Vortragsreihe "Eine Region und ihre Hochschulen"
Die Vorträge finden im Wintersemester 2018/19,
jeweils donnerstags, 18:15 – 19:30 Uhr statt.
18.10.2018:
Vielfalt und Einheit: Hochschulgründungen und Hochschulreform in der alten Bundesrepublik (1949 - 1989)
Referent:
Dr. Wilfried Rudloff, Universität Kassel
Veranstaltungsort:
Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv
Ernst-Schmidt-Platz 1
45128 Essen
Abstract:
Zu keiner Zeit in der jahrhundertealten Geschichte der Universitäten in Deutschland sind ähnlich viele Hochschulen neu gegründet worden wie in den 1960er und 1970er Jahren. Neben zahlreichen "Entlastungsuniversitäten“, die sich von den bestehenden Universitäten nur wenig unterschieden, wurde während jener "Gründerjahre" eine Vielzahl von neuen Hochschulkonzepten entwickelt, die sich ausdrücklich als Reformmodelle verstanden. Gerade in Nordrhein-Westfalen wurde dabei viel institutionelle Phantasie darauf verwandt, neue Wege zu beschreiten. Der Vortrag skizziert die neuen Typen und Modelle, die während jener Jahre entworfen wurden, ordnet sie in den allgemeinen hochschulpolitischen Reformdiskurs ein und stellt die Frage, wie viel von jenen Reformimpulsen auf längere Sicht erhalten geblieben ist. Am Beispiel der Neugründungen wird so zugleich versucht, die zentralen Probleme und Entwicklungslinien der Hochschulgeschichte in der alten Bundesrepublik nachzuzeichnen.
25.10.2018:
"Die Erhaltung eines heiligen Instituts". Der vergebliche Kampf um das Weiterbestehen der alten Duisburger Universität und ihr Übergang nach Bonn
Referent:
Dr. Thomas Becker, Universität Bonn
Veranstaltungsort:
Stadtarchiv Duisburg
Karmelplatz 5
47051 Duisburg
Abstract:
In der Zeit der napoleonischen Kriege war die alte Duisburger Universität nur noch ein Schatten ihrer selbst. Als einzige Universität im Rheinland überstand sie die Schließungswelle der Franzosen, der Köln und Bonn zum Opfer fielen, aber von einem geregelten Universitätsleben konnte im letzten Jahrzehnt ihres Bestehens keine Rede mehr sein. Dennoch bemühte sich die Stadt Duisburg nach der Übernahme der Territorien am Rhein durch das preußische Königreich seit 1815 um den Sitz der geplanten neuen preußischen Rhein-Universität. Der Vortrag handelt von diesem vergeblichen Kampf und auch davon, welche Spuren der alten Duisburger Universität sich in ihrer Rechtsnachfolgerin, der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, finden lassen.
08.11.2018:
Die "alte" Medizinische Fakultät der Universität Duisburg – die "neue" Medizinische Fakultät der Universität DuisburgEssen
Referent:
Prof. Dr. Kurt Werner Schmid, Universitätsklinikum Essen
Veranstaltungsort:
Universitätsklinikum Essen
Medizinisches Zentrum, Konferenzraum 2
Hufelandstr. 55
45147 Essen
Abstract:
Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg fragte 1555 bei Papst und Kaiser um Erlaubnis zur Gründung einer Universität in Duisburg an; 1559 begann mit einem Akademischen Gymnasium der vorbereitende Lehrbetrieb. Gerhard Mercator, der spätere Namenspatron der Universität Duisburg, lehrte hier von 1559 bis 1562 Geometrie, Mathematik und Kosmologie. Die endgültige Gründung der Universität als Volluniversität mit den vier klassischen Fakultäten Theologie, Jurisprudenz, Philosophie und Medizin erfolgte durch Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg allerdings erst 1654. Für die nächsten hundert Jahre war sie die Bildungsstätte fast aller Ärzte der preußischen Westprovinzen. Trotz aller Anstrengungen wurde die Universität in Duisburg, hauptsächlich durch eine in ihrer Geschichte fast durchgängig als mangelhaft zu bezeichnende Ausstattung, 1818 geschlossen. 1963 wurden die Städtischen Krankenanstalten in Essen zweite Medizinische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und somit Universitätsklinikum. Ab 1967 wurde das Essener Universitätsklinikum als Medizinische Fakultät in die neugegründete Ruhr-Universität Bochum integriert und schließlich 1972 der Medizinische Fachbereich der ebenfalls neugegründeten Universität-Gesamthochschule Essen. Durch die 2003 erfolgte Fusion der Universitäten Duisburg und Essen zur Universität Duisburg-Essen schließt sich der Kreis: einer der ältesten Standorte einer Medizinischen Fakultät in Deutschland hat seit dieser Zeit wieder eine universitäre Einrichtung für medizinische Lehre und Forschung.
