Der Zusammenhang von Gender, Naturwissenschaft & Technik
Geschlecht ist eine der zentralen sozialen Kategorien im Alltag. Sie basiert auf der Unterscheidung männlich/weiblich. Die Differenz ist vermeintlich natürlich. Vermeintlich deshalb, da die Vorstellung dessen, was als angemessen weiblich oder männlich betrachtet wird, von Kultur zu Kultur verschieden ist. Im deutschen Sprachraum setzt sich daher auch zunehmend der Begriff "Gender" durch.
In unserer Gesellschaft geht mit der Geschlechtereinteilung teils unterschwellig, teils offen eine Hierarchie einher. Sie zeigt sich in der Vorstellung einer „legitimen“ Arbeitsteilung – wer soll, wenn Fürsorge für kleine Kinder oder ältere Personen geleistet werden muss – diese leisten? Wer sollte für den Unterhalt sorgen? Welche Art von Arbeit erhält in der Gesellschaft die größere Wertschätzung?
In Bezug auf die Frage des Verhältnisses von Gender und Natur- und Ingenieurwissenschaften stellt sich die Frage: Wie stark wirken Stereotype in Hinblick auf die Entwicklung von Technikaffinität und -kompetenz? Jungen und Männern wird eher eine größere Rationalität und Technikkompetenz zugeschrieben als Mädchen und Frauen. Zeigen letztere selbstbewusst überdurchschnittliche z. B. mathematische oder technische Begabungen und entscheiden sich für ein entsprechendes Studium, gelten sie häufig als Ausnahmeerscheinung. Darüber hinaus sprechen sich Frauen nicht selten die Fähigkeit ab, technisch versiert zu sein oder gar ein technisches Studium aufzunehmen. Männliche Personen sind umgekehrt ebenfalls entsprechenden Erwartungshaltungen ausgesetzt: Wer nicht souverän zumindest sein Fahrrad reparieren kann, gilt als „uncool“. Auch zwischen Jungen und Männern bestehen Hierarchien. Beispielsweise haben homosexuelle Männer, Männer mit Einwanderungsgeschichte oder Eltern aus der Arbeiterschicht ein schwierigeres Standing, als jene die mitteleuropäisch und heterosexuell sind sowie aus der Mittelschicht stammen.
Geschlechterbilder- und Zuschreibungen befinden sich im Wandel, sie sind nicht statisch. Sie sind das Produkt historischer Prozesse. Was trug zu ihrer Entstehung bei und wie gelangen sie dauerhaft in die Köpfe von Menschen?
==> Historische Entwicklung des Ingenieurberufs
==> Kindheit/Schulzeit – Sozialisation
Quelle:
Knoll, Bente; Ratzer, Brigitte (2010): Gender Studies in den Ingenieurwissenschaften. Wien: Facultas. Mehr Infos zu diesem Buch finden Sie unter hier.