil du da standest und gar nichts getan hast!!“ Erwidert Paul. „Ist doch egal, wir müssen uns aufs Wesentliche konzentrieren. Wir brauchen eine neue Verpackung! Wo hast du die kaputte her?“ , frage ich ihn. „Keller“, antwortet er darauf hin nur. Ich fliege los und auf dem Weg werde ich fast von den Sachen getroffen, die die Schreckschraube herum schmeißt, weil sie diesen Doimanten, oder wie auch immer, nicht findet. Wo ist nur dieses Papier? Ach, da drüben. Ich nehme ein großes Stück mit und fliege wieder hoch. Oben wartet mein Bruder schon auf mich. „So, und jetzt verpackst du das.“ sagt er. „Ja, das ist mir auch lieber!“ , gebe ich zurück. Dann beginne ich und Paul wirft mich mit Geschenkpapier ab. „Hör auf, ich muss mich konzentrieren.“, erkläre ich. Dann habe ich es endlich geschafft. „Wir müssen es nur noch verstecken!“ , erwähne ich noch.
„Vielleicht in der Lampe?“, schlägt Paul vor. „Gute Idee.“ bemerke ich. Da Larijana eine runde Lampe mit Hohlraum hat, geht das ganz gut. Paul versteckt es.

Wie spät ist es eigentlich? Da kommt Larijana rein und zieht sich den Schlafanzug an. Das ist ein Zeichen. Wir müssen ins Bett. „ Morgen hab ich Geburtstag!“ ruft sie fröhlich und setzt sich ins Bett. Ich fliege auf ihre Schulter und Paul neben sie aufs Bett. Dann beginnt Larijana zu lesen. Mitten in der Geschichte schlaf ich ein. Am nächsten Morgen weckt Paul mich. Larijana schläft noch. Da kommt die Schreckschraube ins Zimmer und singt Happy Birthday. Schnell fliege ich in die Lampe und hole das Geschenk heraus. Da wacht Larijana auf. Die Schreckschraube gibt ihr einen Kuchen und Paul und ich kommen mit dem Stein im Schnabel auf sie zugeflogen. Unser Frauchen packt ihn eifrig aus. Das Gesicht der Schreckschraube hellt sich auf und sie ruft: „Da ist der Diamant!“ Aha! Ein Doimant oder so ist ein Stein! Merkwürdig, es scheint, als wäre die Schreckschraube keine Schreckschraube mehr! Sie sieht nun richtig nett aus! Wahrscheinlich nur, weil der Stein wieder da ist. Und was sie jetzt sagt, überrascht mich sehr: „Und für euch,“ sie zeigt auf uns, „kauf ich auch ein Geschenk. Weil ihr den Diamant wieder gefunden und zurückgebracht habt. Die Belohnung gibt’s aber erst MORGEN!“
Tja! “Morgen” hat es wohl an sich, dass man sich darauf freut.

Zeinab Osman Zwischen Bomben und Hoffnung: Der lange Weg in eine bessere Zukunft

Als die Bomben anfingen zu fallen, dachte ich an den Tag, der kommen würde – an morgen. Würde alles anders sein? Würde der Krieg endlich vorbei sein, und könnten wir wieder in Frieden leben? Der Gedanke an eine bessere Zukunft war das Einzige, was mich auf dem Weg zur Schule noch trug. Die Geräusche des Krieges waren ohrenbetäubend, der Himmel verdunkelte sich durch Rauch und Asche, und ich spürte die Erschütterungen der Explosionen tief in meinem Inneren. Die Straßen, die einst voller Leben waren, lagen leer und verlassen da. Aber trotz all der Angst, trotz des Chaos um mich herum, blieb ein Gedanke in meinem Kopf: „Morgen.“ Morgen schien fern, aber dennoch wichtig. Es war das Einzige, woran ich mich klammern konnte, als ich nach Hause rannte.

Am Abend saß ich mit meinen Eltern zusammen. Die Bomben waren zwar leiser geworden, aber die Angst stand uns ins Gesicht geschrieben.