15.11.2018:
Duisburger Traditionen an der Universität Bonn: Die Diplomerneuerungen und Ehrenpromotionen im 19. Jahrhundert
Referent:
Dr. Manfred Komorowski, Universität Duisburg-Essen
Veranstaltungsort:
Stadtarchiv Duisburg
Karmelplatz 5
47051 Duisburg
Abstract:
Obwohl vielfach behauptet, war die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn nicht die direkte Nachfolgerin der alten Universität Duisburg. Zumindest nicht offiziell! Tatsächlich war in Bonn aber das Bewusstsein verankert, die Tradition der aufgelösten Hochschule am Niederrhein in bestimmten Bereichen zu pflegen. Schließlich hatte man die Insignien, etwa das Zepter und die Medaillen, das Archiv und die Bibliothek übernommen. Die Traditionspflege Duisburgs in Bonn dokumentieren 9 Erneuerungen des Duisburger Doktordiploms zum 50. Jahrestag der Promotion und 4 Ehrenpromotionen auf Grund wissenschaftlicher bzw. öffentlicher Verdienste. Die Diplomerneuerungen betrafen vor allem Mediziner (8), meistens rheinische Ärzte, sowie den Theologen Anton Wilhelm Peter Möller (1762-1846), ehemals Professor in Duisburg. Dort hatten auch die Mediziner Daniel Erhard Günther (1752-1834) und Conrad Jacob Carstanjen (1763-1840) als Professoren gelehrt. Mittlerweile wirkten beide als Ärzte an ihrer langjährigen Wirkungsstätte, in der Stadt Duisburg. Ehrenhalber verlieh man den akademischen Grad den Theologen Johann Peter Lange (1802-1884), Theodor Fliedner (1800-1864) und Franz Friedrich Gräber (1784-1857). Die juristische und die philosophische Fakultät verzichteten auf derartige Ehrungen.
22.11.2018:
Vom Werkmeister zum Ingenieur: Die Duisburger Maschinenbau und Hüttenschule 1891 - 1972
Referent:
Dr. Hendrik Friggemann, Universität Duisburg-Essen
Veranstaltungsort:
Stadtarchiv Duisburg
Karmelplatz 5
47051 Duisburg
Abstract:
Im Zuge der Hochindustrialisierung am Ausgang des 19. Jahrhunderts differenzierten sich die Aufgaben in den Industriebetrieben zunehmend aus, der Bedarf nach speziell ausgebildetem Fachpersonal im mittleren Management stieg. Der Vortrag behandelt im Kontext der Entstehung des technischen Fachschulwesens die Entwicklung der Duisburger Maschinenbau- und Hüttenschule, die 1972 schließlich in der neugegründeten Gesamthochschule Duisburg aufging. Aufgegriffen wird dabei insbesondere das Spannungsfeld der zweistufigen Ingenieurausbildung, die ein prägendes Merkmal der technischen Bildungsgeschichte während der zweiten Nachkriegszeit darstellte.
