IAQ Pressemitteilung
Seit Mitte der 1990er Jahre steigt die Niedriglohnbeschäftigung hierzulande sprunghaft an. In einigen Branchen ist diese Entwicklung besonders gravierend - in Ostdeutschland zudem stärker ausgeprägt als in den alten Bundesländern. Das zeigen Professor Dr. Gerhard Bosch und Dr. Claudia Weinkopf vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen in ihrer Studie "Arbeiten für wenig Geld". Sie ist soeben im Campus Verlag erschienen und Teil eines großen internationalen Ländervergleichs. An den Beispielen Call Center, Einzelhandel, Ernährungsindustrie, Hotel und Krankenhaus analysieren die IAQ-Wissenschaftler die Niedriglohnarbeit in Deutschland und machen deutlich, wo politischer Handlungsbedarf besteht.
Im Vorwort der 319 Seiten starken IAQ-Studie kritisiert der Nobelpreisträger von 1987 Robert M. Solow eine besondere deutsche Beschäftigungsform die Minijobs als unzeitgemäß. Es sei fraglich, "ob diese Institution eine tragfähige Langzeit-Lösung in einer modernen Wirtschaft sein kann", so der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler. Für Beschäftigte, die über längere Zeit keinen Ausweg aus gering bezahlter Arbeit gefunden haben, bedeute Niedriglohnarbeit "Armut inmitten Wohlstands".
Die jetzt veröffentlichten Untersuchungen von Bosch und Weinkopf fließen in den großen internationalen Vergleich der Russell Sage Foundation zu Ursachen, Struktur und Ausmaß der Niedriglohnbeschäftigung in Europa und den USA ein. Die bedeutendste Fachgesellschaft der sozialwissenschaftlichen Forschung in den USA hatte die Bearbeitung des deutschen Teils an das IAQ vergeben. Auch Dänemark, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande nehmen an der Analyse teil. Derzeit werden die nationalen Ergebnisse miteinander verglichen. 2008 soll der Vergleich der Länderstudien dann publiziert werden.
Bosch, Gerhard / Weinkopf, Claudia(Hrsg.), 2007: Arbeiten für wenig Geld: Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland. Frankfurt/Main: Campus Verlag. ISBN 978-3-593-38429-0