Zum Projekt
Technische und nutzerorientierte Methoden zur Verbesserung der Lebensqualität PAnalytics
Die Nachwuchsgruppe PAnalytics (abgeleitet aus Personal Analytics) entwickelt erstmals ein personalisiertes System für die Lebensumgebung, das Nutzerinnen und Nutzern erlaubt, die eigene Gesundheit zuhause und im Lebensumfeld selbst mit einem ganzheitlichen gesundheitsbezogenen Monitoring zu erfassen und auszuwerten. Zielgruppe sind Menschen im Alter von 50 Jahren oder älter.
Die Besonderheit des Vorhabens ist sein ganzheitlicher Ansatz, der Kompetenzen aus den Disziplinen Informatik, Elektrotechnik, Kognitionswissenschaft und Gesundheitswissenschaften sowie Philosophie bündelt.
Es gibt bereits eine Vielzahl von Menschen, die ein bewusstes, gesundheitsorientiertes Leben führen, indem sie ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden umfassend auswerten: Regelmäßiges Messen und Dokumentieren von Vitalparametern und Aktivitäten gehören beispielsweise für chronisch erkrankte Menschen oder Sportler bereits zum Alltag. Gleichzeitig nutzen immer mehr Menschen Smartphones und entsprechende Apps, um Geräte wie Waagen, Blutdruckmessgeräte oder Schrittzähler zu vernetzen. So wurde in den vergangenen Jahren das Selbst-Monitoring („Personal Analytics“) begünstigt. „Personal Analytics“ bezeichnet das bewusste Sammeln von persönlichen Lebensdaten zu dem Zweck, die eigene Lebensweise zu verändern.
Ein ganzheitlicher Ansatz
Auch wenn bereits Systeme zum Selbst-Monitoring vorhanden sind, fehlt ihnen ein ganzheitlicher Ansatz, der Daten aus unterschiedlichen Geräten fusioniert und mit weiteren multimodal und gegebenenfalls implizit erfassten Daten aus Alltagsaktivitäten kombiniert, auswertet und darstellt. Dazu gehören auch Daten aus Umgebungssensoren, Sprache, Gestik, aus der Wohn oder Lebensumgebung, Daten aus sozialen Netzwerken sowie selbst eingegebene Nutzerdaten.
Die meisten Systeme überlassen außerdem die Interpretation der visualisierten Daten den Nutzerinnen und Nutzern. Es gibt noch kein System mit gesammeltem Expertenwissen, das die gesundheitsbezogenen Daten interpretiert und Vorschläge für gesundheitsfördernde Aktivitäten und Verhaltensweisen anbietet. Dabei sind im Projekt diverse gesundheitswissenschaftliche Fragen zu beantworten:
Welche Abweichungen sind tatsächlich gesundheitsrelevant?
In welcher Form steht der Lebensstil mit der Gesundheit bzw. Krankheit in Relation?
Und sind derartige Aussagen aus der Menge der gesammelten Daten überhaupt ableitbar?
Eine besondere Herausforderung ist, die vielfältigen und unterschiedlichen Informationen nutzerfreundlich darzustellen – vor allem vor dem Hintergrund, dass immer mehr Menschen Smartphones oder Tablets mit kleinen Bildschirmen als Mensch-Technik-Schnittstelle nutzen und somit immer weniger Darstellungsfläche zur Verfügung steht. Die Frage der bestmöglichen Darstellung gilt besonders für Vorschläge, die die Lebensqualität verbessern sollen. Schließlich soll die Darstellung Nutzerinnen und Nutzer überzeugen, den Vorschlägen zu folgen. Dazu werden im Vorhaben auch Fragen zu persuasiven (also Überzeugungs-)Methoden und zu deren potenziellem Einfluss auf die Zielgruppe „50Plus“ einbezogen.
Der Einfluss von Technologien sowie das Sammeln, Auswerten und Speichern von Daten werfen darüber hinaus Fragen zur Datensicherheit und zum Schutz der Privatsphäre auf. In den meisten Fällen liegt dabei die Verantwortung für die Daten bei Nutzerinnen und Nutzern selbst: Kommen Onlineportale oder webbasierte Applikationen zum Einsatz, können Rechte an Daten per Einwilligungserklärung abverlangt werden. Bei derart sensiblen Daten sind im Projekt ebenfalls ethische Fragen der Selbstbestimmung zu klären.
Die Nachwuchsgruppe PAnalytics verfolgt mit einem interdisziplinären Zusammenschluss einen neuartigen Ansatz methodisch-technischer und nutzerbezogener Ziele, um das selbstständige Gesundheitsmonitoring in unterschiedlichen Dimensionen wissenschaftlich zu untersuchen.
Mithilfe von personalisierter Prävention bzw. Früherkennung kann ein langes Leben in der eigenen häuslichen Umgebung möglich werden – auch bei fortschreitendem Alter, nachlassender Gesundheit oder Rekonvaleszenz.
Nähere Informationen zu den beteiligten Fachgebieten:
Abteilung Informatik und Angew. Kognitionswissenschaft - Interaktive Systeme
Abteilung Elektro- und Informationstechnik - Elektronische Bauelemente und Schaltungen
Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie - Centrum Urbane Epidemiologie
Institut für Philosophie - Philosophical Anthropology & Ethics