Renaturierung

Ein großer Teil der Gewässer in Mitteleuropa ist anthropogen stark verändert. Bestandsaufnahmen zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie zeigen, dass die Mehrzahl der Gewässer in Deutschland den geforderten „guten ökologischen Zustand“ der Richtlinie nicht erreicht. Daher müssen viele Gewässer renaturiert werden.

Seit den 70er Jahren wurden zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt, mit dem Ziel, die Auen- und Gewässermorphologie, die Funktionen im Naturhaushalt und die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften zu verbessern. Jedoch wurde der Erfolg der Maßnahmen nur selten umfangreich dokumentiert, insbesondere die Auswirkungen von Renaturierungen auf die Lebensgemeinschaften.

Frühe Studien ließen Zweifel am Erfolg vieler Maßnahmen aufkommen. Seitdem haben sich die Maßnahmen weiterentwickelt und die meisten Renaturierungsprojekte setzen heute auf die Bereitstellung von Flächen und die eigendynamische Entwicklung eines Gewässers, die bei hoher Kosteneffizienz besonders positive Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften verspricht.

Dennoch besteht nach wie vor ein Mangel an entsprechenden Untersuchungen. Die wenigen neueren Studien lassen Zweifel aufkommen, dass auch gut konzipierte Renaturierungsmaßnahmen in jedem Fall eine positive Auswirkung auf Organismengruppen der Auen und Gewässer, z.B. das Makrozoobenthos, haben. Dies ist umso erstaunlicher, da ein enger Zusammenhang zwischen Hydromorphologie und Lebensgemeinschaften (insbesondere dem Makrozoobenthos) gut dokumentiert ist.

Wir untersuchen anhand von Fallbeispielen und Modellierungen, wie sich Renaturierungsmaßnahmen auf Gewässermorphologie, Hydraulik und die Besiedlung mit Makrozoobenthos, Fischen, Wasserpflanzen, uferlebenden Wirbellosen und höheren Pflanzen der Aue auswirken.

Im Vordergrund steht die Frage nach den Rahmenbedingungen, die für eine erfolgreiche Renaturierung erfüllt sein müssen: das Wiederbesiedlungspotenzial, die Reaktionsgeschwindigkeit der Organismengruppen, die Länge des renaturierten Abschnittes und die Methoden der Renaturierung.