Gesund altern mit moderner Technik

 Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und Dr. Aysegül Dogangün (r.) bei der Auftaktveranstaltung der Forschernachwuchsgruppen. Foto: Andreas Lemke
Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und Dr. Aysegül Dogangün (r.) bei der Auftaktveranstaltung der Forschernachwuchsgruppen. Foto: Andreas Lemke

Junge Ingenieurin leitet BMBF-gefördertes Projekt Gesund altern mit moderner Technik

Die Gesellschaft wird immer älter, aber auch immer digitaler. Fitnessarmbänder oder Einparkhilfen sind alltäglich. An neuen technischen Systemen, die für Menschen jeden Alters geeignet sind, werden acht Forschungsgruppen in den nächsten fünf Jahren arbeiten. Eine davon leitet Dr. Aysegül Dogangün von der Universität Duisburg-Essen (UDE). PAnalytics heißt ihr Projekt. Es ist ein Selbst-Monitoring für Menschen ab 50 Jahren, mit dem diese ihre Gesundheit umfassend kontrollieren und auswerten können. Alle Teams werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Schwerpunkt „Mensch-Technik-Interaktion für den demografischen Wandel“ gefördert. Insgesamt fließen 22 Millionen Euro.

Das BMBF hat für sein Nachwuchsprogramm besonders talentierte Postdoktoranden ausgewählt. Aysegül Dogangün, 32 Jahre jung, ist gebürtige Berlinerin. Dort studierte sie Informatik und Psychologie; sechs Jahre forschte sie am Duisburger Fraunhofer Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme, jetzt tut sie es an der UDE. Beschäftigt hat sich die Ingenieurin bisher vor allem mit Assistenzsystemen für Medizin und Pflege.

Darum geht es im weiteren Sinn auch bei PAnalytics. Der Name ist abgeleitet von „Personal Analytics“: Hierbei sammelt man gezielt persönliche Daten, um den eigenen Lebensstil zu ändern. Zwar gibt es schon Systeme zum gesundheitlichen Selbst-Monitoring (Blutdruckmesser, intelligente Waagen). Allerdings bleibt es dem Nutzer überlassen, die Ergebnisse zu interpretieren, und es fehlt der ganzheitliche Ansatz.

Sinnvoller wäre es, Daten aus unterschiedlichen Geräten und aus Alltagsaktivitäten zusammenzuführen und automatisch auszuwerten. Dazu gehören Informationen aus Umgebungssensoren, Sprache, Gestik, dem Wohn-oder Lebensumfeld, Daten aus sozialen Netzwerken sowie solche, die vom Nutzer selbst eingegeben werden.

„Nehmen wir einen Mann Mitte 50. Eigentlich ist er fit, nun wurde eine beginnende Herzinsuffizienz festgestellt. Deshalb möchte er noch gesundheitsbewusster leben“ gibt Aysegül Dogangün ein Beispiel. Ein solches interaktives, vernetztes System wäre individuell auf den Nutzer zugeschnitten, voll in seinen Alltag integriert und umfasste alle Lebensbereiche.

„So könnte er sich über sein Tablet morgens anzeigen lassen, wie gut er geschlafen hat; er bekommt Tipps, wie er sich gezielt sportlich betätigen kann, und ein Schrittzähler misst, ob er sich tagsüber ausreichend bewegt“, erklärt die Forscherin. „Diese Informationen, Vitaldaten sowie Angaben zu Gewicht, aber auch zu seinem persönlichen Befinden legt er auf seinem Onlineprofil ab. Dort kann der Mann jederzeit die Auswertungen der letzten Wochen ansehen.“

So zeigt ihm eine automatische Aktivitätserkennung, ob er sich wie immer verhält, und empfiehlt, was er unter Umständen ändern könnte. „Sollte besser ein Arzt konsultiert werden, wird auch das signalisiert. Dem Mediziner helfen die gesammelten Daten bei der Behandlung – sofern der Nutzer das auch wünscht“, so Dogangün.

Denn jederzeit muss dieser es selbst in der Hand haben, was mit seinen Angaben passiert. Eine Herausforderung ist daher Datensicherheit und -schutz. Eine andere, die vielen Informationen so darzustellen, dass sie auf den kleinen Bildschirmen der Smartphones oder Tablets gelesen werden können. Auch damit werden sich Aysegül Dogangün und ihr interdisziplinäres Teams befassen. „PAnalytics möchte Menschen weder bevormunden noch überwachen“, betont sie. „Es soll lediglich Hinweise geben, wie man sein Verhalten optimieren kann, um gesünder zu leben.“

Ulrike Bohnsack
19.01.2015