„Wann wird das alles aufhören?“, fragte ich leise und suchte in den Augen meines Vaters nach einer Antwort.

Er sah mich lange an, bevor er antwortete: „Bald, inshallah. Wir müssen stark bleiben.“ Meine Mutter nahm meine Hand und fügte hinzu: „Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren. Irgendwann wird es vorbei sein, und wir werden wieder in Frieden leben.“

Die Tage im Kriegsgebiet waren eine Mischung aus Angst und Hoffnung. Jeder Tag brachte neue Herausforderungen, neue Verluste, und doch wachte ich jeden Morgen auf mit dem Gefühl, dass vielleicht dieser Tag der letzte inmitten des Krieges sein könnte. Die Hoffnung, dass morgen alles anders sein könnte, dass der Krieg enden würde, hielt uns alle am Leben. Unsere Stadt, einst voller Leben und Freude, war jetzt eine Ruine. Die Häuser, in denen wir früher gedacht und gefeiert hatten, standen nun leer, zerstört von den Bomben, die sie getroffen hatten. Doch selbst in dieser Zerstörung hielten wir uns an der Idee fest, dass es einen Weg aus dieser Dunkelheit geben musste – und dieser Weg begann mit dem Gedanken an morgen.

Die Entscheidung zu fliehen war nicht leicht. Eines Nachts hörte ich meine Eltern leise im Wohnzimmer diskutieren.

„Es wird nicht besser werden,“ sagte mein Vater mit einem schweren Seufzen. „Wir müssen gehen, bevor es zu spät ist.“

„Aber wie? Was, wenn wir es nicht schaffen? Was, wenn wir auf der Flucht erwischt werden?“ Meine Mutter klang verzweifelt.

„Und was, wenn wir bleiben und die Bomben uns eines Tages treffen?“, entgegnete mein Vater. „Wir müssen es versuchen, für uns und für die Kinder.“

Am nächsten Morgen sprachen sie mit mir und meinen Geschwistern.

„Wir werden unser Zuhause verlassen,“ erklärte mein Vater. „Es wird schwer, aber wir haben keine Wahl.“
 
„Was nehmen wir mit?“, fragte ich leise und sah mich in unserem Haus um, als wäre es das letzte Mal.

„Nur das Nötigste,“ antwortete meine Mutter und strich mir sanft durchs Haar. „Kleidung und ein paar Dinge, die uns wichtig sind.“

Die Reise war gefährlich. Jede Nacht hörten wir die Geräusche von Kämpfen in der Ferne. Jeder Schritt fühlte sich an, als könnten wir entdeckt werden, als wäre der nächste Tag ungewiss. Doch mit jedem Schritt kamen wir dem Ziel näher: einem Ort, an dem wir in Sicherheit sein könnten. Die Strapazen der Flucht zehrten an uns allen. Doch die Vorstellung, dass morgen ein sicherer Tag sein könnte, dass wir in einem neuen Land eine Zukunft aufbauen könnten, gab uns die Kraft weiterzumachen.

Als wir endlich in Deutschland ankamen, fühlten wir sowohl Erleichterung als auch Unsicherheit. Die Fremde war überwältigend. Eine neue Sprache, eine neue Kultur – alles fühlte sich so anders an, so fern von dem, was wir kannten. Am Anfang war jeder Tag eine Herausforderung. Wir verstanden die Sprache nicht, wussten nicht, wie wir uns in dieser neuen Welt zurechtfinden sollten.

„Wie sollen wir das schaffen?“, fragte ich eines Abends. „Ich verstehe nichts von dem, was sie sagen.“

Mein Vater lächelte müde. „Wir werden es lernen. Stück für Stück. Es wird nicht leicht, aber wir haben schon so viel überstanden. Wir schaffen das.“
Langsam, Schritt für Schritt, fanden wir unseren Weg. Jeder neue Tag brachte uns ein Stück näher an ein normales Leben, an die Vorstellung, dass wir hier eine Zukunft haben könnten.

Morgen hatte jetzt eine andere Bedeutung. Es war nicht mehr nur der nächste Tag in einer Reihe von Überlebenstagen – es war eine Chance, etwas Neues zu beginnen. Jeden Tag lernten wir ein wenig mehr Deutsch, fanden neue Freunde und fingen an, uns in dieser fremden Welt zuhause zu fühlen. Wir begannen zu planen, uns vorzustellen, wie unser Leben in der Zukunft aussehen könnte. Für uns bedeutete morgen nicht nur das Ende des Krieges, sondern den Beginn eines neuen Lebens.

Jetzt, einige Jahre später, blicke ich zurück und sehe, wie weit wir gekommen sind. Der Krieg hat uns geprägt, uns stark gemacht, aber vor allem hat er uns gelehrt, wie wichtig der Glaube an morgen ist. Ohne Hoffnung auf ein besseres Morgen hätten wir nicht überlebt. Ich habe gelernt, dass jeder Tag eine neue Chance ist, dass das Leben nicht einfach ist, aber dass wir immer die Möglichkeit haben, es besser zu machen. Die Narben des Krieges werden immer ein Teil von mir bleiben, aber sie erinnern mich auch daran, wie weit ich gekommen bin.

Wenn ich heute zurückblicke, erscheinen mir die Tage des Krieges wie ein ferner Albtraum, der doch so real war. Die Dunkelheit, die Angst, die wir tagtäglich erlebten, haben uns geformt. Doch es war die Hoffnung, die uns durch diese Zeit getragen hat – der Glaube daran, dass es eines Tages besser werden würde. Wir waren gezwungen, alles, was uns lieb war, hinter uns zu lassen. Aber wir haben überlebt, weil wir nie aufgehört haben, an morgen zu glauben.


Qamishli – Die Heimat im Norden Syriens
Qamishli, meine Heimatstadt im Norden Syriens, ist ein Ort voller Geschichte und Bedeutung. Im Herzen des kurdischen Gebiets gelegen, war die Stadt schon immer ein Zufluchtsort für viele kurdische Familien. Doch auch Qamishli blieb nicht vom Krieg verschont. Als der Bürgerkrieg ausbrach, wurde der Norden Syriens zu einem umkämpften
 
Gebiet, in dem die kurdischen Kräfte – die YPG – versuchten, sich gegen das syrische Regime und später auch gegen die Bedrohung durch den IS zu behaupten. Die Kämpfe in Qamishli brachten immense Zerstörung, doch die kurdische Gemeinschaft bewies unglaublichen Widerstandswillen. Trotz der Gewalt und des ständigen Drucks träumten die Menschen dort immer von einer autonomen Zukunft in Frieden, in der die kurdische Kultur, Sprache und Identität endlich frei gelebt werden können.

Heute träume ich immer noch von morgen – aber jetzt ist es ein anderes Morgen. Jetzt träume ich von einem Morgen, an dem Frieden für alle möglich ist. Ein Morgen, an dem niemand mehr durch Krieg und Gewalt vertrieben wird. Ein Morgen, an dem alle Kinder in Sicherheit zur Schule gehen können, ohne die Angst, dass Bomben fallen könnten.
Meine Hoffnung für die Zukunft ist, dass wir eines Tages in einer Welt leben, in der jeder Tag besser ist als der letzte, und in der morgen immer eine neue Chance bedeutet.

Sham Sakkoul Glück im Unglück

Morgen, morgen wird besser. Morgen werde ich mich wehren.

