IAQ-Forschung (Kurzinfo)
Bosch, Gerhard / Kalina, Thorsten
Zusammenfassung
Seit Mitte der 1990er Jahre hat in Deutschland die Einkommensungleichheit stärker als in vielen anderen europäischen Ländern zugenommen. In der Primärverteilung ging der Anteil der Haushalte mit einem mittleren Markteinkommen an allen Haushalten um fast 10 Prozentpunkte von 56,4% im Jahre 1992 auf 48% im Jahre 2013 zurück. Der Sozialstaat konnte diese Entwicklung durch Umverteilung (Steuern, Sozialabgaben und Sozialtransfers) nur zum Teil auffangen.
Hinter dieser Entwicklung steht ein längerfristiger Trend wachsender Ungleichheit der Markteinkommen. Zu den Ursachen zählen die zunehmend ungleiche Verteilung der Arbeitszeit auf die oberen und unteren Einkommensklassen und die Expansion des Niedriglohnsektors und prekärer Beschäftigungsformen in Deutschland, aber auch die abnehmende Tarifbindung und die Erosion des einstmals inklusiven Lohnsystems.
Die Beschäftigungs- und Wirtschaftspolitik muss darauf zielen, die Ungleichheit bei den Markteinkommen zu verringern. Die Fehlanreize für Beschäftigte, nur kurz zu arbeiten, und für Unternehmen, nur Minijobs anzubieten, müssen beseitigt werden. Die Erhöhung der Tarifbindung, die Re-Regulierung atypischer Arbeitsformen und geringfügiger Beschäftigung sind Schlüsselfaktoren einer Stärkung der Mittelschichten in Deutschland.