Ringvorlesungen
Wintersemester 2024/25Soziale Mobilität in der deutschen Literatur
Die Vorlesung widmet sich der Literaturgeschichte des Klassenwechsels im deutschsprachigen Raum vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Vorgestellt werden zentrale literarische Texte, die den Aufstieg, Abstieg oder Ausstieg von Figuren, Familien oder Gruppen darstellen, thematisieren und reflektieren. Dabei geht es sowohl um die Modelle sozialer Mobilität als auch die Konstellationen, Metaphern und literarischen Verfahren, die sie erzählbar machen.
Zeit und Ort: Dienstags, 14 bis 16 Uhr im Cinemaxx
Programm:
08.10.2024
Einführung – Modalitäten – Überblick
15.10.2024 Martin Schubert (Universität Duisburg-Essen)
Mützchen machen Leute – Soziale Mobilität in der Literatur des Mittelalters
22.10.2024 Dennis Borghardt (Universität Münster)
Aufstiege, „wahrhafftig curiös.“ Zur sozialen und geographischen Mobilität des Außenseiters in Satiren der Frühen Neuzeit
29.10.2024 Stefan Hermes (Universität Duisburg-Essen)
Aufklärerische Autosoziobiographik? Soziale Mobilität in Ulrich Bräkers "Lebensgeschichte und Natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg" (1788/89) und weiteren Werken des ausgehenden 18. Jahrhunderts
05.11.2024 Corinna Schlicht (Universität Duisburg-Essen)
Von der Müllerstochter zur Königin: Armut und Gender in Texten der Romantik
12.11.2024 Alexandra Pontzen (Universität Duisburg-Essen)
Aufstieg und Herkunftsscham am Beispiel der Figur des jüdischen Parvenüs, v.a. im Ehebruchsroman "L‘Adultera" von Theodor Fontane
19.11.2024 Jana Vijayakumaran (Universität Duisburg-Essen)
(Un-)Verklärte Welten. Aufstiegserzählungen im Realismus
26.11.2024 Sarah Maaß (Universität zu Köln)
Aufstieg als Einstieg: Die Sozialfigur des armen Kindes in populären Erzählungen „für Jugend und Volk“ im 19. Jahrhundert
03.12.2024 Rolf Parr (Universität Duisburg-Essen)
Symbole und Narrative sozialer Mobilität in Joseph Funcks Erzählung "Kleines Schicksal"
10.12.2024 Monika Schmitz-Emans (Ruhr-Universität Bochum)
Märchenhafte Aufstiege. Heimliche Prinzen und ihre Entdeckung bei Jean Paul und Jakob Wassermann
17.12.2024 Markus Steinmayr (Universität Duisburg-Essen)
Soziografie. Darstellung sozialer Mobilität in Joseph von Eichendorffs "Ahnung und Gegenwart"
07.01.2025 Susanne Düwell (Universität zu Köln)
,Klasse‘ in literarischen Texten der Gegenwart
14.01.2025 Philipp Böttcher (Universität Duisburg-Essen)
Bildungsaufstieg, Ungleichheit und Postmigrationserfahrungen. Deniz Ohdes "Streulicht"
Wintersemester 2019/20Ausgezeichnet! Zur Geschichte, Theorie und Praxis von Literaturpreisen
Literaturpreise sind ein Instrument der Valorisierung und Evaluierung von Literatur, sie erstreben die Konsekration von AutorInnen und Werken, haben Einfluß auf die Dynamik des literarischen Feldes und bieten LeserInnen Orientierungshilfen. Nicht zuletzt verhelfen sie AutorINNen zu Aufmerksamkeit, Anerkennung und Preisgeldern. Erklärt das die hohe und stetig zunehmende Zahl von in Deutschland verliehenen Literaturpreisen?
Die Vorlesung gibt in ihrem ersten Teil einen Überblick über die Geschichte der Auszeichnung von Autoren und Werken seit der Antike; stellt im zweiten Teil Theorien und Modelle der (deutschen) Preislandschaft vor und präsentiert im dritten Teil Einblicke in die Praxis von Literaturpreisverleihungen: am Beispiel deutscher Krimi-Preise, aus der Erfahrung des Literaturkritikers und vielfachen Jurors (u.a. beim Bachmann-Preis) Hubert Winkels und mit einem komparatistischen Blick nach Frankreich, Nordamerika, die Niederlande und Osteuropa und die dortige Preislandschaft.