Hallo ich bin Clara und bin zwölf Jahre alt. Obwohl ich sehr ängstlich bin, ist mir schon einmal etwas sehr Beängstigendes passiert. Nun ja, alles fing mit einem normalen Schultag an meiner neuen Schule an. Kaum betrat ich meine Schule, sah ich direkt wieder Abigail, das beliebteste Mädchen der Schule. Als ich reinkam, kicherte sie. Jeden Tag fragte ich sie, ob wir Freunde sein können, doch dieses Mal fragte ich sie nicht danach, denn immer kam dieselbe Antwort: „Niemals, du bist viel zu arm!“, sagte sie und lachte mich aus. Nach dem Unterricht spürte ich einen äußerst großen Schmerz an meiner rechten Hand. Irgendwas stimmte mit mir nicht. Ich hatte ein absolut anderes Gefühl, ein Gefühl, als wäre ich ein anderer Mensch. Zu Hause angekommen, legte ich mich direkt ins Bett und in nur wenigen Minuten schlief ich auch schließlich ein. Ich wachte auf und spürte immer noch den selben Schmerz. Als ich aufstand, sah ich ein wunderschönes Armband auf meinem Schreibtisch. Ich probierte es gleich an und es war zauberhaft schön. In der Mitte war ein blauer Diamant, der auffallend glänzte. Als ich es anprobierte, war der Schmerz plötzlich weg. Als wäre es Magie gewesen.

Am Tag darauf zeigte ich Abigail in der Schule mein neues Armband. Sie musterte mich von oben bis unten. Abigail war sprachlos. Man sah die Eifersucht in ihren Augen. Im Unterricht bemerkte ich, dass auf dem Diamant des Armbandes etwas stand: „Morgen wirst du ausgelacht von Abigail am Schuleingang“. Was sollte das heißen? Und warum sollte Abigail mich auslachen? Warum sollte sowas auf dem Armband überhaupt stehen? Als ich am nächsten Tag zur Schule ging, wusste ich nun, was der Satz auf meinem Armband für eine Bedeutung hatte. Denn an dem Morgen passierte genau das, was auch auf dem Diamant stand. Genauer gesagt zeigte es, was morgen passiert. Ist das nicht unglaublich? Ich habe also sozusagen eine Superkraft. Die Superkraft zu wissen, was morgen passiert. Eine Superkraft zu haben, war schon immer mein Traum! Als ich wieder auf mein Armband schaute, war Folgendes zu sehen: „Morgen hast du Sportunterricht!“ Ab sofort brauchte ich auch nicht mehr auf meinen Stundenplan zu schauen, denn mein Armband verriet mir, was ich für einen Schultag habe. Nach dem Sportunterricht blickte ich auf meine rechte Hand, denn ich wollte schauen, was morgen passieren wird. Und plötzlich, wie aus dem Nichts, war es nicht mehr da. Ich suchte meine gesamte Tasche ab, doch es war nicht vorhanden. Ich war enttäuscht, äußerst wütend, aber gleichzeitig hatte ich auch große Angst, dass es in die falschen Hände geriet. Ich geriet in Panik und suchte hektisch danach. Doch dann fiel mir wieder ein, dass ich es beim Sportunterricht ausgezogen hatte. Und überraschenderweise platzte Abigail gerade in die Kabine rein. „Wonach suchst du denn, Clara?“, sagte sie mit einem Grinsen im Gesicht. „Was hast du damit angestellt? Na los, sag es mir!“, rief ich ihr zu. „Naja es ist möglicherweise…“, sagte sie. „Wo ist es? Na los, raus mit der Sprache!“, brüllte ich sie an und zum ersten Mal konnte ich ihr richtig in die Augen schauen. „Es ist im verlassenen Haus neben der Schule“, sagte sie und und verlies den Raum. Ich erlebte den größten Schock meines Lebens. Ich hatte alleine schon Angst Abigail in den Augen zu schauen, wie sollte ich mein Armband aus dem verlassenen Haus rausholen? Ich war unter Schock, aber gleichzeitig hatte ich auch riesengroße Angst. Doch ich hatte keine andere Wahl, also entschloss ich mich dort hin zu gehen. Die Angst, dass dort etwas Schlimmes passiert, war sehr groß. Nun stand ich vor dem verlassenen Haus und zitterte. Langsam bewegte ich meine zitternden Beine zur Tür. Die Tür quietschte leise, als ich den Raum betrat. Überall lagen verstaubte Betten, und die Wände schienen die Schreie der Verstorbenen zu bewahren. Ich spürte eine Kälte, die durch meinen Knochen zog. Plötzlich hörte ich ein leises Flüstern, das meinen Namen sagte. „Clara!“ Ich blieb stehen und bewegt mich nicht. Die Dunkelheit umhüllte mich wie ein kalter Schleier. Der Geruch von altem Staub drang in meine Nase, während mein Herz schnell schlug. Doch dann ertönte wieder dasselbe Flüstern, das meinen Namen sagte: „Clara!“ Die Stimme klang wie ein Echo aus der Vergangenheit. Mit zitternden Händen suchte ich nach der Quelle.

