Funktionelle Kniestabilität im Sport
Funktionelle Kniestabilität im Sport
Ansprechpartner:
M.Sc. Falko Heitzer, Dr. med. Constantin Mayer und Univ.-Prof. Dr. med. Marcus Jäger
Nach einer Sportverletzung hat die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt für einen sicheren Wiedereinstieg in den Sport und somit die Frage nach der funktionellen Kniestabilität einen hohen Stellenwert. Diese Frage ist jedoch schwierig zu beantworten. Wird die Freigabe für eine Rückkehr in den Sport zu früh erteilt, kann dies verheerende Folgen nach sich ziehen. Schaut man sich beispielsweise die Rezidivverletzungen nach einem Riss des vorderen Kreuzbandes (VKB) an, so liegt das Wiederverletzungsrisiko für die operierte Seite bei bis zu 19%, während die Prävalenz für die nicht verletzte Seite auf etwa 7% bis 24% geschätzt wird. Das hohe Risiko einer erneuten Verletzung zeigt, dass die bisherigen Entscheidungskriterien für eine Rückkehr in den Sport den komplexen Anforderungen der jeweiligen Sportart nur teilweise zu genügen scheinen.
Häufig findet die Freigabe zur Rückkehr in den Wettkampfsport – neben klinischen und radiologischen Untersuchungen – auf Basis von zeitbasierten Kriterien statt. Um zu entscheiden wann der optimale Zeitpunkt für den Wiedereinstieg ist, bedarf es neben den klinischen und zeitbasierten Kriterien jedoch zusätzlich funktionelle Tests. Trotz zahlreicher unterschiedlicher Testverfahren und wissenschaftlichen Studien, herrscht bisher kein einheitlicher Konsens über geeignete Kriterien zur Beurteilung der Sportrückkehr. Doch nicht nur im Rahmen der Rehabilitation nach einer Knieverletzung ist eine Untersuchung der funktionellen Kniestabilität unumgänglich, sondern auch zur Prävention von Verletzungen. Mit Hilfe von Screening-Untersuchungen z.B. vor Saisonbeginn können Schwächen aufgedeckt und durch individuelle Trainingsmaßnahmen korrigiert werden. Eine Optimierung handballspezifischer Fertigkeiten durch die Analyse und Verbesserung kniebezogener Leistungsdefizite kann als weiterer positiver Nutzen der Implementierung derartiger Tests angeführt werden.
Obwohl sich im Vereinssport eine Vielzahl an Knieverletzungen ereignen, wurde der funktionelle Kniestatus bisher größtenteils vernachlässigt. Um einer Verletzung vorzubeugen und eine zuverlässige Aussage über eine sichere Rückkehr in den Wettkampf nach einer Verletzung gewährleisten zu können, bedarf es vor allem im Bereich der funktionellen Kniestabilität weiterer Erkenntnisse.
Aus diesem Grund beschäftigt sich die Arbeitsgruppe "Sport und Bewegungsanalytik" mit dem kniebezogene Leistungsstand von Athleten unterschiedlicher Sportarten (z.B. Handball, Fußball, American Football) und unterschiedlicher Leistungsniveaus (Freizeitsporter, Profisportler). Übergeordnetes Ziel ist es, eine breite und objektive Datenbasis im Bereich der funktionellen Kniestabilität zu etablieren.
Neue Erkenntnisse über die Kniefunktion sollen zukünftig helfen, individuelle Risiken von Handballspielern zu erkennen und Sportverletzungen aktiv vorzubeugen.