Rara am Campus Essen
Album Essen: Bestseller und Einzigartiges
Im Essener Magazin liegen wertvolle Schätze: Reproduktionen (Faksimile) jahrhundertealter Schriften,
"Bestseller" früherer Jahrhunderte, Werke mit bibliophilen Besonderheiten und künstlerisch gestaltete Unikate.
Codex Manesse
Als "Bestseller" aus früheren Jahrhunderten kann sicher die Manessische Liederhandschrift oder Codex Manesse gelten. Die berühmteste deutsche Liedersammlung des Mittelalters ist mit 426 beidseitig beschriebenen und reich illustrierten Pergamentblättern auch die umfangreichste überlieferte Handschrift. Abgebildet sind insbes. mittelalterliche Sänger und Dichter. Entstanden ca. 1300 bis 1340 ist ihr Wert unschätzbar; allein ihr Versicherungswert beträgt lt. UB Heidelberg 50 Mio €. Ende der 70er Jahre hat die UB eine Reproduktion des Heidelberger Codex Manesse erworben, ein sog. Faksimile.
Blättern Sie digital durch die Liedersammlung mit gotischer Buchmalerei.
Einzigartig finden wir unser kleinstes und größtes Buch: Unser kleinstes, das The Lord's prayer. Mainz 2010, lässt selbst digitale Informationen auf einem USB-Stick groß aussehen.
Unser größtes Buch ist die vollständige Faksimile-Ausgabe von Ptolemaeus, Claudius: Die Cosmographia des Claudius Ptolemäus. Hrsg. von Arthur Dürst, Zürich 1982. Die Kosmographie entstand 1472/73.
Eindrucksvolle Buchmalerei - auch mit Alltagsdarstellungen - enthält Das Buch der Welt. Kommentar und Edition zur "Sächsischen Weltchronik". Hrsg. von Hubert Herkommer. Luzern 1996. Die Sächsische Weltchronik entstand vermutlich zwischen 1225 - 1275 und gilt als erste deutschsprachige Chronik in Prosa. Sie beschreibt in mittelhochdeutsch und mittelniederdeutsch die "deutsche" Geschichte - von der Schöpfung und der Paradiesgeschichte bis zur Herrschaft Friedrich II. Sehr modern wurde sie nicht in Reimform, sondern in Prosa abgefasst.
Neuere künstlerische Darstellungen finden sich ebenfalls im Magazin, z.B. Bugdahn, Udo: Fabeltiere. Handcolorierte Radierungen. Essen 1975.
Hier: Einhorn und Schlange.
Zu den modernen Künsten zählt auch die Fotografie. Reich illustrierte Einblicke in ihre Geschichte gibt: Lécuyer, Raymond: Histoire de la photographie. Paris 1945.
Hier: Darstellungen mit dem Calotype-Verfahren, das ab 1841 von W. H. Fox Talbot eingeführt wurde.
Bestseller früherer Jahrhunderte waren - ähnlich wie heute - Erziehungsratgeber. Glatz, Jakob: Theone. Ein Geschenk für gute Töchter zur Weckung und Veredlung ihres sittlichen und religiösen Gefühls. 3. verb. Auflage. Wien 1815 richtete sich an weibliche Jugendliche. Doch auch männliche Teenies wurden bedacht, etwa mit Kämmerer, Johann Jakob: Moral für Jünglinge. Frankenthal 1787. Wie andere Schriften mussten auch Erziehungsratgeber von der Zensur genehmigt werden.
Neben ethischen Unterweisungen gab es für den Hausunterricht, aber auch ergänzend zum Selbststudium, eine Fülle an Lernmaterialien. Ein Beispiel: Rumpf, Johann Daniel Friedrich (Hrsg.): Neue Bilder-Gallerie für junge Söhne und Töchter. Zur angenehmen und nützlichen Selbstbeschäftigung aus dem Reiche der Natur, Kunst, Sitten und des gemeinen Lebens. Berlin 1795.
Kunstvoll ausgestattet wurde seit jeher religiöse Literatur, die zahlreiche Liebhaber fand. Im Gebetbuch der Heiligen Hildegard von Bingen aus dem späten 12. Jahrhundert begleiten zahlreiche Illustrationen von der Erschaffung der Welt, der Gesetzgebung auf dem Berg Sinai bis zum Jüngsten Gericht die Gebete: Hildegardis <Bingensis> Hildegard-Gebetbuch. Faksimile-Ausgabe. Wiesbaden 1982.
In Nachbarschaft zur heutigen Universität Duisburg-Essen, im Werdener Benediktinerkloster, entstand um 1039 eine der bedeutendsten Psalmensammlungen, von der die UB eine vollständige Faksimile-Ausgabe im Original-Format besitzt: Knaus, Hermann: Werdener Psalter. Faksimile-Ausgabe. Graz 1979. Die prachtvollen Miniaturen, mit Purpur, Gold- und Silbertinte gearbeitet, leuchten eindrucksvoll.
Sehr viel profaner mit "Sex & Crime" wirbt die erste Ausgabe der illustrierten "Stern" im August 1948 um Leserschaft - die "Beichte eines Werwolfs" und eine - damals - freizügige Aufnahme von Hildegard Knef zieren den Titel.