Nachruf auf Prof. Dr. Helmut Schuhmacher
Nachruf auf Prof. Dr. Helmut Schuhmacher
Mit tiefem Bedauern nehmen wir Abschied von Helmut Schuhmacher, der von 1982 bis 2005 den Lehrstuhl für Hydrobiologie an der Universität Duisburg-Essen und ihren Vorgängerinstitutionen innehatte.
Helmut Schuhmacher war passionierter Limnologe, aber ebenso begeisterter Meeresbiologe. Nachdem er während seines Staatexamens in Heidelberg über Schwebfliegen und in seiner Dissertation über Köcherfliegen der Fließgewässer gearbeitet hatte, wandte er sich in seiner Habilitation an der Ruhr-Universität Bochum der Entwicklung von Korallenriffen im Roten Meer zu.
In seiner weiteren Laufbahn leistete er auf beiden Forschungsgebieten bedeutende Beiträge. Zusammen mit Mitarbeiter:innen wie Tobias Timm, Mario Sommerhäuser und Petra Podraza etablierte er in Deutschland die Gewässertypologie – ein Wissenschaftsgebiet, das auch heute in der Wasserwirtschaft noch intensiv angewandt wird. Im meeresbiologischen Bereich werden vor allem seine Arbeiten zu kleinräumigen Veränderungen von Korallenriffgemeinschaften im Roten Meer über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten sowie seine Forschung zu künstlichen Riffen in Erinnerung bleiben. Unterstützt wurde er hierbei vor allem von Peter van Treeck, Götz Reinicke, Markus Paster und Michael Eisinger. Vielen internationalen Korallenfoscher:innen wird Helmut Schuhmacher als Vater der Korallenriffforschung im Roten Meer und als „deutscher Korallenpapst“ in Erinnerung bleiben.
An der Universität-Gesamthochschule Essen, aus der später die Universität Duisburg-Essen hervorging, leitete Helmut Schuhmacher über viele Jahre das Institut für Ökologie und arbeitete eng mit Klimatolog:innen und Bodenkundler:innen zusammen. Über Jahrzehnte bildete er Umweltwissenschaftler:innen und Ökolog:innen aus. Die Einstellung des Studienganges Ökologie an der Universität Essen im Jahr 2002 traf ihn persönlich schwer. Jedoch etablierte er bereits kurz darauf, zusammen mit Prof. Toine Smits von der Radboud Universität in Nijmegen, den binationalen Studiengang „Transnational eocsystem-based Water Management“, in dem auch noch nach Helmut Schuhmachers Emeritierung über fast zwei Jahrzehnte Expert:innen für ökologische Wasserwirtschaft ausgebildet wurden.
Helmut Schuhmacher prägte eine ganze Generation von Limnologen und Meeresbiologen. Seine ehemaligen Mitarbeiter:innen arbeiten heute in Universitäten, Museen, Wasserverbänden, Planungsbüros und Ministerien in ganz Deutschland. Helmut Schuhmacher etablierte bereits in den 90er Jahren einen modernen Führungsstil mit viel Gestaltungsspielraum für seine Mitarbeiter:innen. Entsprechend wuchs die Abteilung Hydrobiologie schnell und wurde zu einem der bedeutendsten gewässerkundlichen Forschungsschwerpunkte in Deutschland. Nach Helmut Schuhmachers Emeritierung wurde die Abteilung, nun unter dem Namen Aquatische Ökologie, von Prof. Dr. Bernd Sures übernommen und weiter ausgebaut. Die ehemalige Abteilung Hydrobiologie war somit die Keimzelle für den heutigen Wasserschwerpunkt von Fakultät und Universität.
Helmut Schuhmacher etablierte ein sehr breites Spektrum gewässerkundlicher Lehrveranstaltungen. Seine Vorlesungen zur Limnologie und zur Meeresbiologie werden wohl allen in lebhafter positiver Erinnerung bleiben, die daran teilnehmen durften. Er hatte die Gabe, die Lebensweise aquatischer Organsimen sehr anschaulich zu vermitteln und teilweise auch praktisch vorzuführen. Gerade auf den meeresbiologischen Exkursionen nach Korsika, Dänemark und Ägypten konnte er viele Studierende begeistern.
Der heutige Output-orientierte Wissenschaftsbetrieb war seine Sache nicht, auch wenn er seinen Mitarbeiter:innen durchaus ermöglichte, daran teilzuhaben. Er selber hingegen überdachte die Dinge lieber zweimal, ehe er sie veröffentlichte. Seine sehr angenehme, freundliche und höflich-zugewandte Art prägte sein Umfeld und die gesamte Fakultät.
Auch nach seinem Ruhestand blieb er seiner ehemaligen Abteilung eng verbunden.
Helmut Schuhmacher verstarb am 21.11.2023 in Dannenberg.
Helmut Schuhmacher im Gespräch mit dem heutigen König der Niederlande, Willem Alexander, bei der Veranstaltung zur Gründung des Studienganges „Transnational Water Management“.