IAQ Pressemitteilung

Pressemitteilung vom 15.02.2007 Qualifikation entscheidet die neue soziale Frage

Gute Aus- und Weiterbildung sichert auch die Beschäftigungschancen Älterer



Wer besser qualifiziert ist findet nicht nur leichter eine Stelle, sondern hat auch später größere Chancen nach dem 55. Lebensjahr beschäftigt zu bleiben. "Eine gute schulische und berufliche Bildung ist mittlerweile nicht nur "Eintrittsticket" für den Arbeitmarkt, sondern längst auch Voraussetzung für die Verlängerung der "Aufenthaltsberechtigung" im Beschäftigungssystem", stellt Professor Dr. Gerhard Bosch, Leiter des neuen Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE), fest. "Die Teilhabe an Bildung wird in Deutschland zunehmend zur neuen sozialen Frage".

Die Qualifikation entscheidet über die Beschäftigungsfähigkeit im Alter: Nach Berechnungen des IAQ auf Grundlage der aktuellen Europäischen Arbeitskräftestichprobe 2005 arbeiten von den 55-64-Jährigen noch 62,7 Prozent der hochqualifizierten Männer und 50 Prozent der Frauen mit hoher Qualifikation. Bei niedriger Qualifikation sind in dieser Altersgruppe lediglich noch 37,4 Prozent der Männer bzw. 22 Prozent der Frauen beschäftigt. Das EU-Ziel einer Beschäftigungsquote für Ältere von 50 Prozent erreicht damit in Deutschland nur die relativ kleine Gruppe der Hochqualifizierten.

Nicht zuletzt die langjährige Vorruhestandspraxis hat dazu beigetragen, dass in Deutschland vor allem geringer Qualifizierte über 55 Jahre keiner Beschäftigung mehr nachgehen. Die Kultur des vorzeitigen Ruhestands hat sich mit den Jahren allerdings auch auf die Personen mit mittlerer Qualifikation ausgeweitet: In der Gruppe der mittleren Qualifikation sind zwischen 55 und 64 Jahren noch 31,9 Prozent der Frauen und 45,2 Prozent der Männer in Beschäftigung. Eine längere Lebensarbeitszeit für die mittel und gering Qualifizierten ist allerdings nur mit mehr Weiterbildung möglich", meint Bosch. "Die Rentenreform muss bildungspolitisch unterfüttert werden".

Dass gering Qualifizierte früher in Rente gehen, bedeutet im Übrigen nicht unbedingt, dass diese Gruppe eine kürzere Lebensarbeitszeit aufweist. Die gering Qualifizierten 55- bis 64-Jährigen haben in Deutschland im Durchschnitt 3,3 Jahre früher als hoch Qualifizierte eine Erwerbstätigkeit aufgenommen.

Redaktion:

Claudia Braczko

Für weitere Fragen steht Ihnen zur Verfügung:

Prof. Dr. Gerhard Bosch