Zeit und Ort: Mittwochs, 14 bis 16 Uhr; S05T Hörsaalzentrum - S05 T00 B32
Programm:
16.10.2019
Alexandra Pontzen (UDE)
Zur Bedeutung von Literaturpreisen und zur Aktualität der Preisforschung
23.10.2019
Dennis Borghardt (UDE)
Literarische Prämierungen in der Antike
30.10.2019
Martin Schubert (UDE)
Der Dichter und sein Henker. Literaturwettstreit und Literaturpreise bis zum Spätmittelalter
06.11.2019
Jörg Wesche (UDE)
Über die Anfänge der Literaturpreiskultur in der neueren deutschen Dichtung
13.11.2019
Hannes Krauss (UDE)
Sozialistischer Wettbewerb? Literaturpreise in der DDR
20.11.2019
Hubert Winkels (Deutschlandfunk)
Listen, Rankings, Preisvergaben. Vom Nutzen und Nachteil der Auszeichnungsformen für die schöne Literatur
27.11.2019
Alexandra Pontzen/Sarah Maaß/Dennis Borghardt (UDE)
Die deutsche Literaturpreislandschaft: Funktionen und Wirkungen
04.12.2019
Jens Dirksen (WAZ)/Reinhard Jahn (Autor, Bochumer Krimi-Archiv)/Walter Wehner (Autor)
Bestechend gut. Literaturpreise für Krimischreiber
11.12.2019
Stephanie Bung (UDE)
Paris im Herbst. Zur französischen Institution der prix littéraires d’automne
18.12.2019
Jens Gurr (UDE)
Philip Roth, die US-amerikanische Literaturszene und ihre Preise: Das Beispiel der „Newark Trilogy“
15.01.2020
Rolf Füllmann (Universität zu Köln)
Dichterpreis und Nation Building in Ostmitteleuropa: Die literarische Landschaft des Baltikums und Rainis (1865-1929)
22.01.2020
Heinz Eickmans (UDE)
Niederländische und flämische Literaturpreise - und wie deutsche Verlage damit werben
Sommersemester 2018"Presentness": Konzepte von Gegenwärtigkeit in Künsten, Medien und Wissenschaft
Geschwindigkeit gilt als Signum der Moderne. Sie bestimmt, wie schnell Ereignisse, die in der Zukunft liegen, zur Vergangenheit werden. Das Jetzt – jener flüchtige Übergang der Erwartungen in Erinnerungen – verliert mit jeder Beschleunigung an Bleiberecht. Das technische Substrat dieses Verlusts an Gegenwärtigkeit sind die seit der Industrialisierung ständig ausgebauten, zunehmend beschleunigten Medien für Transport, Kommunikation und Information. Überlagert wird der Prozess durch die ökonomische Beschleunigung von Produktzyklen, die neue Güter veralten lassen, bevor sie in Gebrauch genommen werden.
Auf dem Hintergrund dieser Marginalisierung des Jetzt ist es bemerkenswert, dass sich in Literatur, Kunst und Medien ein gesteigertes Interesse am Erleben von Gegenwärtigkeit als bewusst werdender Präsenz erkennen lässt. Ihr wollen die Vortragenden aus den je unterschiedlichen Perspektiven ihrer Fächer nachgehen; die Ringvorlesung vereint so verschiedene Disziplinen wie Literatur-, Sprach-, Medien und Kulturwissenschaft, Psychologie, Theologie, Soziologie und Medizin.
In all diesen von der beschleunigten Zeiterfahrung der Gegenwart markierten Kontexten spielt die gegenläufige Beobachtung eines ,Jetzt‘-Erlebens eine wesentliche, wenn auch bisweilen übersehene Rolle. Ihre systematische Erkundung steht im Mittelpunkt der Ringvorlesung.
Bewusste Präsenz-Erfahrung, die sich zunächst als Protest gegen Beschleunigung artikuliert, hat ihrerseits unterschiedlichste Gestalt, und es geht in der Ringvorlesung darum, die Qualität des Jetzt als Momente des Stillstands und der Intensität, der Begegnung und Entscheidung, der Konzentration und Versenkung, aber auch als Einbruchs des Unvorhergesehenen, des Schmerzes und der Verletzung zu beobachten. Der momenthaften Präsenz unterliegt als Folie u.a. das ursprünglich religiös instruierte Motiv göttlicher Erscheinung in der ‚Epiphanie‘. In ihrer säkularisierten Form wird sie nicht nur als Augenblick außerordentlicher ästhetischer Erfahrung künstlerisch gestaltet und evoziert, sondern umfasst heute auch alltags- und popkulturelle Phänomene. Im Rahmen von Eventkulturen und emotionaler Manipulation wird das Konzept der (gesteuerten) Epiphanie auch in ökonomischer und politischer Hinsicht bedeutsam.
Programm:
10.04.2018
Prof. Dr. Aleaxandra Pontzen (Universität Duisburg-Essen)/ Dr. Pierre Mattern
Epiphanien in der Gegenwartsliteratur
17.04.2018
Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)
Der Moment des Entscheidens. 'Herkules am Scheideweg'-Figurationen in Goethes Autobiographie
24.04.2018
Prof. Dr. Michael Beißwenger (Universität Duisburg-Essen)
Zeitlichkeit als 'Bug' - Zeitlichkeit als 'Feature': Besonderheiten des Interaktionsmanagements in der digitalen Kommunikation
15.05.2018
Prof. Dr. Christoph Bieber (Universität Duisburg-Essen)
"Nach meiner Kenntnis ist das sofort..., unverzüglich." Politische Echtzeitkommunikation in alten und neuen Medienumgebungen
29.05.2018
Prof. Dr. Jens Loehnhoff (Universität Duisburg-Essen)
Handlungskoordination zwischen symbolischer Explikation und subsymbolischer Präsentifikation
05.06.2018
Prof. Dr. Robert Seyfert (Universität Duisburg-Essen)
Immersion durch Transgression: Menschliche Teilhabe an sozio-technischen Systemen
19.06.2018
Prof. Dr. Rolf Parr (Universität Duisburg-Essen)
"Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön!" Inszenierungen der 'Aura des Moments' in medialen Formen und Formaten
26.06.2018
Franziska Schaaf, M. A. (Universität Duisburg-Essen):
Legitimierungen der Pause. Die Ausdehnung des Moments in Handarbeitsdiskursen der Gegenwart.
03.07.2018
Prof. Dr. Folkart Wittekind (Universität Duisburg-Essen)
Theologie- und kulturgeschichtliche Bemerkungen zur Präsenzerfahrung des Religiösen in der Theologie des 20. Jahrhunderts
10.07.2018
Prof. Dr. Stephan Herpertz (Ruhr-Universität Bochum)
Bedeutung lustvoller Augenblickshaftigkeit in Verhaltens- und anderen Süchten