Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Energiewende: politisch ausgebremst
[25.11.2014] Kernenergie und kein Ende in Sicht: Der Ausstieg ist zwar seit 2011 beschlossene Sache in Deutschland, doch richtig in Fahrt kommt die Energiewende nicht. Woran hapert es? Am hohen Genehmigungsaufwand und an der notwendigen Zwischenlagerung von radioaktivem Material – so die ersten Ergebnisse eines interdisziplinären Forschungsprojekts der Universität Duisburg-Essen (UDE) in Kooperation mit der Dr. Werner Jackstädt-Stiftung.
Die Studie belegt, dass die meisten Betreibergesellschaften sich mit dem Ausstieg abgefunden haben und ihre Anlagen möglichst zügig abbauen wollen. Entsprechende Genehmigungsanträge sind gestellt, Logistikketten mit spezialisierten Dienstleisterunternehmen geplant. Aus technischer Sicht steht der Demontage somit nichts mehr im Wege.
Probleme bereiten aber die organisatorischen Herausforderungen und kaufmännischen Besonderheiten des Ausstiegs: Bevor mit dem Rückbau begonnen werden kann, muss ein zeitintensiver, stark regulierter Genehmigungsprozess durchlaufen werden. Es gibt außerdem noch immer keine Möglichkeiten zur Endlagerung von demontierten Anlagenteilen.
"Hier muss die Politik möglichst schnell Lösungen finden", so der Leiter der Studie, Professor Dr. Andreas Wömpener vom Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Controlling. Ansonsten muss das radioaktive Material längerfristig in den jeweiligen Zwischenlagerstätten aufbewahrt werden. Ein Szenario, das in der Gesellschaft wie in der Politik auf wenig Gegenliebe stoßen wird – zumal die Kapazitäten für die Zwischenlagerung erheblich ausgebaut werden müssten.
Die Studie zeigt außerdem, dass nicht allein die Entsorgungspolitik gemeistert werden muss. Auch die Personalplanung erfordert von den Konzernen viel Geschick: So gilt es, die Motivation in der Belegschaft hoch zu halten, was angesichts des drohenden Arbeitsplatzverlustes durchaus schwierig ist. Aber allein mit einem motivierten Projektteam kann der Rückbau zügig durchgeführt werden, lassen sich potentielle Arbeitsunfälle vermeiden. Es gilt, hochqualifizierte Mitarbeiter trotz fehlender Zukunftsperspektive an das Unternehmen zu binden.
Das Forschungsprojekt setzt an einem bisher stark vernachlässigten Bereich an. Es belegt den dringenden Handlungsbedarf und beschreibt das Management des Rückbaus. Im nächsten Schritt wird die Stilllegung aus kaufmännischer Sicht analysiert, um Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. „Wir wollen auch weiterhin unser betriebswirtschaftliches Know-how nutzen, um den technisch anspruchsvollen Rückbau der deutschen Kernkraftwerke voranzutreiben und dadurch einen Beitrag zur nachhaltigen Umsetzung der Energiewende leisten“, so Professor Dr. Wömpener.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Andreas Wömpener, T. 0203/379-4591, andreas.woempener@uni-due.de
Redaktion: Daniela Endrulat, Tel. 0203/379-2430
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