Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Wie entstehen strahleninduzierte Nebenwirkungen?
[23.03.2016] Wer an einem Tumor im Brustkorb leidet, hat dank der Strahlentherapie heute deutlich bessere Heilungschancen als noch vor zwanzig Jahren. Die Bestrahlungsdosis lässt sich jedoch nicht beliebig steigern, weil sich anschließend festes Narbengewebe meist neben dem Tumor ausbilden kann. Wie sich diese unerwünschte Nebenwirkung möglicherweise künftig unterdrücken lässt, haben Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg Essen (UDE) herausgefunden. Sie entdeckten neue krankheitsfördernde Signalmoleküle und berichten darüber im renommierten Magazin Cancer Research.
Eine pathologische Organ- oder Gewebeverhärtung (Fibrose) lässt sich nicht mehr rückgängig machen: Das Bindegewebe lagert Kollagenfasern ein, die das betroffene Organ verhärten und narbenartige Veränderungen hinterlassen bis hin zur Einschränkung der Organfunktion. Um den Tumor jedoch erfolgreich behandeln zu können, ist eine intensive Strahlentherapie in den meisten Fällen unumgänglich, deshalb ist die Fibrose ein bislang hinzunehmender Schaden. Umso wichtiger ist daher, dass Wissenschaftler weltweit daran forschen, solche unerwünschten Nebenwirkungen nach der Strahlentherapie einzudämmen.
Die Arbeit am Universitätsklinikum Essen zeigt nun erstmals, dass das Enzymsystem CD73 nach einer Bestrahlung langfristig aktiviert wird. Dadurch kommt es zu einer zunehmenden Erhöhung der Konzentration des Botenstoffes Adenosin, und einer Deregulierung von Reparaturprozessen in der Lunge. Die UDE-Forscher zeigen ebenfalls, dass die Entstehung der strahlenverursachten Lungenfibrose reduziert werden kann, wenn das Enzym CD73 gehemmt oder der Abbau des von CD73 gebildeten Adenosins beschleunigt wird.
Prof. Dr. Verena Jendrossek: „Besonders stolz bin ich darauf, dass mit Dr. Florian Wirsdörfer und Simone de Leve zwei Nachwuchswissenschaftler unseres lokalen Graduiertenkollegs maßgeblich zu den neuen Forschungsergebnissen beigetragen haben.“ Das seit 2012 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderte GRK1739 hat „Molekulare Determinanten der zellulären Strahlenantwort und ihre Bedeutung für die Modulation der Strahlensensitivität“ zum Thema und wird von Prof. Jendrossek geleitet.
Bevor diese neuen Erkenntnisse allerdings am Patienten eingesetzt werden können, müssen noch weitere Untersuchungen erfolgen. Zum Beispiel, welche Medikamente sich am besten eignen, um möglichen Nebenwirkungen vorzubeugen. An klinisch einsetzbaren CD73 Antikörpern und Hemmstoffen der Adenosinwirkung wird also weiter geforscht.
Zur Publikation: http://cancerres.aacrjournals.org/content/early/2016/02/26/0008-5472.CAN-15-2310.abstract
Weitere Informationen: https://www.uni-due.de/med/forschung/grk1739/
Christine Harrell, Medizinische Fakultät, Tel. 0201/723-1615, christine.harrell@uni-due.de
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