Ich habe von 2003 bis 2014 an der Universität Duisburg-Essen Philosophie und praktische Sozialwissenschaften studiert. Im Jahr 2014 habe ich bei Professor Roughley mein Magister Studium mit einer Arbeit im Bereich der Philosophie der Emotionen abgeschlossen. In meiner Magisterarbeit habe ich mich kritisch mit biologistischen Emotionstheorien auseinandergesetzt. Seit 2016 betreut mich Professor Roughley im Rahmen meiner Promotion.
In meiner ersten längeren Orientierungsphase habe ich mich intensiv mit dem aufgekommenen Bereich der Roboter Ethik auseinandergesetzt. Schon hier haben mich Fragen der moralischen Verantwortung interessiert und zwar im Kontext autonom fahrender Autos. Fragen der Verantwortungszuschreibung im Falle von Unfällen, Schwierigkeiten wie das „Viele Hände Problem“ oder die Verantwortungslücke führten letztendlich dazu, dass ich am Begriff der moralischen Verantwortung als solches stecken blieb.
Meinem Eindruck nach, litt die praktische Debatte im Bereich der Roboter Ethik unter begrifflichen Unklarheiten und Fragen nach der Natur moralischer Verantwortung und worin unsere Praxis des Verantwortlichmachens besteht haben mich gefesselt. Zum einen interessiert mich die Metaphysik der Eigenschaft des Verantwortlichseins. Die Frage ist, ob die Eigenschaft des Verantwortlichseins von jenen Erwiderungen abhängt welche konstitutiv für unsere Praxis des Verantwortlichmachens sind oder ob diese Eigenschaft eher erwiderungsunabhängig existiert und viel mehr den normativen Status unserer Praxis des Verantwortlichmachens erst begründet. Zum anderen ist da die Frage, welche Einstellungen wesentlich für unser Verantwortlichmachen sind. Da die meisten Theoretiker darin übereinstimmen, dass gewisse emotionale Einstellungen und Erwiderungen konstitutiv für die Praxis des Verantwortlichmachens sind, hat mich eine ganze Weile die tiefergehende Frage beschäftigt, was genau es an Emotionen ist, das sie dazu befähigt ihre Rolle in unserer sozialen Praxis des Verantwortlichmachens zu spielen, wieso diese Praxis nicht einfach „kühl und affektlos“ konzeptionieren?
2. Philosophische Spezialisierungsgebiete
- Moralische Verantwortung
- Vorwürfe
- Philosophie der Emotionen und reaktive Einstellungen
- Willensfreiheit und Determinismus
3. Arbeitstitel der Dissertation
Moral Responsibility as Influenceability: The role of emotions in our responsibility system
In meiner Dissertation werde ich die These vertreten, dass die moralische Verantwortung für etwas eine Frage der Beeinflussbarkeit durch spezifische Erwiderungen anderer ist. Ich werde eine Auffassung von moralischer Verantwortung vorschlagen, die dazu tendiert, sie als soziales und zukunftsorientiertes Phänomen zu verstehen. Mein Ansatz motiviert dazu, moralische Verantwortung über die Beziehung zwischen moralischen Akteuren und ihren Handlungen und Einstellungen hinaus zu analysieren und vielmehr die Tatsache zu berücksichtigen, dass die notwendige Art der Kontrolle von einem stabilisierenden Rückkopplungssystem über unsere affektiven Vorwurfseinstellungen abhängt.
Ich werde meine These von moralischer Verantwortung als Beeinflussbarkeit dabei so entwickeln, dass dies in einer doppelten Abgrenzung zu zwei prominenten Lagern geschieht. In einem ersten Schritt werde ich kritisch herausarbeiten, dass der so genannte Strawsonismus in sich Elemente einer Beeinflussbarkeitstheorie enthält und als solche plausibel weiterentwickelt werden kann. Auch werde ich aufzeigen, dass wesentliche Elemente sogenannte Neuer Zuschreibungstheorien Elemente von Beeinflussbarkeitstheorien beinhalten. Anschließend werde ich meinen Ansatz präsentieren um final zu untersuchen, wie es um die Verantwortung für unterschiedliche Objekte aussieht, wie z.B. Einstellungen, emotionale Reaktionen, Handlungen.
In meiner Dissertation werde ich daher Fragen zur Metaphysik des Verantwortlichseins aufgreifen und hier für einen Mittelweg zu gängigen Positionen argumentieren. Die Idee ist hierbei, dass die relevante Fähigkeit in Form von Gründesensitivität, welche die Eigenschaft des Verantwortlichseins begründet, in einem steten Wechselspiel mit unseren Erwiderungen des Verantwortlichmachens konstituiert und aufrecht erhalten wird.
Zentral für meine Theorie moralischer Verantwortung ist ein bestimmtes Verständnis des Verantwortlichmachens. Hier werde ich dafür argumentieren, dass wesentliche Fragen und Probleme im Feld am besten angegangen werden können, wenn wir reaktive Einstellungen, als konstitutive Einstellungen des Verantwortlichmachens, auf der Grundlage einer bestimmten Theorie der Emotionen verstehen. Ein zentraler Punkt wird hier sein, dass aus der zugrundeliegenden Emotionstheorie folgt, dass unsere Praxis des Verantwortlichmachens nicht auf Rechtfertigungen fußt, die sich auf Verdienst oder der Korrektheit eines repräsentationalen Gehalts berufen können. Mein Vorschlag wird sein, dass wir unsere Praxis – kompatibilismusfreundlich – anders begründen sollten.
Hier werde ich auf den so genannten Stachel des Vorwerfens eingehen, die Funktion von Vorwürfe und welche Rolle Vorwürfe bei der Anpassung und Aufrechterhaltung unserer Gründesensitivität spielen. Ferner werde ich hierbei die Rolle von reaktiven Erwiderungen wie Schuldgefühlen, Bedauern oder Reue beleuchten.
Eine weitere Frage der ich nachkommen möchte, ist die, nach dem ultimativen Objekt unserer moralischen Verantwortung. Einige Theoretiker gehen mit der gängigen These, dass wir nur für unser Tun verantwortlich sein können, d.h. dass Handlungen paradigmatisch der Objekt unserer Verantwortung sind, jedoch gibt es zahlreiche unterschiedliche Lager, die der Ansicht sind, dass wir ultimativ für die handlungsgenerierenden Einstellungen moralisch verantwortlich sind.