Hinter einem alten Vorhang entdeckte ich eine verblasste Fotografie. Auf der waren Patienten abgebildet und ihre Augen schienen lebendig zu sein. Langsam machten sie mir Angst. Ich wollte gerade weiter, als ich plötzlich ein grelles Licht hinter der nächsten Tür bemerkte. Langsam tappte ich auf dem knarrenden Holzboden. Als ich die Tür öffnete, fand ich mein Armband. Es glänzte schöner und zauberhafter als je zuvor. Ich war erleichtert und eilte nach draußen. Die Freude war dieses Mal riesengroß. Ich hätte gedacht, ich würde es niemals wieder finden, doch ich hatte dieses Mal Glück und wurde in diesem Moment zum glücklichsten Menschen. Doch dann passierte etwas Unglaubliches. Der Diamant auf dem Armband fing an zu schimmern. Zuerst wusste ich nicht, was auf mich jetzt zukommen wird, doch dann stand auf dem Diamant: „Morgen wirst du reich und Abigail wird vor dir Angst haben und du wirst ab jetzt das beliebteste Mädchen der Schule.“ Ich fing an vor Freude zu springen. Ich wollte ich schon immer beliebt in der Schule sein. Und morgen würde ich es auch sein. Vor Freude konnte ich die Nacht kaum schlafen. Als ich endlich zur Schule ging, hatte Abigail schmutzige Kleidung. Sie waren voll mit Löchern und es schien so, als wäre sie arm. „Es tut mir so leid, dass ich dich ausgelacht habe, können wir bitte Freunde sein?“, flehte sie mich an. „Wer mich vorher nicht brauchte, braucht mich jetzt, wenn ich reich bin, auch nicht mehr“, rief ich ihr zu. Ich wollte nicht angeberisch wirken, doch ich wollte ihr klarmachen, dass ein guter Mensch zu sein nicht vom Reichtum abhängt, sondern von den Eigenschaften.

Lea Schmidthals Morgen

Morgen, ein Wort so zart und fein
Trägt in sich Hoffnung, Licht und Schein
Es flüstert leise in dunkler Nacht,
Verspricht uns Wunder, wenn der Tag erwacht.

Morgen, ein Hauch von Neuigkeit,
Ein neuer Schritt, ein Neubeginn bereit.
Was gestern war, es bleibt zurück,
Morgen schenkt uns neues Glück.

Morgen, ein Versprechen, still un klar,
Was auch geschehen mag, es ist immer da.
Es gibt uns Mut, es schenkt uns Kraft,
Das Morgen, das in uns allen schafft.

So blicken wir nach vorn, dem Morgen zu,
Mit einem Herz voll Träume und im Geiste Ruh.
Denn Morgen heißt: Es gibt noch mehr,
Noch ungeliebte Tage, ein weites Meer.

Sophia Theocharidis Morgen

Der Weg durch den Park sind zwei Worte. Auf einer Bank, jeden Tag, verlässlich. Ich muss nur noch um diese Ecke gehen, dann sitzt dort ein älterer Herr, der immer denselben Hut trägt, einen beige karierten, und er sagt zwei Worte, wenn ich vorbei gehe. Ich nicke ihm zu und er nickt zurück, aber im nächsten Moment fällt mir das allmorgendliche Lächeln aus dem Gesicht, als er ein Wort sagt. Eines.