29.11.2018:
Folkwang Universität der Künste: Die Kunsthochschule im Ruhrgebiet als Akteur gesellschaftlichen Wandels
Referent:
Prof. Dr. Andreas Jacob, Folkwang Universität der Künste
Veranstaltungsort:
Kulturwissenschaftliches Institut Essen
Goethestraße 31
45128 Essen
Abstract:
Der "Erfinder" des Folkwang-Gedankens Karl Ernst Osthaus war überzeugt von der innigen wechselseitigen Bedingtheit von künstlerischem Handeln und gesellschaftlichem Wandel. Kunst habe einen Sitz im Leben zu realisieren und wird gleichzeitig als Agens innerhalb lebensweltlicher Prozesse deutlich aufgewertet – in den Worten von Osthaus: "Ohne die Mitwirkung der Kunst sind die wichtigsten Fragen des Lebens unlösbar." Als sich die Essener Stadtväter entschlossen, 1927 mit der "Folkwangschule für Musik, Tanz und Sprechen" die erste genuin hochschulische Einrichtung des modernen, von der Industrialisierung geprägten Ruhrgebiets zu etablieren, gingen sie mit Osthaus davon aus, über die künstlerische Ausbildung einen relevanten Beitrag zur gesellschaftlichen Formierung zu erzielen. Die wechselhafte Geschichte der mittlerweile zur zweitgrößten Kunsthochschule Deutschlands angewachsenen Institution wird aus der Perspektive der andauernden Auseinandersetzung mit diesem Leitgedanken interpretiert.
06.12.2018:
Das funktionelle Architekturkonzept der Gesamthochschulen Duisburg-Essen
Referentin:
Anja Horstmann, Universität Gießen
Veranstaltungsort:
Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv
Ernst-Schmidt-Platz 1
45128 Essen
Abstract:
Der Hochschulausbau der 1970er Jahre in Nordrhein-Westfalen war von bedeutenden strukturellen und bildungspolitischen Entscheidungen geprägt. Aufgeschreckt durch die 1964 von Georg Picht ausgerufene und breit diskutierte "Bildungskatastrophe" in der Bundesrepublik sollte die Hochschullandschaft grundlegend reformiert werden. Unter den Schlagwörtern "Chancengleichheit", "Regionalisierung" und "Mobilität" ging es in diesem Jahrzehnt um nicht weniger als eine Umstrukturierung mit dem Ziel der Demokratisierung von Bildung. Beispielhaft wurde dieser Anspruch in den fünf Gesamthochschulen umgesetzt, die im August 1972 in Essen, Duisburg, Siegen, Wuppertal und Paderborn gegründet wurden. Sichtbar wurden diese Ziele aber auch in einer neuen und veränderten Hochschularchitektur an den fünf Standorten: Rationalisierte Konzepte und Bautechniken schufen in der Nutzung flexible und erweiterbare Strukturen, die die neuformulierten Ansprüche an Hochschulkonzepte bedienten und unterstützen. Im Fokus des Vortrages soll genau dieses Zusammenspiel von bildungspolitischen Vorgaben und Hochschularchitektur stehen.
20.12.2018:
Die Fusion zur Universität DuisburgEssen. Gestaltungschancen aus Bibliothekssicht
Referent:
Albert Bilo, Universität Duisburg-Essen
Veranstaltungsort:
Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv
Ernst-Schmidt-Platz 1
45128 Essen
Abstract:
Mit der Fusion 2003 war ein Neuanfang verknüpft, der eine Universität geprägt hat, die in ihren akademischen Schwerpunkten, in den Selbstverwaltungsmechanismen und in Forschung sowie Lehre neue qualitative und quantitative Horizonte absteckt. Der Beitrag fasst die wesentlichen Stationen der Fusion zusammen und referiert die leitenden Gesichtspunkte der zentralen Akteure. Als zentrale Betriebseinheit liefert die Universitätsbibliothek dabei eine zweifache Betrachtungsperspektive: in ihrer Querschnittsrolle zu allen Fakultäten und Hochschuleirichtungen sowie selbst als Objekt einer Fusion. An diesem Beispiel wird die These aufgegriffen: Veränderungsprojekte können sehr erfolgreich sein, wenn sie als Chance im externen Anpassungsdruck verstanden werden und extremer Anpassungsdruck prägt die Medien und Bibliothekslandschaft..