Keynotes der Sektionstagung 2024
Mittwoch, 25. September 2024, 14.30 Uhr - 15.30 UhrGehaltvolles Nicht(s). Theoretische Figuren des Widerständigen
Assoz. Prof.in Dr.in Daniela Holzer (Universität Graz)
Nicht alle Nichtteilnehmenden sind Noch-Nicht-Teilnehmende, auch wenn manche sich das wünschen würden oder gar für unausweichlich halten. Erwachsenen- und Weiterbildung kann durchaus erstrebenswert und sinnvoll sein und Teilhabe eröffnen, ebenso aber Weiterbildungswiderstand. Das dem Widerständigen innewohnende „Nicht‑“ ist mehr als lediglich die negierende Kehrseite der Teilnahme: Es ist ein Hinweis auf die Nicht-Sichtbarkeit und die Nicht-Artikulation, auf Antagonismen und widerstreitende Antagonist:innen, auf Gegeninteressen und Gegenhandlungen. Es ist nicht leeres Nichts, sondern ist gehaltvoll und aussagekräftig. Mit ausgewählten theoretischen Figuren umkreise ich einige Formationen des gehaltvollen Nicht(s) im Weiterbildungswiderstand.
Donnerstag, 26. September 2024, 14.15 Uhr - 15.15 UhrPartizipation und Exklusion im Kontext gesellschaftlicher Triggerpunkte
Dr. Linus Westheuser (Humboldt-Universität zu Berlin)
Die Studie "Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft" von Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser (Suhrkamp 2023) zeichnet eine Großwetterkarte politischer Konflikte in Deutschland. Entgegen der landläufigen Behauptung eines politischen Auseinanderfallens der Gesellschaft in verfeindete Lager zeigt sich, dass eine Mehrheit der Bevölkerung sich zu gesellschaftlichen Konflikten recht ambivalent verhält. Wo der öffentliche Diskurs von Pro und Contra bestimmt wird, überwiegt im Alltagsbewusstsein oft ein "Ja, aber". Dennoch gibt es Punkte, an denen sich das Diskussionsklima deutlich erhitzt und Konsens in vehementen Dissens umschwenkt. Diese "Triggerpunkte" verweisen auf verborgene normative Spannungen und soziale Exklusionsverhältnisse. In Diskussionen um politische Aufregerthemen wie Genderstern, Lastenräder und Obergrenzen, so die Deutung, wird auch verhandelt, wie gesellschaftliche Ideale der Fairness, Autonomie oder Normalität auszubuchstabieren sind. Die Keynote präsentiert empirische Befunde der Studie und stellt Überlegungen dazu an, inwiefern Partizipation und Bildung zu einer "Ent-Triggerung" der Gesellschaft beitragen können.