Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Übergewicht ist genetisch mitbestimmt
[12.02.2015] Weltweit nimmt Übergewicht in einem Umfang zu, dass schon von einer regelrechten Epidemie gesprochen werden kann. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind beträchtlich: Diabetes, Herzkreislauferkrankungen, aber auch Krebs können in der Folge von Übergewicht und Fettleibigkeit entstehen. Die Gründe, warum Menschen unterschiedlich viel Gewicht zunehmen und Körperfett in verschiedenen Teilen ihres Körpers speichern, sind vielfältig. Ernährung und Bewegung sind wichtig. Welche Rolle aber genetische Faktoren hierbei spielen, wird in zwei Artikeln der neuen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature diskutiert. Dabei greifen die Autoren auch auf eine Studie der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) zurück.
Insgesamt werden die Ergebnisse von über 100 internationalen Studien mit mehr als 300.000 Teilnehmern ausgewertet. Berücksichtigt wurde u.a. auch die Heinz Nixdorf Recall Studie, die seit 2000 am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) durchgeführt wird. Die Arbeit ist der erste Schritt auf der Suche nach einzelnen Genen, die möglicherweise eine Schlüsselrolle in Bezug auf die Körperform und das Gewicht spielen. Insgesamt haben die Forscher 97 Regionen im Genom identifiziert, die Übergewicht beeinflussen — dreimal mehr als bislang bekannt waren. Mit neuartigen Berechnungsmethoden, wurden neue Regulationswege im Gehirn aufgedeckt, die für die Entwicklung des Übergewichtes verantwortlich sind und die Fettverteilung mitbestimmen.
Dr. Sonali Pechlivanis vom Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE): „Eine wichtige Erkenntnis ist, dass auch die Körperfettverteilung genetisch mitbestimmt zu sein scheint — und dies ganz unabhängig vom individuellen Body-Mass-Index. Diese genetische Bestimmtheit zeigt eine erhebliche Geschlechtstypik und ist mit unterschiedlichen Gewebetypen und Regulationsmechanismen verbunden. So scheinen die genetischen Faktoren bei Frauen eine stärkere Rolle zu spielen als bei Männern“ ergänzt Pechlivanis.
Nun hofft man, durch weitere wissenschaftliche Untersuchungen Aufschluss darüber zu erhalten, wie zukünftig Übergewicht verhindert und die damit verbundenen Komplikationen besser behandelt werden können. „Zwar erlauben uns diese wissenschaftlichen Erkenntnisse heute noch nicht, Übergewicht zu verhindern, aber sie liefern wichtige Anstöße für die weitere Forschung auf diesem gesundheitspolitisch so wichtigen Gebiet. Wir sind stolz darauf, dass wir mit den Ergebnissen der Heinz Nixdorf Recall Studie zu diesen wichtigen Erkenntnissen beitragen konnten“, erläutert der IMIBE-Direktor, Prof. Dr. Karl-Heinz Jöckel. Gemeinsam mit Prof. Dr. Raimund Erbel, Direktor der Klinik für Kardiologie, ist er Sprecher der wissenschaftlichen Langzeit-Untersuchung.
Weitere Information:
http://www.nature.com/
Genetic Studies of Body Mass Index Yield New Insights for Obesity Biology,
New Genetic Loci Link Adipose and Insulin Biology to Body Fat Distribution, in: Nature, Feb. 12, 2015
Redaktion: Christine Harrell, Tel. 0201/723 1615, christine.harrell@uk-essen.de
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