Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Turbo-Abi ist kein Nachteil
[14.02.2014] Sind Turbo-Abiturienten gut genug auf ein Studium vorbereitet? Ja, sagen Bildungsforscherinnen der Universität Duisburg-Essen (UDE) – jedenfalls genauso gut wie Absolventen des neunjährigen Gymnasiums. Für die Studie Generation 2in1, die den Übergang von der Schule zur Hochschule beim doppelten Abiturjahrgang untersucht, haben Dr. Svenja Mareike Kühn und Prof. Dr. Isabell van Ackeren über 3.500 Erstsemester an der UDE befragt. Demnach sind Befürchtungen unbegründet, die verkürzte Schulzeit schaffe schlechtere Voraussetzungen.
Die Forscherinnen hatten bei ihrer umfangreichen Erhebung zu Beginn des Wintersemesters kein klassisches Wissen abgefragt. Vielmehr schauten sie auf die methodischen und personalen Kompetenzen der jungen Leute; denn „hier wird vermutet, dass sich das eine Jahr mehr bzw. weniger auswirkt. Das wollten wir genauer wissen“, so Kühn. „Wir haben deshalb die Erstsemester unter anderem gefragt, welche wissenschaftlichen Arbeitstechniken bekannt sind, wie es mit Lernstrategien und Selbstorganisation, aber auch mit Interesse am Fach und mit Neugier aussieht. Auch ging es darum, wie intensiv sie von den Schulen bei ihrer Studien- und Berufsorientierung unterstützt wurden.“
Herausgekommen ist: Die zwei Geschwindigkeiten bis zum Abi bringen keine Nachteile – nur einen logischen Altersunterschied: So waren die Erstsemester mit Turbo-Abitur durchschnittlich 18,3 Jahre alt, die anderen 19,5. „Wer den längeren Bildungsweg gegangen ist, hat weder ein besseres Abi gemacht – die Durchschnittsnoten waren für G8 und G9 vergleichbar – noch haben 12 Schuljahre schlechter auf die Anforderungen eines Studiums vorbereitet“, fasst Professorin van Ackeren zusammen.
Der Übergang von der Schule zur Uni könnte jedoch insgesamt besser laufen, haben die Expertinnen festgestellt: „Alle Studienanfänger tun sich beispielsweise schwer, ihre Lernphasen effektiv zu planen und sich die Zeit richtig einzuteilen. Hier sollten die Hochschulen gezielte Trainings anbieten“, erklärt Kühn. „Dagegen könnten die Schulen mehr für die Studienorientierung tun. Die kam den meisten der befragten Erstsemester nämlich viel zu kurz – egal, ob sie G8 oder G9 hinter sich hatten.“
Überrascht waren die Forscherinnen von ihren Ergebnissen nicht. In der öffentlichen Debatte werde oft nicht berücksichtigt, dass die Schulzeitverkürzung in NRW vor allem die Sekundarstufe I betrifft, während die gymnasiale Oberstufe weiterhin drei Jahre dauert.
Um abzusichern, ob sich im weiteren Studienverlauf nicht doch noch Unterschiede zwischen den G8- und G9-Absolventen ergeben, behalten Kühn und van Ackeren die Befragten weiter im Blick. Für dieses Jahr planen sie eine Folgeuntersuchung; die Ergebnisse möchten sie 2015 vorstellen.
Weitere Informationen: Dr. Svenja Mareike Kühn, Tel. 0201/183-2607, svenja.kuehn@uni-due.de
Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/379-2429
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