Community Medien als Ort der Teilhabe – Perspektiven auf Rassismuserfahrungen und Gegenstrategien von Medienmacher*innen

 

 

Als Teil des geplanten Rassismusmonitoring des DEZIM (Pressemitteilung) untersuchen wir in einem Pilotprojekt im Herbst 2020, wie Rassismuserfahrungen und vor allem Gegenstrategien zu erlebtem Rassismus in Community Medien verhandelt werden.

Nicht-kommerzielle Community Medien (in Deutschland auch Freie oder Bürgermedien) verstehen sich als komplementäre Medienangebote neben öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Medien. Ihre Selbstverpflichtung zu offenem Zugang schlägt sich in einem recht hohen Anteil von SendungsmacherInnen nieder, die in der einen oder anderen Weise in der Gesellschaft minorisiert sind. Für viele von ihnen gehören Rassismuserfahrungen zum Alltag und in früheren Studien hat sich die wichtige Funktion von Community Medien als Ort der Teilhabe gezeigt.
Das Projekt schließt hier an und zielt auf die Einbindung von Medienmacher*innen mit Rassismuserfahrung ins Rassismusmonitoring ab: in Fokusgruppendiskussionen und Interviews wird erhoben, wie Erfahrungen aber auch Gegenstrategien zu erlebten Rassismus verhandelt werden. Die Ergebnisse aus diesem Projekt sollen in Überlegungen zum selbstbestimmten Monitoring in der Zivilgesellschaft einfließen

Sondersendung zu unserem Rassismus-Monitoring-Projekt (zum Nachhören): https://rdl.de/beitrag/sondersendung-community-media-als-ort-der-teilhabe). Dazu auch anlässlich des Internationalen Tag gegen Rassismus (21.3.) vom Netzwerk Medienvielfalt: "Es stellt sich nicht die Frage, ob wir uns integrieren müssen!"

 
Eine Projektzusammenfassung ist hier online:

Projektbeteiligte

Judith Purkarthofer, Özge Zar, Anne Mölders, Esther Domke, Geylan Daud (alle UDE)
und Nadia Bellardi, https://www.transcultural-consulting.org/
mit Expert*innen aus 7 Freien Medien & Community Media Projekten

 

Neuer Artikel von Judith Purkarthofer, Nadia Bellardi, Esther Domke und Özge Zar: "We Do Something because We Think that It Is Important for Society and that We Should Be Heard”. Agency and Strategies of Empowerment of Community Media Producers in Germany in Light of Experiences of Racism

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Freie Medien / Community Medien

Community Medien gehören zu den sozialen Räumen, in denen Mehrsprachigkeit und mehrsprachige Sprecher*innen sich gemäß ihrer Ausdrucksmöglichkeiten ausdrücken können. Für die Forschung sind sie als Sprachlernumgebungen, aber auch als Orte der Aushandlung von gesellschaftlichem Spracherleben sehr interessant.

Der Media Pluralism Monitor vergleicht die Medienlandschaft in ausgewählten Ländern (2021 waren das die Länder der Europäischen Union, Albanien, Montenegro, die Republik Nordmazedonien, Serbien und Turkey): https://cmpf.eui.eu/mpm2022-results/

Mit meiner Kollegin Dr. habil. Urszula Doliwa (Univ. Warmia Mazury in Poland) forschen wir schon länger zu Freien Medien und Formen mehrsprachiger Teilhabe. Neuer Artikel 2021: Community media’s role in changing centre‐periphery relations through participatory, not-for-profit journalism. International Journal of Media & Cultural Politics, https://doi.org/10.1386/macp_00042_1.

Sprachenpolitik, Medien und Öffentlichkeit

Sprachenpolitik regelt die Verwendung von Sprache in öffentlichen und privaten Medien: über zeitliche Regelungen für bestimmte Minderheitensprachen, etwa Slowenisch in Österreich, oder über vorgegebene Musikquoten in der Mehrheitssprache, wie in Frankreich. Durch mediale Präsenz und Repräsentation werden aber auch sprachenpolitische Entscheidungen vorbereitet oder eingefordert - Beispiele dafür finden wir in Einwanderungsgesellschaften.

Europäische Institutionen tragen ihren Teil zur Akzeptanz von Mehrsprachigkeit, aber auch zur Verbreitung von Fachsprachen bei. Als Beispiel der Hinweis auf die mehrsprachigen Glossare der Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz: Glossare zu Arbeitsschutz- und Gesundheitsthemen. Außerdem werden 'sprachlose' Videos und andere pragmatische Vermittlungsideen genutzt.

Literatur und Links

Wörterverzeichnis der Neuen deutschen Medienmacher*innen: NdM-Glossar (pdf) (NdM) mit Formulierungshilfen, Erläuterungen und alternativen Begriffen für die Berichterstattung in der → Einwanderungsgesellschaft (2019)

Spaces of Inclusion (pdf): Studie des Europarates zur Rolle Freier Medien für Migrant*innen und Geflüchtete von Nadia Bellardi, Brigitta Busch, Jonas Hassemer, Helmut Peissl und Salvo Scifo

(OA) Purkarthofer, Judith. 2018. You Can't Tell My Story for Me! Community Media as a Means of Expression in Multilingual Local and Globalized Contexts. In: Follmer, Golo & Alec Badenoch. Transnationalizing Radio Research. Bielefeld: transcript. 59-64. https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3913-1/transnationalizing-radio-research/
 
Leurs, K.H.A. (2019). Community Media Makers and the Mediation of Difference - Claiming Citizenship and Belongingness. In Rosemarie Buikema, Antoine Buyse & Antonius Robben (Eds.), Cultures, Citizenship and Human Rights (pp. 31-48). London: Routledge.
 
Lewis, Peter M. (2008): Promoting social cohesion. The role of community media. Report prepared for the Council of Europe’s MC-S-MD group. Strasbourg: Council of Europe. https://rm.coe.int/CoERMPublicCommonSearchServices/DisplayDCTMContent?documentId=0900001680483b32
 
Purkarthofer, Judith, Pfisterer, Petra und Busch, Brigitta (2008): 10 Jahre Freies Radio in Österreich: Offener Zugang, Meinungsvielfalt und soziale Kohäsion - Eine explorative Studie. In: RTR (ed.): Nichtkommerzieller Rundfunk in Österreich und Europa. Wien: Schriftenreihe der RTR. 9-113
 
Purkarthofer, Judith (2013): Lokal, Global und Mehrprachig? Sprachenpolitik und Medien. In: De Cillia, Rudolf und Vetter, Eva (eds.): Sprachenpolitik in Österreich. Bestandsaufnahme 2011. Wien: Lang. 242-256
 
Rodríguez, Clemencia; Kidd, Dorothy; Stein, Laura (Eds.) Making Our Media: Global Initiatives Toward a Democratic Public Sphere. Hampton Press.