Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Fußball beeinflusst Wahlergebnis
[10.06.2016] Rechtzeitig zur EM ist jetzt eine Studie erschienen, die erstmals die Fußballbegeisterung der Deutschen mit ihrem Wahlverhalten in Beziehung setzt. Eine Forschergruppe der Universität Duisburg-Essen (UDE) und der Universität Konstanz kann nachweisen, dass das Wahlverhalten ursächlich mit dem Spielausgang des örtlichen Erstligaclubs zusammenhängt.
Fußball ist in Deutschland hochpopulär und bindet Fans emotional sehr stark an bestimmte Vereine. Die 18 Bundesliga-Clubs bringen es auf mehr als 900.000 Mitglieder, 13,3 Millionen Fans des runden Leders verfolgen die Spiele live im Stadion. Dass die große Sportbegeisterung weitere wichtige Aspekte hat, weist die Forschergruppe jetzt anhand der Ergebnisse der Ersten Deutschen Bundesliga am Wahlwochenende der Bundestagswahl 2013 (20.-22.09.) nach.
Prof. Achim Goerres (UDE): „Wir können bestätigen, dass Wähler ihre durch den Fußball erzeugten Hochgefühle auch auf ihr politisches Verhalten übertragen.“ Je zufriedener oder euphorischer die Wahlberechtigten waren, desto eher gingen sie im Schnitt zur Wahl und wählten dann vorzugsweise die Amtsinhaber. Wenn der lokale Erstligaclub mehr Tore schoss, stimmten signifikant mehr Personen in den umliegenden Wahlkreisen des Clubs ab.
Jeder zusätzliche Treffer erhöhte die geschätzte Wahlbeteiligung im Wahlkreis um 0,17 Prozentpunkte, und das CDU/CSU-Zweitstimmenergebnis wuchs um 0,50 Prozentpunkte im Vergleich zu 2009. Die FDP profitierte gemäß den Schätzungen davon nur, wenn das Spiel möglichst nah an der Wahl lag.
Prof. Goerres: „Die Ergebnisse zeigen klar, dass sich nicht-politische Ereignisse auf politisches Verhalten auswirken. Warum das so ist, müssen wir noch genauer erforschen. Dies ist eine echte Herausforderung, denn Menschen stellen Bezüge zwischen sozialen Ereignissen und der Politik her, die objektiv betrachtet vollkommen irrational erscheinen.“
Obwohl die Forscher die genauen Mechanismen noch analysieren müssen, sind sie sicher, dass die Fußballergebnisse wirklich Ursache für Wahlverhalten sind. Denn sie können in der Studie zeigen, dass ein Fußballspieltag am Wahlwochenende wie ein natürliches Experiment wirkt – d.h. der Spielausgang hängt überhaupt nicht mit anderen regionalen Mustern wie Arbeitslosigkeit oder Bevölkerungsdichte zusammen, die man typischerweise zur Erklärung der Wahlergebnisse im Wahlkreis heranzieht.
Weitere Informationen zu der Studie von Robin Arens (Konstanz), Achim Goerres (UDE) und Florian Rabuza (UDE):
http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2791460
Prof. Dr. Achim Goerres, Institut für Politikwissenschaft/UDE, Tel. 0203/379-1385, achim.goerres@uni-due.de
Redaktion: Beate Kostka, Tel. 0203/379-2430, beate.kostka@uni-due.de
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