Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

UDE-Forscher an internationaler Studie zu Mikrobiziden beteiligt

Molekulare Pinzette gegen HIV

[18.08.2015] Im Kampf gegen AIDS lässt eine molekulare Pinzette hoffen. Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen (UDE) haben sie ursprünglich gegen Alzheimer entwickelt. Ein internationales Forscherteam hat nun ihre biologische Wirkung auf HIV und andere sexuell übertragbare Viren nachgewiesen. Die Pinzette greift nicht nur die Erreger an, sondern blockiert auch im Sperma enthaltene Infektionsverstärker.

Vor einigen Jahren stellten die UDE-Professoren Dr. Thomas Schrader und Frank-Gerrit Klärner (Organische Chemie) ein neues Molekül her, das CLR01. Es kann bestimmte Proteine wie eine Pinzette fassen und an der Aggregation hindern. Erste Tierversuche bei der Therapie von Alzheimer verliefen vielversprechend.

Das interessierte auch die Professoren James Shorter, University of Pennsylvania, und Jan Münch vom Uniklinikum Ulm, die an AIDS forschen. Sie hoffen, dass mithilfe der molekularen Pinzette endlich die Vaginalgele wirken. Die in den Cremes enthaltenen Mikrobizide sollten die Frauen eigentlich vor einer Ansteckung schützen; doch das tun sie nicht, weil sich Eiweißaggregate im Sperma an das Virus anheften und so seine Wirkung vervielfachen. Das könnte sich ändern, wenn die Mikrobizide auf CLR01 basieren.

„Im Fall von AIDS löst die molekulare Pinzette nämlich die Eiweißaggregate im Sperma auf, die das Virus so ansteckend machen“, erklärt Schrader, der an der neuen Studie mitgewirkt hat. Gleichzeitig entdeckten die Forscher einen zweiten Angriffsweg: Die Pinzette bricht auch die Schutzhülle um den Erreger selbst herum auf, so dass sein Inhalt regelrecht ausfließt und nicht mehr infektiös ist.

Diesen Effekt konnten die Wissenschaftler nicht nur bei HIV nachweisen, sondern auch bei weiteren sexuell übertragbaren Viren wie Herpes und Hepatitis C. Womöglich lässt sich CLR01 auch gegen die Virenhüllen von Grippeerregern und Ebola einsetzen.

Die Ergebnisse wurden jetzt im amerikanischen Journal eLife veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.7554/eLife.05397

Weitere Informationen: Thomas Schrader, Tel. 0201-183-3081, thomas.schrader@uni-due.de

Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/379-2429


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