Philosophie
Philosophie
Nietzsche, Kant, Hegel - diese Assoziationskette drängt auf, wenn von großen Werken des Faches Philosophie die Rede ist. Neben Überlegungen zum Geist, zur Freiheit oder zum Sein wurden in diesen Schriften implizit oder explizit Geschlechterbilder formuliert. "Geschlecht" als zentrale Kategorie und Analyseinstrument in allen Teilbereichen der Philosophie zu erkennen und anzuwenden - dies steht im Mittelpunkt einer gender-gerechten Physik. Dabei geht es um die
- Vermittlung von Wissen über philosophische Geschlechtertheorien von der Antike bis zur Gegenwart
- Ausbildung der Fähigkeit zur genderkritischen Analyse auch solcher Texte und Konzeptionen, in denen "Geschlecht" indirekt - z. B. über Metaphern, Vergleiche, Auslassungen - strukturierend wirkt
- Kenntnisse zentraler Ansätze in aktuellen Debatten der feministischen Philosophie
- Methodenreflexion und -kompetenz
Im folgenden werden inhaltliche Vorschläge zur Ausgestaltung von geschlechtergerechten Lehrmodulen in der Philosophie vorgestellt.
Quelle: Datenbank Gender-in-gestufte-Studiengänge
Gender in Teilbereiche der Philosophie
Metaphysik und Ontologie
Hier stehen Forschungen im Vordergrund wie die geschlechtliche Artikulation und hierarchischen Anordnung grundlegender begrifflicher Gegensätze wie: Sein/Nichtsein, Natur/Kultur, Körper/Geist
Hier geht es darum, die gesellschaftlich-kulturellen Zusammenhänge, die in metaphysische bzw. ontologische Prinzipien "eingeschrieben" sind, herauszuarbeiten und zu benennen. Darüber hinaus geht es darum zu begreifen, wie auch abstrakte Geschlechtersymbolisierungen Denken strukturieren und darüber gesellschaftliche Geschlechterordnungen stabilisieren oder zu ihrer Veränderung beitragen.
Wissenschafts- und Erkenntnistheorie
Analysen zum Androzentrismus in Konzeptionen von Rationalität und Wissenschaft werden hier thematisiert. Gegen die Annahme von neutraler Objektivität wird aus unterschiedlichen methodischen Zugängen heraus das Verhältnis von Wissen und Macht untersucht: Psychoanalyse, Kritische Theorie, Poststrukturalismus, Standpunkttheorie, Konstruktivismus und Konzept des "situierten Wissens".
Praktischen Philosophie: Politische Philosophie/Sozialphilosophie
Hier geht es um Forschungen, die androzentrische Grundannahmen in Theorien über Staat und Gesellschaft, Ehe, Familie, Fortpflanzung und Erziehung in allen Epochen der Philosophiegeschichte aufarbeiten. Der Fokus liegt hier insbesondere bei folgenden Aspekten:
- historische Veränderungen in den Geschlechterordnungen und -symbolisierungen
- Analyse von Kontinuitäten
- Verhältnis Öffentlichkeit und Privatheit
- Gleichheit und Gerechtigkeit
- Identität, Differenz und Anerkennung von der feministischen Philosophie
- Zusammenwirken sozialer, ökonomischer, rechtlicher und kultureller Faktoren
- Multikulturalismus, soziale Gerechtigkeit und Globalisierung einbezogen.
Moralphilosophie/Ethik
Feministische Bioethik beispielsweise setzt sich kritisch mit der Geschlechtsblindheit der Mainstream-Bioethik auseinander und formuliert Vorschläge für einen "intersektionalen" Zugang:
- Zusammenwirken von Geschlecht, Ethnizität, Klasse und anderen sozialen Hierarchieprinzipien
Philosophische Anthropologie
Die Frage "Was ist der Mensch?" wird in der feministischen Philosophie in die Frage "Was ist Geschlecht?" übersetzt. Dabei werden Konzeptionen von Körper, Sexualität, Identität insbesondere aus den verschiedenen Perspektiven der Philosophie diskutiert. Ohne auf ein alle Frauen gemeinsames "Wesen" heraufzubeschwören, geht es darum, verallgemeinerbare Aussagen über die Bedingungen von Handlungsfähigkeit zu formulieren. In jüngster Zeit hat die "Queer Theory" wichtige Impulse für diese Debatten gegeben.
Quelle: Datenbank Gender-in-gestufte-Studiengänge
Bildnachweis
Nancy Cartwright, Professor of Philosophy: This image was taken from Flickr's The Commons. The uploading organization tagged it with no known copyright restrictions.