Gender Mainstreaming ist eine langfristige Strategie zur Förderung der Gleichstellung zwischen Frauen und Männern. Gender Mainstreaming bedeutet, in allen Planungs- und Entscheidungsprozessen von vornherein Gleichstellungsaspekte zu beachten und für deren Umsetzung Verantwortung zu übernehmen. Gender Mainstreaming basiert auf der Erkenntnis, dass Frauen und Männer auf Grund ihrer sozialen und kulturellen Geschlechterrollen (gender) in der Gesellschaft unterschiedliche Lebensbedingungen und Chancen vorfinden und von gesellschaftlichen Prozessen und deren Auswirkungen unterschiedlich betroffen sind. Gender Mainstreaming nimmt zur Kenntnis, dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt und beinhaltet somit die nachhaltige Verankerung der Geschlechterdimension in alle Bereiche von Institutionen und Organisationen. Gender Mainstreaming richtet sich gleichermaßen an Männer wie Frauen und will erreichen, dass negative Auswirkungen der derzeitigen Geschlechterverhältnisse auf Frauen, aber auch auf Männer überwunden werden.

Der Begriff Gender Mainstreaming stammt aus dem Englischen und setzt sich aus den Begriffen Gender und Mainstreaming zusammen: In der englischen Sprache wird zwischen dem biologischen Geschlecht Sex und dem sozialen Geschlecht Gender unterschieden. Diese Unterscheidung ist mit dem deutschen Begriff Geschlecht nicht möglich. Der Begriff Gender beinhaltet die gesellschaftlichen Geschlechterrollen, die Vorstellungen und Erwartungen, wie Frauen und Männer sind bzw. sein sollen. Das bedeutet, dass die Geschlechterrollen in Beziehungen zwischen Menschen laufend hergestellt und auch dargestellt werden, Gender also konstruiert wird. Gender ist somit eine veränderbare Kategorie.

Der Begriff mainstreaming kann mit zum Hauptstrom machen oder in den Hauptstrom bringen übersetzt werden. Mainstreaming bedeutet, dass eine bestimmte inhaltliche Vorgabe, zum zentralen Bestandteil bei allen Entscheidungen und Prozessen gemacht wird.

Auf folgender Seiten erhalten Sie weiterführende Informationen zu den Themen:

Gender Mainstreaming auf der politischen Ebene

und

Gender Mainstreaming in der Forschung

 

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Geschichte des Gender Mainstreaming

Die Grundlagen für das Gender Mainstreaming Konzept basieren auf den Bemühungen der internationalen Frauenbewegung, die Situation von Frauen nachhaltig und als Querschnittsaufgabe zu verbessern. Gender Mainstreaming hat seinen Ursprung im Rahmen der internationalen Entwicklungsarbeit. Es wurde auf der Weltfrauenkonferenz in Nairobi 1985 erstmals diskutiert und in Peking 1995 dann als neue Gleichstellungsstragtegie propagiert. Die Europäische Union schrieb Gender Mainstreaming 1997 im Amsterdamer Vertrag als verbindliche Aufgabe für die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union fest. Am 1. Mai 1999 trat dann der Amsterdamer Vertrag in Kraft und verpflichtete die Mitgliedstaaten der Union zur Umsetzung von Gender Mainstreaming als Gleichstellungsstrategie.

"Gender-Mainstreaming bedeutet, dass in allen Phasen des politischen Prozesses – Gestaltung, Durchführung, Begleitung und Bewertung – der Geschlechterperspektive Rechnung getragen wird. Ziel ist die Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern. Nach dem Gender-Mainstreaming-Konzept sind politische Maßnahmen stets daraufhin zu prüfen, wie sie sich auf die Lebenssituation von Frauen und Männern auswirken, und ggf. zu überdenken. Ziel ist es, die Gleichstellung der Geschlechter konkret umzusetzen und die Politikgestaltung zu verbessern, indem den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger besser Rechnung getragen wird."
(Quelle: Broschüre "Gleichstellung der Geschlechter in der Europäischen Union"
der Europäischen Kommission, 2011, aufgerufen: 16.02.2017).

