Abteilung für die Geschichte der Frühen Neuzeit
Aktuelle Forschungsprojekte
Prof. Dr. Stefan Brakensiek
Lotterien im frühneuzeitlichen Europa
Lotterien entstanden in den urbanen Zentren Oberitaliens und der Niederlande und breiteten sich von dort seit dem 17. Jahrhundert über weite Teile Europas aus. Dieser Prozess kann als ein Indiz für die voranschreitende Kommerzialisierung gesehen werden. In dem Projekt werden die Geschäftsmodelle von Lottounternehmen auf der Grundlage von Bitten um Konzessionsvergabe und von vielfältigen, raffinierten Werbematerialien untersucht.
Dr. Christine Zabel
„Augmenting Realities. Speculation in Early Modern Europe“
Das Habilitationsprojekt untersucht mit einem wissens- und wissenschaftsgeschichtlichen Ansatz die frühneuzeitliche Geschichte der Spekulation. Das Projekt arbeitet heraus, wie epistemologische Fragen über „Ungewissheit“ zu Mitte des 18. Jahrhunderts auf eine politische Ökonomie der Spekulation und bald auch finanzpolitische Anleihepraktiken und Lebensversicherungen angewandt wurden. Schließlich nimmt die Arbeit auch die Umdeutungen von „Spekulation“ während der französischen Revolution in den Blick.
Dr. Erika Münster-Schröer
Die Ratinger Tierarzneihandschrift von 1775
Die herausragende Handschrift ermöglicht zum einen Erkenntnisse über die Verwissenschaftlichung der Tiermedizin, zum anderen über alltagspraktische Anwendungen. Präventive Maßnahmen in der Tierhaltung spielen darin noch keine Rolle. Diese berücksichtigen dagegen Schriften der Volksaufklärung, die vergleichend bei der Analyse hinzugezogen werden sollen.
Sebastian Peters
Handwerk, Handel und Obrigkeit in Kleve im 18. Jh.
Das Projekt betrachtet Konflikte von Gewerbetreibenden in einem von obrigkeitlichen Institutionen stark geprägten Umfeld, das die Streitenden für ihre Zwecke zu nutzen suchten. Damit verbundene Konfliktdynamiken gilt es zu erforschen.
Ato Quirin Schweizer, M.A.
Der Reiz der Ferne. Die Funktionalisierung und Vermittlung von Reiseerfahrung im Fürstendienst in der Frühen Neuzeit
Reiseerfahrung stellte in der Frühen Neuzeit eine Form kulturellen Kapitals dar. Das Dissertationsprojekt befasst sich folglich mit der Vermittlung und Funktionalisierung von Reiseerfahrung in Bezug auf frühneuzeitliche Amtsanwärter und Amtsträger im Fürstendienst. Ziel ist es, die unterschiedlichen Strategien und Praktiken zur Vermittlung von Reiseerfahrungen, die von den Gereisten angewendet wurden, zu beleuchten.
Abgeschlossene Forschungsprojeke
Dr. Olav Heinemann
Das Herkommen des Hauses Sachsen. Genealogisch-historiographische Arbeit der Wettiner im 16. Jahrhundert
Die Dissertation zeigt am Beispiel der Wettiner auf, wie die humanistische Geschichtsschreibung des 16. Jahrhunderts der Schaffung von dynastischem Herkommen diente. Sie beleuchtet, wie genealogische Evidenz geschaffen und genealogische Fiktionen authentifiziert wurde.
Dr. Teresa Schröder-Stapper
Die geschriebene Stadt
Zahlreiche Texte prägten das Stadtbild frühneuzeitlicher Städte. Hierzu gehören Inschriften auf unterschiedlichen Trägern. Sie bilden das diskursive Archiv des Habilitationsprojektes. In den Inschriften wurden materialisierte Aussagen angeeigneter Wissensbestände artikuliert und in den Stadtraum eingeschrieben. Das Projekt nimmt einerseits die Funktionen solcher Inschriften, andererseits die Historizität der darin materialisierten Aussagen in den Blick. Im Zentrum steht die Frage, welche Rolle das Medium Inschrift und dessen spezifische Materialität im Prozess städtischer Bedeutungsgenerierung spielte. Ziel ist die Entschlüsselung des internen wie externen Verweissystems dieser Inschriften, sprich ihres zeitgebunden urbanen Codes.
Lena Kaiser, M.A.
Frühneuzeitliche Getreidespeicher- und Getreidehandelspolitik
Das Projekt beschäftigt sich mit der Getreidepolitik im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel in den Jahren 1750-1800. Es sollen die ergriffenen Maßnahmen, sowohl in der Krise als auch in Zeiten normaler Versorgung, sowie die umfangreiche zeitgenössische Diskussion, auch vor dem Hintergrund freihändlerischer Theorien, betrachtet werden.
PD Dr. Wolfgang Treue
Judengasse und christliche Stadt. Religion, Politik und Gesellschaft in Frankfurt am Main in der Frühen Neuzeit
Frankfurt zählte zu den zentralen Orten des Alten Reiches und war Sitz der bedeutendsten jüdischen Gemeinde. Juden und Christen bildeten weitgehend separate Gesellschaften, doch gab es über geschäftliche Kontakte hinaus zahlreiche Berührungspunkte, die als "connected history" untersucht werden.
Dr. Patrick Berendonk
Justiz und Vorurteil. Die Angehörigen der jüdischen Minderheit vor landesherrlichen Obergerichten im 18. Jahrhundert
Im Rahmen des Projekts „Justiz und Vorurteil“ wird der Einfluss von antijüdischen Stereotypen auf die frühneuzeitliche obergerichtliche Rechtspraxis und die richterliche Urteilsbegründung anhand von Relationen diskursanalytisch untersucht.
Dr. Jonas Hübner
Ländliche Gemeingüterverwaltung und -nutzung in einer frühneuzeitlichen Markgenossenschaft
Das Promotionsprojekt geht anhand einer Fallstudie zur Essener Mark bei Osnabrück der Frage nach, wie natürliche Ressourcen von sozialen Kollektiven unter den frühneuzeitlichen Bedingungen ständischer Ungleichheit gemeinschaftlich verwaltet und genutzt wurden.
Eva Marie Lehner, M.A.
Verzeichnungspraktiken in Kirchenbüchern
In Kirchenbüchern werden seit dem 16. Jh. Taufen, Ehen und Bestattungen einer Gemeinde verzeichnet. Dabei wurden die erfassten Daten zu einzelnen Personen geordnet und systematisiert. Ziel ist es zu analysieren, wie beim Verzeichnen kirchlicher Amtshandlungen ein bestimmtes Wissen über die erfassten Personen und Kirchengemeinde erzeugt wurde.