„Morgen.“

Fast bin ich zu perplex zum Antworten. „Morgen?“ Es kommt beinahe wie eine Frage heraus. Er hat, seit zwei Jahren, seit ich diesen Weg nehme, immer „Guten Morgen!“ gesagt. Mit einem hörbaren Ausrufezeichen dahinter. Das U am längsten gezogen. Ein leichtes Kratzen im Hals bei dem R. Und ich habe geantwortet. Aber heute kommt sein Gruß monoton heraus, er erwidert mein Lächeln nicht, und es fühlt sich sehr, sehr falsch an.

Am nächsten Morgen ist der Weg durch den Park Fragen über Fragen, und die Hoffnung auf Antworten. Ich biege um die Ecke, und… Er sitzt nicht da.

Noch etwas, was ich mir nicht erklären kann. In mir zieht sich etwas zusammen, denn das hier hat sich nie verändert. Es ist jeden Tag das Gleiche gewesen, und es war mir wichtig zu wissen, dass da immer dieser Mann sitzen würde und mir einen guten Morgen wünscht.

Auch die nächsten Tage ist der Weg durch den Park Stille, und mein guter Morgen schwindet langsam wie die Worte auf der Bank. Mein Blick ist auf den Boden gerichtet, als ich um die Ecke gehe. An der Bank vorbei, ich gucke nicht hin. Fast nicht – doch da ist ein beiger Hut. Da sitzt er und sieht mich an, ich erstarrt und er ausdruckslos.

Ich warte, und dann… „Guten Morgen.“ Da ist es, und es hat auf eine Weise Bedeutung, die man sonst nicht von zwei Worten erwarten würde. Aber anstatt zu antworten, gucke ich ihn an und versuche etwas zu verstehen, auf das ich die Antwort nicht wissen kann.

„Was ist passiert?“, breche ich heraus, aber falls er darauf etwas fühlt, sehe ich es nicht.
„Warum sagen Sie nicht mehr „Guten Morgen“?“ Seine Augen blicken in die Vergangenheit, aber als er mich wieder ansieht, erkenne ich einen Schmerz, der für die Vergangenheit zu frisch ist. Er deutet auf den Platz neben sich und ich setze mich.

Manchmal gibt es diese Momente, in denen man gerne in die Köpfe anderer schauen würde, weil das, was sie sagen alles und nichts bedeuten könnte. „Was tut man, wenn ein Morgen auf einmal nicht mehr gut ist?“

Einen Moment lang bin ich baff, weil das das Erste ist, was dieser Mann außer zwei verschiedener Worte je zu mir gesagt hat, und es ist so anders, als ich erwartet hätte.

„Was ist passiert?“, wiederhole ich. Er nimmt sich den Hut vom Kopf, und in seiner Antwort fühle ich den Schmerz fast selber.
 
„Dort drüben, im Krankenhaus? Ich bin jeden Tag hingegangen. Um… sie zu besuchen.“ In sein Gesicht tritt ein Lächeln, ein melancholisches, eines, das von vielen gemeinsamen Abenden auf dem Sofa erzählt. „Sie war das Beste an meinem Tag, hat meinen Morgen gut gemacht.“

Ich versuche, diese Art der Verbundenheit zu verstehen, und ich begreife, dass es immer so viel weiter ging als diese Parkbank. Dass die Worte, die er sagte, mehr Versprechen als Gruß gewesen sind.

„Aber… sie sind wieder da.“ Ich habe wieder ein „Guten Morgen“ von ihm gehört.

Er dreht seinen Hut in der Hand. „Ich schätze, an irgendeinem Punkt sollte man sich dazu entscheiden, seinen Morgen wieder gut zu machen.“ Er setzt sich den Hut wieder auf. „Wissen Sie, ich hatte immer einen Traum. Ich wollte die Welt bereisen mit ihr.“

„Wollen Sie das immer noch?“

„Ohne sie?“

„Sie könnten es versuchen, oder nicht.“

Er hebt seinen Blick und guckt zur anderen Seite des Parks, eine Frage an nichts Bestimmtes. Bleibt still.

Ich stehe auf und lächele ihm zu. „Gutes Morgen.“

Am nächsten Tag ist der Weg durch den Park ein Wunder. Ich biege um die Ecke, und die Bank ist leer.