Über die Grenzen des Sagbaren: Internationaler Workshop zu Sprache und Trauma.
Ob die Flucht vor Krieg, als marginalisierte Gruppe am Rande der Gesellschaft zu leben oder persönliche Schicksale – um traumatische Erfahrungen zu verarbeiten, hilft es, darüber zu sprechen. Doch manchmal versagt auch die Sprache angesichts des Schreckens. Die Forschung dazu aus linguistischer Perspektive hat jedoch gerade erst begonnen. Bei einem Workshop vom 8. bis 10. März an der UDE wollen rund 50 internationale Expert:innen das Thema diskutieren.
Trauma zeichnet sich oft dadurch aus, dass die Grenzen des Sagbaren überschritten werden: Das Erlebte kann nicht mehr zusammenhängend erzählt werden oder uns versagt die Sprache gänzlich. Im Workshop geht es dabei um Erzählungen über Gewalt in der Beziehung, um die Wiedergabe von gewaltvollen Sprechakten etwa bei Beschimpfungen aber auch um das Erleben von Sprachlosigkeit bei Kindern, die aus dem Ausland adoptiert werden. Auch durch Flucht und Vertreibung kann ein Trauma entstehen, besonders, wenn die eigenen Familiensprachen verloren gehen oder verboten werden. Wie sich dies etwa über mehrere Generationen auswirkt, untersuchen Kolleg*innen mit dem Israelkorpus, das Interviews mit deutschsprachigen Isreaelis umfasst, die vor allem in den 1930 zur Emigration gezwungen wurden. Sie können dabei sowohl auf traumatische Erfahrungen als auch auf die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen blicken. Denn auf der anderen Seite dient Sprache der Therapie.
Die Forschungsthemen der rund 50 internationale Expert:innen unter anderem aus Südafrika, Türkei, Irak, Serbien, Polen und Spanien, die sich vom 8. bis 10. März in Essen zum Workshop zu Sprache und Trauma treffen, sind entsprechend vielfältig. Im Fokus steht dabei sowohl die traumatische Erfahrung selbst, wie sie sich genau in diesem Moment auf die Sprache ausgewirkt hat und nachhaltig Erzählung und Erinnerung beeinflusst.
Finanziell gefördert wird der Workshop vom Interdisziplinären Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (InZentIM). „Die UDE kommt so auch ihrem Auftrag nach, gesellschaftlich hoch relevante, aber wenig beforschte Themen voranzubringen“, so Prof. Dr. Judith Purkarthofer, Institut für Germanistik und Mitorganisatorin des Workshops.
[Redaktion: Jennifer Meina, Pressestelle UDE]