Innovative Projekte in Studium und Lehre
„Prejudices are what fools use for reason.”: Ein Kurzfilmprojekt zum Umgang mit Stereotypen
Die Welt um uns herum ist sehr komplex und der Mensch nur bedingt in der Lage, all die vielfältigen Informationen, die auf ihn einströmen, zu verarbeiten. Daher greift unser Gehirn häufig auf mentale Abkürzungen zurück - Skripte, Schemata oder Heuristiken. Angewendet auf Menschen nennt man diese kognitiven Abkürzungen Stereotype. Geschlechterstereotype sind solche kognitiven Strukturen, die "sozial geteiltes Wissen über die charakteristischen Merkmale von Frauen und Männern enthalten" (Eckes 2010: 178) Sie zeichnen sich, anders als nationale Stereotype, dadurch aus, dass sie sowohl beschreibende als auch vorschreibende Anteile haben. Beispielsweise "sind" Frauen verständnisvoll und emotional, Männer hingegen dominant und zielstrebig. Das "sind" ist bewusst in Anführungszeichen gesetzt, da die menschliche Realität vielfältiger ist, als diese Zuschreibungen es vermuten lassen. Sie sind eben Zuschreibungen, die historisch gewachsen sind und mit denen auch Wertungen, Hierarchien einhergehen. Diese bestehen zwischen Frauen und Männern nach wie vor. Geschlechterstereotype sind darüber hinaus sehr resistent. Sie können verletztend sein, diskriminieren und damit berufliche und Lebenschancen mindern. Dies gilt nicht nicht nur für Geschlechterstereotype - sondern auch für jene in Bezug auf Herkunft, Hautfarbe, Körper oder Sexualität. Oftmals gibt es Überschneidungen von Diskriminierungsformen.
Wie können z.B. Angehörige der Universität zur Auseinandersetzung mit verschiedenen Formen von Stereotypisierungen angeregt werden? Flyer, Broschüren, wissenschaftliche Texte sind das eine, kreative visuelle Kommunimkationsformen (Kurzfilme) das andere. Wenn Kurzfilme im Rahmen eines Lehrprojektes entstehen, wecken sie Neugier und damit auch möglicherweise ein verstärktes Interesse am Thema Stereotype und Diskriminierung im Universitätsalltag. Unter der Leitung von Sabrina Eimler, M.A. M.Sc und Dr. Vera Hagemann haben Studierende im Wintersemester 12/13 im Studiengang Angewandte Kognitions- und Medienwissenschaften (Bachelor) Konzepte entwickelt, Drehbücher geschrieben und die Kamera in die Hand genommen.
Die Filme basieren auf einer intensiven theoretischen Auseinandersetzung im ersten Seminarteil: Was sind Stereotype? Warum stereotypisieren wir? Sind Stereotype kontrollierbar? Wenn ja, unter welchen Voraussetzungen? Und vor allem: Welche Strategien existieren zum Vorurteilsabbau? Anschließend lernten die Studierenden unter der Anleitung von Nils Dunsche den Umgang mit der Kamera und mit Techniken des Videoschnitts. Ergänzt wurde der theoretische und praktische Input durch Vorträge von Personen, die an der Universität Duisburg-Essen in den Bereichen Gender Mainstreaming, Diversity Management und Anti-Diskriminierung arbeiten. Dr. Birgit Kunde berichtete über ihre Arbeit bei der Zentralen Ombudsstelle für Studierende, Sarah Winter über das Projekt ProDiversität und Eva Wegrzyn über das Gender-Portal der UDE. Die Präsentation zum Ablauf des Seminars und zu den zentralen Ergebnissen gibt es unter diesem Link.
Kurzfilm 1 Diskriminierung im universitären Arbeitsumfeld
Zwei Themenbereiche behandeln Sarah Friedewald, Anna Kizina, Carina Knitter in ihrem Film "Diskriminierung im universitären Arbeitsumfeld": Angewandte Stereotype zur ethnischen und sozialen Herkunft (Wahrnehmung von bestimmten Namen) sowie zur sexualisierten Gewalt. Im Fokus stehen mögliche Diskriminierungserfahrungen im universitären Arbeitsumfeld etwa bei der Personalauswahl sowie sexualisierte Gewalt durch Vorgesetzte. Ziel des Films ist es, Betroffene dazu zu ermutigen, sich bei universitären Beratungsstellen Hilfe zu holen und vor allem sich nicht selbst die Schuld für die Diskriminierung zu geben.
Hier geht es zum ==> Film "Diskriminierung im universitären Arbeitsumfeld"
Kurzfilm 2 Uni durch die Augen anderer
... ist ein ==> Kurzfilm von Janis Dotschkis, Kübra Harmanci und Ina Pins. Sie legen besonderen Fokus auf Diskriminierungen aufgrund von psychischen Erkrankungen und körperlichen Behinderungen. Zudem stehen die unterschiedlichen Voraussetzungen, wie etwa Zeitressourcen oder materielle Ressourcen der Studierenden im Mittelpunkt. Im Film sehen die Zuschauenden die Darstellung eines Uni-Tages, in der eine Person unterschiedliche Diskriminierungen erfährt - sowohl durch Lehrende als auch durch Studierende. Die Macherinnen des Films möchten mit ihrem Film für mehr Empathie werben und die Zuschauenden dazu ermuntern sich in andere Personen hineinversetzen.
Kurzfilm 3 Ein ganz normaler Studientag?
Geschlechterstereotype stehen im Mittelpunkt des ==> Films "Ein ganz normaler Studientag?" von Meike Gabriel, Alexandra Schroeder u.a. Auch hier wird ein Unitag aus der Sicht einer studierenden Person dargestellt - vom Aufstehen, Duschen, ins Auto setzen, Freunde und Freundinnen treffen, die Bibliothek aufsuchen usw. hin zum Heimkommen und Entspannen. Die Originalfassung des Films wurde mit dem Song "I am man" von Black Strobe unterlegt. Die Kameraführung ist sehr dynamisch, wir blicken durch die Augen der Person, die den Tag erlebt. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Kurzfilm 4 Warum?
Songwriter- und musikalische Talente beweisen Tanja Papenhoff, Jacqueline Patzke, Stefan Schwenzfeier, Andy Transchel mit ihrem Kurzfilm "Warum?". Im Fokus stehen Ausgrenzung und Mobbing aufgrund von beispielsweise Aussehen, religiöser Symbole oder sexueller Orientierung. Der Film soll verdeutlichen, dass Diskriminierung und Mobbing keine Kavaliersdelikte sind und eine Anregung liefern, das eigene Verhalten zu überdenken und mehr Zivilcourage zu wagen. ==> Kurzfilm & Musikvideo: Warum?