1999 hat die Bundesregierung die Gleichstellung von Frauen und Männern zum Leitprinzip erhoben und mit Bezug auf den Amsterdamer Vertrag Gender Mainstreaming als Strategie zur Durchsetzung dieses gleichstellungspolitischen Ziels bestimmt.

Eine ausführliche Informationsbroschüre des BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugen) zum Gender Mainstreaming finden Sie hier. 

Die EU-Komission gibt ein "Praxiskompendium zum Thema Mainstreaming der Nichtdiskriminierungs-/ Gleichstellungsthematik" (2011) heraus. Sie können es unter diesen Link herunterladen.

Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen (MIWFT) gibt auf seiner Serviceseite für Hochschulen einen Überblick zum Thema Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit.

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Banknote

Gender Budgeting

Gender Budgeting oder Gender Budget ist eine bedeutende Strategie auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft. Eng verbunden mit und zentraler Bestandteil des Gender Mainstreaming Ansatzes weist Gender Budgeting jedoch hinsichtlich seiner Entstehungsgeschichte und seiner Umsetzung Besonderheiten auf. Unter diesem Link Seite finden Sie  Informationen zur Strategie Gender Budgeting: Was ist darunter zu verstehen? Wie setzt man es um?

Logo der Bundeszentrale für politische Bildung

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Das 2012 erschienene Dossier der Bundeszentrale für Politische Bildung diskutiert Fragen wie

  • Was bedeutet Gender Mainstreaming in der Praxis und warum macht es als Querschnittsaufgabe Sinn?
  • Führt Gender Mainstreaming tatsächlich zu einer Auflösung von Geschlechterdifferenz?
  • Oder: Ist Diversity eine Weiterentwicklung des Gender-Ansatzes oder eine Bedrohung für Gender Mainstreaming?

Link: http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/gender-mainstreaming/

Gender Mainstreaming als Doppelstrategie

GM ist eine neue Strategie zur Herstellung von Chancengleichheit. Sie ersetzt nicht konkrete Frauenförderpolitik, sondern erweitert diese. Die Kombination von GM und Frauenförderung als Doppelstrategie soll die Wirksamkeit von Gleichstellungspolitik verstärken.:

"Gender Mainstreaming und spezifische Gleichstellungspolitik ergänzen sich. Sie sind zwei unterschiedliche Strategien für ein und das selbe Ziel, nämlich Gleichstellung der Geschlechter. Beides muss zumindest so lange Hand in Hand gehen, bis es in der gesamten Gesellschaft [...] einen tatsächlichen Konsens über die Gleichstellung der Geschlechter gibt." (Europarat 1998)
 

Maßnahmen zur Frauenförderung und Gleichstellung wie z.B. die Erstellung von Frauenförderplänen werden somit auch weiterhin gebraucht um konkreten Benachteiligungen entgegen zu wirken und Ungleichheiten zwischen Männer und Frauen abzubauen. Gender Mainstreaming zielt dagegen auf Rahmenbedingungen und Strukturen und integriert die Geschlechterperspektive in alle Planungs-und Entscheidungsprozesse.

Grafische Darstellung von Gender Mainstreaming als Doppelstrategie an der  UDE (pdf, 15 KB)

Gender Mainstreaming als Querschnittsaufgabe

GM bedeutet Gleichstellung als Querschnittsaufgabe: die Strategie wird grundsätzlich und systematisch einbezogen...

  • in alle Politikfelder
  • in die Organisation und Kultur von Institutionen
  • in Planung und Entscheidungen sowie
  • in die Art und Weise, Probleme zu sehen und
  • Lösungen zu finden und umzusetzen

Video: Was ist Gender Mainstreaming?

Marc Jelitto hält in seinem Vortrag im Rahmen des ExpertInnenlecture von Delta 3 in Wien am 18.05.2006 fest, dass es sich bei Gender Mainstreaming nicht (nur) um Frauenförderung handelt...

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