Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Hauptsache billig – Shoppen mit gutem Gewissen?
[18.12.2014] Kleidung zu einem Sparpreis kaufen – da sagen viele nicht nein. Aber ein Blick hinter die Kulissen der asiatischen Textilindustrie lässt den Shoppingbummel in einem anderen Licht erscheinen. Die Bedingungen, unter denen dort gearbeitet wird, sind immer noch verheerend. Nationale Arbeits- und Umweltgesetze werden von den Produktionsbetrieben unterlaufen oder fehlende Rechtsnormen ausgenutzt. Das hat dazu geführt, dass die private Selbstregulierung durch internationale Unternehmen zugenommen hat. Politik- und Rechtswissenschaftler von der Universität Duisburg-Essen (UDE) und der Ruhr-Universität Bochum untersuchen, wie staatliche und private Normen zusammenspielen, um Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards durchzusetzen. Das Mercator Research Center Ruhr (MERCUR) fördert das Projekt mit rund 224.000 Euro. Insgesamt wurden in der aktuellen Ausschreibungsrunde sechs Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 1,34 Millionen Euro bewilligt.
In den letzten Jahren sind durch Katastrophen und Skandale immer wieder die unhaltbaren Lebens- und Arbeitsbedingungen insbesondere in der asiatischen Textil- und Bekleidungswirtschaft in die Kritik geraten. Dies führte zu verstärkten Forderungen nach effektiveren Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards. Gleichzeitig stellten diese Ereignisse die Wirksamkeit bestehender nationaler und internationaler Regulierungen in Frage. Das Projekt „Politische Autorität und transnationale Governance-Arrangements“ will im Rahmen einer Pilotstudie erfassen, wie globale Produktionsprozesse insbesondere in Bangladesch und Kambodscha reguliert sind, welche rechtlichen Lücken es gibt und wie sich diese schließen lassen.
„Global agierende Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie haben Verhaltenskodizes entwickelt, die sie im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit einhalten möchten. Sie engagieren sich zudem zunehmend in Corporate-Social-Responsibility- - Initiativen, in denen festgelegt ist, wie sie ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung gerecht werden“, erklärt Dr. Cornelia Ulbert, Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Instituts für Entwicklung und Frieden an der Universität Duisburg-Essen. Aber wie kann überwacht werden, dass nicht nur die international agierenden Konzerne, sondern auch das weltweite Netzwerk ihrer Sub¬unternehmer die geforderten Standards und nationalen Gesetze umsetzen?
Private Regulierungen ersetzen dabei nicht völlig die nationalstaatlichen Gesetze, sondern es ergeben sich sehr viele unterschiedliche Formen von privater, privat-öffentlicher und öffentlicher Regulierung, sogenannter Governance-Arrangements, die in unterschiedlichem Maß miteinander interagieren. Problematisch ist, dass die steigende Anzahl von privaten Initiativen eher zu Intransparenz führt. Ob diese Normen überhaupt befolgt werden, lässt sich nur schwer überprüfen. Zudem liegt die Umsetzung in verbindliche Gesetze wieder in der Hand der Staaten, deren Untätigkeit die Selbstregulierungsinitiativen ins Leben gerufen haben. Hier setzt die Studie der Wissenschaftler von den Universitäten Duisburg-Essen und Bochum an, die systematisch den Beitrag unterschiedlicher Regulierungsformen bei der Durchsetzung von Standards erforschen soll. Ziel ist es, daraus konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik abzuleiten, um eine Globalisierung der sozialen Rechte weiter voran zu treiben - damit Shoppen künftig mit gutem Gewissen möglich ist.
Weitere Informationen: http://www.mercur-research.de
Redaktion: Isabell Hilpert, Tel. 0201/616 965 11, isabell.hilpert@mercur-research.de
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