Dual studieren im Blick
Report Dual Studierende – Zur aktuellen Lage in einem hybriden Ausbildungsformat
Ziel und Aufgabenstellung
Das Angebot dualer Studiengänge als eine hybride Ausbildungsform, angesiedelt zwischen dem Berufsbildungs- und dem Hochschulsystem, hat sich in den vergangenen zehn Jahren etwa verdoppelt und aktuell eine Anzahl von knapp 1.700 dualen Studiengängen in der Erstausbildung erreicht (vgl. BIBB-Datenbank AusbildungPlus). Damit reagieren Hochschulen und Betriebe auf die verstärkte Nachfrage der SchulabgängerInnen mit Hochschulzugangsberechtigung, bei denen diese Bildungsform immer beliebter wird. Die Situation der dual Studierenden und ihre Stellung im Gefüge des dreiseitigen Vertragsverhältnisses an mindestens zwei Lernorten ist bereits in einer Reihe von Studien und Forschungsprojekten untersucht worden. Mehrfach sind in Studierendenbefragungen auf Länder- und Bundesebene die Gründe für eine Entscheidung zur Aufnahme eines dualen Studiums sowie die Erwartungen der StudienanfängerInnen erfragt worden, das bildungsbiografische Umfeld sowie der sozioökonomische Hintergrund beleuchtet worden. Eine deutliche Forschungslücke lässt sich für die Frage nach den Verträgen und Verabredungen, die zwischen dual Studierenden und den betrieblichen PraxispartnerInnen einerseits sowie zwischen Ausbildungsbetrieben und Hochschulen andererseits bestehen, ausmachen. Aus qualitativen Studien ist bekannt, dass in diesem Bereich eine große Vielfalt besteht und sich daraus eine weitreichende Bandbreite der Absicherung und der Regelungsdichte der betrieblichen Praxisphasen in dualen Studienmodellen ergibt. Dieser rechtliche Rahmen bestimmt die Praxis, welche die dual Studierenden während ihrer betrieblichen Ausbildungs- und Einsatzzeiten vorfinden sowie die Qualität ihrer Ausbildung. Im Fokus der hier skizzierten Studie stehen eben diese vertraglichen und betrieblichen Bedingungen der Praxisphasen im Studium.
Der Untersuchung liegen folgende Leitfragen zugrunde:
- Was wird in den Verträgen, die zwischen dual Studierenden und ihrem Ausbildungsbetrieb bestehen, geregelt und in welcher Form? Inwiefern spielen dabei Musterverträge (z.B. von Dachverbänden) eine Rolle, um Orientierung, Sicherheit und (Mindest)standards zu garantieren?
- In welchem Umfang existieren Kooperationsvereinbarungen zwischen den beiden Lernorten ‚Betrieb‘ und ‚Hochschule‘, was regeln diese und wo liegen die jeweiligen Zuständigkeiten?
- Inwiefern gelten für dual Studierende weitergehende Regulierungen ihrer betrieblichen Ausbildung auf der Grundlage von Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen?
- Wie gestaltet sich die Umsetzung aller Vorgaben verschiedener Regulierungsebenen in den Praxisphasen im Ausbildungsbetrieb? Wo zeigen sich Defizite und Handlungsbedarfe in diesem Zusammenhang?
- Welche Regelungen gibt es bezüglich der beruflichen Zukunft dual Studierender, sowohl innerhalb des Ausbildungsbetriebs, wie Karriereprogramme und Übernahmevereinbarungen, als auch hinsichtlich weiterer Qualifizierungsschritte, wie z.B. ein Masterstudium.
Vorgehen
Zur Beantwortung dieser forschungsleitenden Fragen wird eine bundesweit angelegte Befragung dual Studierender durchgeführt. Auf der Grundlage der in der Datenbank AusbildungPlus aktuell vorliegenden Zahlen ist von knapp 110.000 dual Studierenden in Studiengängen zur Erstausbildung auszugehen. Zur Durchführung der Befragung wird ein online gestützter Fragebogen mit geschlossenen und einigen (teil)offenen Fragen konstruiert, der nach einem Pretest im Feld zum Einsatz kommt. Die erhobenen Daten aus der Studierendenbefragung werden SPSS-gestützt ausgewertet. Im ersten Schritt erfolgt eine Grundauszählung, deren eindimensionale Häufigkeitsverteilungen zentrale Informationen über die Ausprägungen der untersuchten Variablen geben. Ziel ist es, anhand der nominal- und ordinalskalierten Variablen einen breiten Interpretationsspielraum zu eröffnen. In einem zweiten Schritt werden Korrelationen berechnet als Grundlage einer vertieften Analyse und zur Darlegung von Zusammenhängen zwischen verschiedenen Variablen.
Zur Ergänzung und Validierung der in der Studierendenbefragung gewonnenen Daten und Ergebnisse werden an zehn Hochschulen Gruppendiskussionen mit dual Studierenden durchgeführt. Die Standorte werden so ausgesucht, dass ein möglichst breites Spektrum hinsichtlich der Angebotsstruktur sowie der Vertragstypen dualer Studienangebote berücksichtigt wird. Es werden acht bis zehn Studierende als Fokusgruppe zu jeweils einer Gruppendiskussion eingeladen und die Durchführung erfolgt in einem digitalen Format, um den Zeitaufwand für die Teilnehmenden möglichst gering zu halten und weitere (coronabedingte) Organisationsaufgaben zu vermeiden
Der konkrete Forschungsablauf gliedert sich in die vier folgenden Module:
Modul 1: Konstruktion des Samples der Onlinebefragung / Feldzugang
Modul 2: Studierendenbefragung
Modul 3: Gruppendiskussionen
Modul 4: Berichtslegung / Transfer der Ergebnisse
Gefördert durch: