EKfG-Vortragsreihe 2018
Sommersemester 2018 Forschungsforum Gender
Donnerstag, 16.00 c.t. - 18.00 Uhr
Campus Essen, R12 V05 D20
Beginn: 12. April 2018
!!! ACHTUNG: Der Vortrag von Prof. Dr. Sigrid Nieberle am 12.07.2018 muss terminbedingt leider entfallen !!!
Geschlechterforschung nimmt das Verhältnis der Geschlechter in den Blick und analysiert Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Geschlechter in der Gesellschaft im Hinblick auf ihre Lebenswirklichkeiten, ihre Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe, ihren Zugang zu materiellen und immateriellen Ressourcen sowie auf Normen, Werte und Rechte, um einen ganzheitlichen Blick auf die gesellschaftliche Realität zu ermöglichen und daraus konkrete Erkenntnisse für die gesellschaftliche Praxis ableiten zu können. Die Frage nach Einfluss und Wirkung des biologischen und des sozialen Geschlechts, also von sex und gender, wird in den unterschiedlichen Disziplinen und Forschungszusammenhängen unterschiedlich gestellt. Die interdisziplinäre Vortragsreihe zeigt das breite Spektrum, innerhalb dessen an den Universitäten der Universitätsallianz Ruhr „Geschlecht“ als Kategorie wissenschaftlicher Analyse herangezogen wird – ob in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften oder in der Medizin.
Programm und Abstracts Vorträge Sommer 2018
12.04.2018 |
Intersektionalität. Machtanalytische Überlegungen zu einem Paradox von Differenz und Gleichheit |
19.04.2018 |
Magersucht und Gewichtsregulation unter Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Aspekten |
26.04.2018 |
Indianer kennen keinen Schmerz – und Indianerinnen? Biologische und psychosoziale Einflussfaktoren auf geschlechterspezifische Unterschiede beim Schmerz !!! ACHTUNG: Der Vortrag findet abweichend in R12 V02 D91 statt !!! |
03.05.2018 |
Einen neuen Widerstand erfinden: New Queer Cinema als Post-Cinema !!! ACHTUNG: Der Vortrag findet abweichend in R12 V02 D91 statt !!! |
17.05.2018 |
Zwei, drei, viele Geschlechter? Intersex im Diskurs |
24.05.2018 |
„Wir sind Gangster“: Geschlechterbilder als Praxen der Verkörperung |
07.06.2018 |
James Bond 007 – Krisenbarometer normativer Männlichkeit |
14.06.2018 |
Der Mythos „Altenrepublik“: multiple politische Ungleichheiten und Gender in alternden Demokratien |
28.06.2018 |
Der Mensch der Menschenrechte. Eine geschlechterbezogene Perspektive |
05.07.2018 |
Zwischen Erlebtem und Erinnertem. Zur Frauenteilnahme am ukrainischen nationalistischen Untergrund der 1930er – 1950er Jahre |
12.07.2018 |
Narrationen des Dritten. Intersexualität in literarischen Texten !!! ACHTUNG: Der Vortrag fällt terminbedingt aus !!! |
Dr. Heike Mauer, Universität Duisburg-Essen, Koordinations- und Forschungsstelle Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW Intersektionalität. Machtanalytische Überlegungen zu einem Paradox von Differenz und Gleichheit
Vortrag am 12.04.2018
Der Vortrag entwickelt einen machtanalytischen Zugang zu Intersektionalität als einem Paradox von Differenz und Gleichheit und interveniert somit aus einer Perspektive der Politischen Theorie in aktuelle Debatten um Intersektionalität als ein zentrales Paradigma der Geschlechterforschung.
Dazu rekonstruiert der Vortrag zunächst das Intersektionalitätsverständnis der Rechtswissenschaftlerin Kimberlé Crenshaw, die den Begriff „Intersektionalität“ prägte und mit diesem ein Paradox von Differenz und Gleichheit als Ursache einer spezifischen Diskriminierung Schwarzer Frauen beschreibt. Crenshaw zufolge resultiert die Benachteiligung Schwarzer Frauen im Recht nicht allein aus der Verschränkung von Rassismus und Sexismus, sondern basiert auf der gleichzeitigen Unterscheidung Schwarzer Frauen von der Allgemeinheit auf der einen sowie ihrer Gleichsetzung mit weißen Frauen auf der anderen Seite: Anhand von Gerichtsentscheiden zeigt Crenshaw auf, dass Schwarze Frauen sowohl dann, wenn sie als distinkte Gruppe angesehen wurden, als auch in den Fällen, in denen sie ebenso wie weiße Frauen betrachtet wurden, Benachteiligungen im Recht erfahren.
Der zweite Teil des Vortrags entfaltet die machtanalytischen Konsequenzen eines solchen Verständnisses von Intersektionalität als Paradox von Differenz und Gleichheit: Anhand der deutschsprachigen Rezeption wird ein Begriff von Intersektionalität herausgearbeitet, mit dem die widersprüchlichen Funktionslogiken intersektionaler Machtausübung erfassbar werden. Zugleich wird für einen umfassenden, nicht allein negativen Machtbegriff plädiert, mit dem nicht allein die repressiven, sondern ebenso die handlungsermächtigenden Dimensionen von Macht im Sinne von Empowerment erfassbar werden. Dieser kommt, so die abschließende These des Vortrags, ohne politische Urteilsfähigkeit jedoch nicht aus.
Prof. Dr. Anke Hinney, Universitätsklinikum Essen, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Forschungsabteilung Molekulargenetik Magersucht und Gewichtsregulation unter Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Aspekten
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Vortrag am 19.04.2018
Die Magersucht, oder Anorexia nervosa (AN), ist eine gravierende Essstörung, die mit einem hohen Krankheitswert und einer hohen Sterblichkeit einhergeht. Frauen sind ca. zehnmal häufiger betroffen als Männer. Genetische Mechanismen sind bei der Gewichtsregulation und bei psychiatrischen Störungen im Kindes- und Jugendalter relevant. Die Identifizierung dieser Mechanismen kann helfen, die Störungen besser zu verstehen und schlussendlich die Therapie und Prognose zu verbessern.
Die Aufrechterhaltung eines normalen Körpergewichtes ist bei PatientInnen mit Anorexia Nervosa (AN) für einen längeren Zeitraum gestört. Vor dem Beginn der Erkrankung ist das Körpergewicht der späteren Patientinnen normalverteilt. Nach der Genesung jedoch bleibt der BMI zumeist im niedrigeren Gewichtsbereich. Gene, die an der Gewichtsregulation beteiligt sind, könnten auch für die Ausprägung einer AN relevant sein und umgekehrt. Geschlechtsspezifische Analysen können ein besseres Verständnis dieser psychischen Störungen erwartet lassen. Aktuelle genetische Ergebnisse werden im Vortrag beleuchtet.
Prof. Dr. Sven Benson, Universitätsklinikum Essen, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie Indianer kennen keinen Schmerz – und Indianerinnen? Biologische und psychosoziale Einflussfaktoren auf geschlechterspezifische Unterschiede beim Schmerz
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Vortrag am 26.04.2018
!!! ACHTUNG: Der Vortrag findet abweichend in R12 V02 D91 statt !!!
In der Allgemeinbevölkerung wird die Frage, ob sich Frauen und Männer in ihrer Schmerzempfindlichkeit unterscheiden, wohl einhellig mit einem „ja“ beantwortet. Doch wer ist nun das „schmerzempfindlichere“ Geschlecht? Einerseits zeichnet die Aussage, dass ein „Indianer keinen Schmerz kennt“, das Bild des „starken Mannes“, der aus evolutionsbiologischen Gründen weniger schmerzempfindlich ist oder soziokulturell bedingt gelernt hat, anders mit Schmerzen umzugehen. Andererseits besteht die ebenfalls evolutionsbiologisch begründete Überzeugung, dass Frauen eine geringere Schmerzempfindlichkeit haben, um Wehen- und Geburtsschmerzen erdulden zu können.
Betrachtet man wissenschaftliche Daten, so erscheint die Frage nach dem „schmerzempfindlicheren“ Geschlecht zunächst überraschend eindeutig beantwortet zu sein: Epidemiologische Daten dokumentieren mit weitreichender Übereinstimmung, dass Frauen häufiger von chronischen Schmerzen betroffen sind.
In experimentellen Studien wurden die Ursachen geschlechtsspezifischer Unterschiede beim Schmerz erstaunlicherweise erst in den vergangenen 20 bis 30 Jahren systematisch untersucht. Hierbei stellt sich die Befundlage jedoch als äußerst komplex und keineswegs eindeutig dar. Vor dem Hintergrund dieser uneinheitlichen Befundlage ist eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Ursachen von Geschlechterunterschieden bei Schmerz nach wie vor von hoher Bedeutung, insbesondere in Anbetracht der oftmals eingeschränkten und komplexen Therapieoptionen bei chronischen Schmerzerkrankungen.
Im Vortrag wird ausgehend von einem multifaktoriellen Schmerzmodell anhand von epidemiologischen und experimentellen Daten aufgezeigt, welche biologischen und psychosozialen Faktoren bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von chronischen Schmerzen zusammenwirken und welche dieser Faktoren zur Erklärung von Geschlechterunterschieden beim Schmerz beitragen.
Prof. Dr. Astrid Deuber-Mankowsky, Ruhruniversität Bochum, Institut für Medienwissenschaft Einen neuen Widerstand erfinden: New Queer Cinema als Post-Cinema
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Vortrag am 03.05.2018
!!! ACHTUNG: Der Vortrag findet abweichend in R12 V02 D91 statt !!!
Was ist gewonnen mit der Erkenntnis, dass das New Queer Cinema aktiv teilnimmt am Übergang zum Post-Cinema? Um diese Frage zu beantworten, werde ich ausgehen von der These, nach der Post-Cinema zwar einerseits das Ende des klassischen Kinodispositivs, zugleich jedoch auch die Realisierung von unerforschten Möglichkeiten des Kinos darstellt. In der Tat haben die Pionier_innen des New Queer Cinema und des Videoaktivismus von ACT-UP in den 1980-er Jahren die neuen Medien, Kamerarekorder und Kabel-TV, die Popkultur und die Erfahrungen des kollektiven Widerstands genutzt, um neue filmische Ästhetiken und mediale Agencements zu erfinden. Sie haben damit den Grund gelegt für ein queeres Post-Cinema, dem es jedes Mal anders darum geht mit der Technik zu experimentieren und einen neuen Widerstand zu erfinden. Als so gefasstes Post-Cinema überschreitet das New Queer Cinema zugleich jede Form einer einschränkenden Identitätspolitik.
Anike Krämer, M.A., Ruhruniversität Bochum, Fakultät für Sozialwissenschaft Zwei, drei, viele Geschlechter? Intersex im Diskurs
Vortrag am 17.05.2018
Das Bundesverfassungsgericht ebnete im Oktober 2017 den Weg zu einer gesetzlichen Neugestaltung des Personenstandsgesetzes. Ein dritter positiver Geschlechtseintrag sollte möglich gemacht werden, oder das Geschlecht in offiziellen Dokumenten gar gestrichen werden. Damit gab das Gericht einer Klage statt, die zuvor von einer intersex Person eingereicht wurde. Alleine dieses Beispiel zeigt die Vielfältigkeit der Diskurse um Intersex. Neben rechtlichen Fragen kommen gesellschaftliche, politische, als auch mediale Aspekte hinzu. Auch wissenschaftlich wird das Forschungsfeld um Intersex größer. Neben den – lange Zeit dominierenden – Perspektiven der Medizin und Psychologie gibt es zunehmend auch kultur- und sozialwissenschaftliche Forschung zum Thema.
Der Vortrag wird sich diesen unterschiedlichen, vielfältigen und wichtigen Debatten zuwenden und eine Einführung in verschiedene Diskursstränge geben. Neben den mythologischen Wurzeln widmet sich der Vortrag auch medizinhistorischen, medialen, aktivistischen, rechtlichen und forschungsethischen Perspektiven auf Intersex und zeigt, wie Forschung zu Intersex am Beispiel des Projekts „Intersexualität in NRW. Eine qualitative Untersuchung der Gesundheitsversorgung von zwischengeschlechtlichen Kindern in Nordrhein-Westfalen“ aussehen kann.
Dipl.-Päd. Nicole Kirchhoff, Technische Universität Dortmund, Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie „Wir sind Gangster“: Geschlechterbilder als Praxen der Verkörperungnischer Forschung
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Vortrag am 24.05.2018
In meinem Beitrag gehe ich der Frage nach, welche Rolle das Bild - für Schüler*innen der 7. Klasse an deutschen Hauptschulen und Gymnasien - in Verkörperungsprozessen von Zugehörigkeiten zu einem bestimmten Geschlecht, einer Ethnie oder einem (Schul-)Milieu hat. Die Beantwortung meiner Forschungsfrage basiert auf der Annahme, dass etwa Geschlecht nicht natürlich gegeben ist, sondern im Rahmen theatraler Inszenierungen bzw. Alltags-Performances über körperliche Darstellungs- und Wahrnehmungspraktiken hergestellt wird. Dem Körper kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu, weil er an entsprechenden Aufführungen zugleich als Darsteller und als Wahrnehmender teilnimmt. Das Bild wird damit zum Teilnehmer dieser Aufführungen, u.a. weil es die einhergehenden Inszenierungspraktiken nicht nur abbildet, sondern selbst Praxis von Verkörperungsprozessen ist. Empirisch wird dies wirksam gemacht in einer Forschungsanlage, welche ich als Gruppenwerkprozess bezeichne und die unter Einbeziehung visueller Methoden – der Bilder-Collage und dem Gruppen-Selfie - eine Erweiterung des Gruppendiskussionsverfahrens darstellt: Im Rahmen meines Vortrags beabsichtigte ich daher 1) meine theoretischen und methodologischen Überlegungen zu skizzieren. Daran anschließend richte ich 2) meinen Fokus entlang empirischen Materials am Beispiel der Figur des „Gansta-Rappas“ auf die Herstellung von Männlichkeit, um exemplarisch Prozesse mimetischer Aneignung von und kritischer Auseinandersetzung mit bestimmten Körperbildern sichtbar zu machen. Entlang eines Fallbeispiels zeige ich 3) dass und inwiefern materiale, massenmedial verbreitete Bilder von Männlichkeit mit inneren Bildern zusammengehen oder diesen widersprechen. Als in der Gruppe ausgehandelte Idealbilder gehen diese schließlich ein in physische Darstellungen, welche sich in den Gruppen-Selfies materialisieren und damit die dritte Ebene meines Bildbegriffs einziehen. Zur Sprache kommt dabei 4) auch, inwiefern andere, nicht-humane Agenten mitwirken am Geschehen, so etwa der Laptop in seiner Mehrfachfunktion als Spiegel, Fotograf und technischem Erzeuger einer „Quasi-Interaktion“ zwischen Mensch und Technik.
Peter Vignold, M.A., Ruhruniversität Bochum, Institut für Medienwissenschaft James Bond 007 – Krisenbarometer normativer Männlichkeit
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Vortrag am 07.06.2018
Als einer der langlebigsten Kinohelden der Nachkriegszeit rettet James Bond seit über einem halben Jahrhundert in regelmäßigen Abständen die Welt, besiegt das Böse und bricht wie nebenbei Frauenherzen. Zu jeder Zeit, so scheint es, verkörpert der britische Geheimagent zuverlässig das jeweils geltende kulturelle Ideal einer souveränen Männlichkeit, die sich im Zweikampf so sicher bewegt wie zwischen den Laken, sodass seit einigen Jahren auch die aus Genderperspektive operierende Film-, Kultur- und Medienwissenschaft auf ihn aufmerksam geworden ist. Wie die Filmfigur Bond, so muss auch normative Männlichkeit stets aufs Neue inszeniert werden, unterliegt dem Wandel der Zeit und ist damit auch immer neuen Herausforderungen und Krisen ausgesetzt. Anhand der unterschiedlichen Inszenierungen James Bonds und seiner Darsteller von Sean Connery bis Daniel Craig soll nachvollzogen werden, wie das vermeintlich makellose «Bild von einem Mann» immer schon von einer männlichen Krise gezeichnet war, zu der es sich gleichzeitig als Indikator und verschriebenes Antidot verhält.
Prof. Dr. Achim Goerres, Universität Duisburg-Essen, Institut für Politikwissenschaft Der Mythos „Altenrepublik“: multiple politische Ungleichheiten und Gender in alternden Demokratien
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Vortrag am 14.06.2018
Ein sehr populäres Bild im öffentlichen Diskurs europäischer Demokratien ist die „Altenrepublik“, eine liberale Demokratie mit einer „grauen“ Mehrheit von materiell eigennützigen Wählerinnen und Wählern. Diese Wählerinnen und Wähler haben demzufolge sehr einheitliche politische Interessen, die Politikerinnen und Politiker im vorauseilenden Gehorsam für sie umsetzen. Ich werde dieses Bild als einen Mythos entlarven, indem ich die vielfältigen Formen politischer Ungleichheit von Altersgruppen unter besonderer Berücksichtigung von Gender mithilfe von Umfragedaten darstellen und ihre Bedeutung für die Politik in alternden Demokratien herausarbeiten werde. Als vorbereitende Lektüre ist folgende Kollektion von Kurzessays online verfügbar: Goerres, Achim (2017): Grey or Silver Politics in Europe’s Ageing Democracies? Report for the Open Society Foundations and the Centre de Cultura Contemporània de Barcelona. https://goo.gl/nwZS9a
Prof. Dr. Angelika Poferl, Technische Universität Dortmund, Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie Der Mensch der Menschenrechte. Eine geschlechterbezogene Perspektive
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Vortrag am 28.06.2018
Weltweit werden Menschenrechtsverletzungen begangen und beklagt, zugleich hat sich im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert ein eigenes Feld des internationalen Menschenrechtsschutzes, der Menschenrechtspolitik und des Menschenrechtsengagements etabliert. Die Menschenrechte zählen zu den zentralen Werten der Moderne. Im Mittelpunkt menschenrechtlichen Denkens stehen die historisch entwickelte Figur des Menschen als Rechtssubjekt sowie der Glaube an eine Menschenwürde, die es zu achten, zu wahren oder (wieder-)herzustellen gilt. Doch die Geschichte der Moderne ist von tiefgreifenden Brüchen und Asymmetrien durchzogen. Den emanzipatorischen Errungenschaften stehen Deprivation, Ausgrenzung und Vernichtung gegenüber. Insofern stellen die Menschenrechte ein aus sozialen und historischen Kämpfen hervorgegangenes und zugleich in vieler Hinsicht ‚unvollendetes‘ Projekt dar. Der Vortrag beleuchtet das Thema der Menschenrechte nicht vorrangig unter politischen oder normativen Aspekten. Die Frage lautet, welches Menschenbild den Menschenrechten zugrunde liegt und wie sich dies zur Konstitution des Menschen als Menschenrechtssubjekt, seiner Selbstwahrnehmung, Selbsterfahrung und Selbstsorge im Rahmen einer Kultur der Menschenrechte verhält. Thematisch interessiert die Bedeutung von Geschlecht für die Entwicklung einer Soziologie der Menschenrechte, theoretisch knüpft der Vortrag u.a. an das Konzept der Kosmopolitisierung an. Die These ist, dass in der Figur des Menschenrechtssubjektes und ihrer Veränderung zentrale Transformationen der gegenwärtigen Moderne sichtbar werden.
Dr. Olena Petrenko, Ruhruniversität Bochum, Historisches Institut Zwischen Erlebtem und Erinnertem. Zur Frauenteilnahme am ukrainischen nationalistischen Untergrund der 1930er - 1950er Jahre
Vortrag am 05.07.2018
Aufgrund der politischen Ereignisse rund um den Majdan 2013/14 ist die Geschichte der Organisation der ukrainischen Nationalisten (OUN) und der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) in den westlichen Medien und der Forschung zwar stärker ins Blickfeld gerückt, was auch der ukrainischen Forschung, etwa durch oral history, neue Impulse gab und eine kritische Beschäftigung mit Geschichtspolitik und Erinnerungskultur, feministische Initiativen u.a. einleitete. Doch wie Franziska Bruder in ihrer (bis heute einzigen deutschsprachigen) Studie zur Geschichte der Organisation der ukrainischen Nationalisten zu Recht bemerkt, liegen keine umfassenden Untersuchungen zum Thema Frauen in OUN und UPA vor.
In dem Vortrag wird somit der Frage nach der weiblichen Teilnahme an beiden Organisationen des ukrainischen nationalistischen Untergrunds nachgegangen. Welche Gründe und Umstände veranlassten die Frauen, in die Strukturen des nationalistischen Untergrunds einzutreten? Welche Handlungsräume betraten die Frauen, und wie änderten diese sich im Verlauf des Untergrundkampfes? Inwiefern waren die Frauen für die sowjetischen Sicherheitsorgane bei der Niederschlagung der UPA von Nutzen bzw. finden sich bei den An- und Abwerbungen auf beiden Seiten geschlechterspezifische Merkmale?
Es werden die vielschichtigen Veränderungen der etablierten Geschlechterordnung während des gewaltsamen Kampfes für die Nation anhand von „typischen“ und „untypischen“ symbolischen weiblichen Rollen, Partizipationsfeldern und Feindbildern beleuchtet. U.a. wird das Thema der diskursiven Zuschreibung „weiblichen Verrats“ problematisiert. Dabei geht es anhand der ausgewählten Fallbeispiele um die Frage, inwiefern denunziatorisches Handeln und die Anwerbung von Agentinnen als typisch weibliche Tätigkeit verstanden und auch entsprechend dargestellt wurden.
Prof. Dr. Sigrid Nieberle, Technische Universität Dortmund, Institut für deutsche Sprache und Literatur Narrationen des Dritten. Intersexualität in literarischen Texten
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Vortrag am 12.07.2018
!!! ACHTUNG: Der Vortrag muss terminbedingt leider entfallen !!!
Am Beispiel der Intersexualität erläutert der Vortrag die Bedeutung der Narratologie für die Gender Studies. Nicht erst mit den Neuerungen im deutschen Personenstandsgesetz ist das Erzählen von Intersexualität und Figuren des In-Between wieder virulent geworden. Hermaphrodismus war stets eine Quelle literarischer Produktivität. Antike wie zeitgenössische Erzählverfahren werden an einer Reihe von Beispielen deutlich werden.