Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Grüner Strom aus dem Pütt
[25.08.2016] Alte Kohleschächte als Speicher für Ökostrom? Diese Idee scheint tatsächlich machbar. Das hat das Pilotprojekt auf der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop ergeben. Seit 2012 untersuchen Forscher der Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr), ob sich ein unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk bauen lässt – nach 2018, wenn dort Schicht ist. Heute (25.08.) haben die Partner erste Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vorgestellt. Zu dem Termin brachte Umweltminister Remmel einen Bescheid über 850.000 Euro für weitere Untersuchungen mit.
Das Geld stellen das Land und der Bund bereit; NRW hat das Vorhaben bisher schon mit 1,3 Millionen Euro gefördert. Denn es ist bestechend: Ein unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk würde dafür sorgen, dass der überschüssige Strom aus Wind- und Sonnenenergie nicht verloren geht. Das passiert, indem Wasser umgewälzt wird. Solche Kraftwerke haben sich über Tage bereits bewährt; bei Bürgern sind sie aber unbeliebt, da sie viel Platz brauchen.
Platz, den Stollen und Schächte bieten. Allerdings sind stillgelegte Zechen nicht geeignet, haben die 50 Forscher der Universitäten Duisburg-Essen (UDE) und Bochum (RUB) sowie von RAG und DMT herausgefunden. Denn der Zustand dieser Anlagen ist nicht exakt bekannt – ein Risiko. Anders beim Bottroper Pütt. Er ist bis Ende 2018 voll in Betrieb, und auch die technischen Voraussetzungen, etwa die Fallhöhen zwischen den Sohlen, stimmen.
„Prosper-Haniel ist geologisch und von der Infrastruktur her geeignet, um hier ein unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk als geschlossenes System umzusetzen“, sagt UDE-Professor André Niemann. Der Experte für Wasserbau und Wasserwirtschaft leitet das Projekt. „Wir gehen von einem Speichervolumen von 600.000 Kubikmetern aus. Das heißt, bei voller Ladung bekäme man vier Stunden lang eine Leistung von ca. 200 Megawatt. Das reicht für 450.000 Haushalte.“
Rechtlich gibt es keine Bedenken, und auch die Bürger scheinen aufgeschlossen: In einer repräsentativen Umfrage hat eine große Mehrheit „Daumen hoch“ signalisiert, sollte irgendwann gebaut werden.
Aber das ist der Haken: Rechnen tun sich Pumpspeicher nicht. Jedenfalls nicht zurzeit, betont Professor Dr. Hermann-Josef Wagner: „Zwar sind die Kosten einer untertägigen Anlage mit 600 bis 2.400 Euro pro Kilowatt vergleichbar mit denen einer oberirdischen. Allerdings sind die regulatorischen Bedingungen in Deutschland gerade sehr ungünstig“, erklärt der Energie-Experte der RUB: „Für Stromspeicher etwa wird ein doppeltes Netzentgelt verlangt.“ So werde leider nicht wertgeschätzt, wie flexibel solche Kraftwerke auf die Stromnachfrage reagieren können.
Dennoch zeigten sich Umweltminister Johannes Remmel und RAG-Vorsitzender Bernd Tönjes bei dem Termin auf Prosper Haniel optimistisch, dass aus alten Schächten einmal grüner Strom kommen wird. Das Ruhrgebiet sei prädestiniert hierfür, waren sie sich einig, auch was das Know-how angeht. So heißt es in der Machbarkeitsstudie u.a., dass das Projekt überwiegend mit Partnern aus NRW umgesetzt werden kann. „Die Industrie“, bestätigt Niemann, „hat schon jetzt großes Interesse.“ Der neue Förderbescheid wird helfen, dass es zunimmt.
Beteiligt sind mehrere Institute der Universitäten Duisburg-Essen und Bochum, das Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung (RISP) sowie die Unternehmen RAG und DMT. Die Idee unterirdischer Pumpspeicher entstand 2010 an der UDE. Damals half eine Förderung des Mercator Research Center Ruhr, die Idee weiter zu verfolgen.
Eine Zusammenfassung der Machbarkeitsstudie sowie ausführliche Berichte stehen unter http://www.upsw.de.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. André Niemann, Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der UDE, Tel. 0201/183-2225, andre.niemann@uni-due.de,
Prof. Dr. Hermann-Josef Wagner, Lehrstuhl Energiesysteme und Energiewirtschaft an der RUB, Tel. 0234/32-28044, lee@lee.rub.de
Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/379-2429
Bildhinweis:
Ein Foto zu dieser Pressemitteilung (Bildbeschreibung: Übergabe des Förderbescheides für den zweiten Teil der Machbarkeitsstudie. Von links: Prof. Dr. Hermann-Josef Wagner, Werksleiter Jürgen Kroker, Oberbürgermeister Bernd Tischler, Minister Johannes Remmel, RAG-Vorstandsvorsitzender Bernd Tönjes, Prof. Dr. André Niemann, stellv. Betriebsratsvorsitzender Sandro Atzori. Foto: RAG AG ) können Sie herunterladen unter:
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