Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Forscher untersuchen Karrieren von Jugendfußballern

Spielerbindung zahlt sich aus

[22.07.2014] Fußballprofi zu werden, davon träumen viele Jugendliche. Und auch die Vereine hoffen, möglichst viele Talente ins bezahlte Geschäft zu bringen. Doch die wenigsten Junioren schaffen es, selbst wenn sie zu den Besten der Besten zählen – wie die 270, deren Karrieren sich Ökonomen der Universitäten Duisburg-Essen (UDE) und Paderborn angeschaut haben. Als Sieger der U19-Bundesliga schienen diese jungen Spieler gute Chancen zu haben, einmal in der Ersten oder Zweiten Liga zu kicken. Doch weit weniger als die Hälfte gab dort ihr Debüt. Immerhin: Fünf sind heute amtierende Weltmeister – Schweinsteiger, Lahm, Özil, Höwedes und Schürrle.

Nur zwei Prozent aller Nachwuchskicker, heißt es, schaffen überhaupt den Sprung in ein Profiteam. Aber was ist mit denen, die schon top sind und auch top gefördert werden? Das wollten Prof. Dr. Joachim Prinz, Dr. Daniel Weimar (beide Mercator School of Management der UDE) und Dr. Stefan Göke (Paderborn) wissen. Da der Deutsche Fußballbund ab 2002 sein Nachwuchssystem umgekrempelt hat – Talente werden nun in den Jugendakademien der Bundesligisten trainiert – war ihre These: Je länger jemand dort ausgebildet wird, ohne den Verein zu wechseln, desto eher wird es was mit der Profikarriere beim Heimatclub.

Um das zu überprüfen, haben sie die Werdegänge der Deutschen Juniorenmeister der Jahre 1998 bis 2011 verfolgt. „Von diesen 270 haben nur 112 ihr Debüt in einer Ersten oder Zweiten Liga gefeiert“, nennt Daniel Weimar eine ernüchternde Zahl. „Bei 102 Junioren ist es noch offen; und 56 spielen, wenn überhaupt, nur noch unterklassig.“ 16 Junioren zog es übrigens in ein ausländisches Profilager, 14 von ihnen hatten einen Migrationshintergrund.

Spielerbindung zahlt sich aus, sehen die Wissenschaftler ihre Annahme bestätigt: Mit jedem Jahr, das ein Nachwuchskicker in der Jugendakademie desselben Vereins verbringt, wird das Profidebüt mit dem Heimatclub wahrscheinlicher. „Optimal sind sieben Jahre. Das trifft übrigens ungefähr auf die WM-Helden Lahm (7) und Höwedes (6) zu.“ Daniel Weimar findet das nachvollziehbar: „Der Verein kennt seinen Spieler, sieht, wie er sich fußballerisch und persönlich entwickelt, er hat Informationen aus dem privaten Umfeld. Wertschätzung und Vertrauen sind gewachsen. Das ist anders, wenn jemand häufig den Club wechselt.“

Was die Daten auch untermauern: Der Übergang von der Jugend in den Männerbereich ist eine kritische Zeit, viele Talente scheitern. „Wer 20 oder älter ist und immer noch ein Amateur, hat es schwer, Berufsfußballer zu werden. Und mit 22 bleibt die Profikarriere dann tatsächlich nur ein Traum.“

Eine Folgestudie sei geplant, sagt Weimar und fügt mit einem Augenzwinkern an: „Noch hat der DFB sich nicht gemeldet, aber wir sind natürlich nicht abgeneigt zu kooperieren.“ Soeben ist ihre Analyse im renommierten VWL-Journal Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik erschienen. Titel: „Diamonds are Forever. Job-Matching and Career Success of Young Workers“.

Göke, S.; Prinz, J.; Weimar, D.: Diamonds are Forever: Job-Matching and Career Success of Young Workers. In: Journal of Economics and Statistics (Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik) 234 (2014) 4, S. 450-473.
http://www.jbnst.de/de/inhalte.php

Weitere Informationen: Dr. Daniel Weimar, Tel. 0203/379-4598, daniel.weimar@uni-due.de

Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/379-2429

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