Turmfalken an der UDE
Nicht am Kirchturm, sondern am Gebäude S05Turmfalken-Brutpaar am Campus Essen
Seit rund 20 Jahren gibt es Turmfalken-Brutpaare am Campus Essen. Der Nistkasten wurde bereits vor 1995 an der Nordwest-Seite des S05-Gebäudes installiert und seit dem Jahr 2002 ununterbrochen benutzt. Im Januar 2022 musste der Nistkasten erneuert werden und wurde bei dieser Gelegenheit mit zwei Webcams zur Live-Beobachtung ausgerüstet - hier gehts direkt zu den Streams:
LiveStream Turmfalken-Nistkasten
Neben der faszinierenden Möglichkeit der Beobachtung wollen wir auf diesen Seiten auch Informationen zur Lebensweise der Turmfalken anbieten und Tipps geben, wie man selbst diese Tierart unterstützen kann.
- Allgemeines zur Art
- Lebensweise
- Turmfalken selbst unterstützen
kurzer Steckbrief Allgemeines zur Art
Die Turmfalken, wissenschaftlicher Name Falco tinnunculus L., sind heimische Greifvögel, die zur Familie der Falkenartigen (Falconidae) gehören. Die Einordnung als Greifvogel beschreibt bereits die Ernährungsform als Beutegreifer. Dabei weisen beide Bezeichnungen (umgangssprachlich wie wissenschaftlich) auf charakteristische Merkmale dieser Tierart hin: Der "Turm" im Namen spielt auf die häufig gewählten Nistplätze in Türmen und hohen Bauwerken an und kennzeichnet die Art als klassische Kulturfolger, die ursprünglich vorwiegend an Felswänden brütete, aber auch die vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaften erobert hat. Die in Mitteleuropa in vorherigen Jahrhunderten lange dominante Landnutzung von kleineren Siedlungen mit umgebenden Ackerflächen kam den Ansprüchen der Art an hoch gelegene Nistplätze und wenig bewaldete Jagdreviere sehr entgegen.
Der wissenschaftliche Artname tinnunculus, von lat. "klingend" oder "schellend" verweist hingegen auf die Rufe der Tiere, die von den meisten Menschen als ein "tititi" oder "kikiki" wahrgenommen werden.
Die Weibchen werden mit durchschnittlich 36cm Körperlänge etwas gößer als die männlichen Tiere (durschnittlich 34 cm), bei einer durchschnittlichen Flügelspannweite von 76 cm bzw. 74 cm.
Während sich Jungtiere im Gefieder noch sehr ähneln (auch hier sind die weiblichen Tiere bereits etwas größer), unterscheiden sich die Erwachsenen Tiere (Geschlechtsdimorphismus).
Die weiblichen Tiere sind einheitlich rotbraun gefärbt mit einer dunkler Bänderung am Rücken; während die Männchen neben einem grauen Kopf auch graue Schwanzfedern mit schwarzem Ende und weißem Saum aufweisen (vgl. Foto unten). Am Bauch sind die Weibchen dunkler gefärbt und zeigen auch eine stärkere Fleckung des Gefieders.
Foto: Robin Schütz, 2021
ein Leben als Turmfalke Lebensweise
Die meisten Turmfalken in Deutschland und den BeNeLux-Staaten sind ortstreue Standvögel oder Teilzieher, die in den Wintermonaten abhängig von Witterung und Nahrungsangebot nur geringe Wanderbewegungen aufweisen. Hauptnahrungsquelle erwachsener Turmfalken sind Kleinsäuger, aber auch kleinere Vögel (häufig Nestlinge), Insekten und Regenwürmer werden aufgenommen (letztere Nahrung regelmäßig von Jungvögeln, welche die Jagd noch erlernen müssen). Das Turmfalkenweibchen im Bild oben hat beispielsweise einen Jungvogel erbeutet.
Typisch für die Jagd erwachsener Turmfalken ist das "Rütteln", bei dem die Vögel heftig mit den Flügeln schlagend über einer Stelle in der Luft stehen und nach Beute spähen.
Bereits früh im neuen Jahr, Mitte Januar bis Anfang Februar, werden die Nistplätze aufgesucht. Die Balz erfolgt im März und April und Mitte April werden zwischen 3 und 6 Eier gelegt, die überwiegend vom Weibchen bebrütet werden. Die Jungen schlüpfen nach rund 4 Wochen und werden ca. zwei Wochen lang vom Weibchen "unter die Fittiche genommen" (das sogenannte Hudern: Schutzverhalten gegenüber den Nestlingen vor Witterungseinflüssen).
Nach drei Wochen haben die Jungvögel bereits das Gewicht der Altvögel erreicht und nach rund vier Wochen haben die Nestlinge den Wechsel vom Daunengefieder zum Federkleider der Jungtiere vollzogen.
Nach rund zwei Monaten sind die Jungen flügge und beginnen ihr eigenständiges Leben als Jäger.
Foto: Till-Hendrik Macher, 2021
Was kann ich tun? Turmfalken selbst unterstützen
Obwohl der Turmfalke in Deutschland nicht als akut gefährdet gilt, sind die Bestände rückläufig. Damit diese langjährigen Mitbewohner unserer Städte und Dörfer auch zukünftig nicht auf die rote Liste geraten, ist es sinnvoll, auch diese Vogelart zu unterstützen.
Als ursprünglicher Felsenbrüter, der vielfach auch die künstlichen "Felslandschaften" menschlicher Siedlungen nutzt, sind die energetischen Gebäudesanierungen, die im Sinne des Klimaschutzes sinnvoll und notwendig sind, häufig problematisch, da Mauernischen und Vorsprünge vielfach als Nistplätze verloren gehen. Für die Turmfalken am Essener Campus könnte auch der Verlust von naheliegenden Freiflächen als Jagdreviere nachteilig sein (Thurmfeld, Areal von Essen 51). Auch hier zeigt sich, dass sinnvolle Maßnahmen, wie die Nachnutzung von Altindustrieflächen, auf manche Arten durchaus negativ wirken können.
Eine Unterstützung der Turmfalken an geeigneten Stellen ist daher wünschenswert. Wer im Umfeld des Wohnortes größere Freiflächen vorfindet und die Möglichkeit hat, in ausreichender Höhe (ab ca. 7m) einen Nistkasten anzubringen, der/dem sei unsere Seiten zum Nistkastenbau empfohlen.
Foto: Marcus Schmitt, 2020
besonders spannend zwischen Mitte April und Anfang Juni...Turmfalken-LiveStreams vom Campus Essen