IAQ Pressemitteilung

Pressemitteilung vom 15.04.2009 IAQ knüpft Netzwerk

Kinderbetreuung flexibel und betriebsnah



Morgens um sieben geht's los im Kinderhaus Marlino in Marl - bis 18 Uhr. Die flexiblen Öffnungszeiten nutzen etwa 40 Familien. Viele Eltern arbeiten im Chemiepark Marl, ihr Arbeitgeber Infracor unterstützt das Haus, damit Familie und Beruf sich besser verbinden lassen. Marlino gehört zum "U.Fa.Flex.Netzwerk" (Unternehmen - Familie - Flexbilität), bei dem das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen und die do.it projektmanagement GmbH & Co. KG landesweit betriebsnahe Kinderbetreuungsangebote initiieren und begleiten.

Kinder ab einem halben Jahr werden in Marl immer dann betreut, wann die Eltern es benötigen - wenn Überstunden anfallen, Fortbildungen oder private Termine. Dazu gibt es einen Fahrdienst, einen Familiendienst sowie im Sommer eine Ferienbetreuung. Das 2007 in Kooperation mit der evangelischen Stiftung Step.M. und der do.it projektmanagement gestartete Projekt war bereits nach einem Jahr voll ausgebucht; derzeit wird geprüft, ob das Angebot ausgeweitet und weitere Unternehmen einbezogen werden können.

Ein weiteres erfolgreiches Netzwerkprojekt läuft an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Hier wurde die Gleichstellungsbeauftragte für Beschäftigte und Studierende aktiv. Denn viele Studierende mit Kind unterbrechen mangels bedarfsgerechter Betreuung ihr Studium, brauchen länger oder hören ganz auf. Seit Mai 2008 gibt es im Kinderhaus Rasselbande in Gelsenkirchen-Buer, seit Oktober zudem in Recklinghausen eine Hochschulkindergruppe mit flexibler Betreuung - auch in den kritischen Prüfungszeiten im Juli, wenn andere Tagesstätten Ferien machen. Studierende Eltern erhalten einen Betreuungszuschuss aus den Studienbeiträgen und das Kinderhaus wird von der FH mit einem Betriebskostenzuschuss unterstützt.

"Betriebsnahe Kinderbetreuung wird für die Unternehmen zunehmend zu einem personalpolitischen Instrument, um qualifizierte Fachkräfte an den Betrieb zu binden", stellt die IAQ-Projektleiterin Dr. Sybille Stoebe-Blossey fest. Familienphasen und Auszeiten können mit einer guten Kinderbetreuung besser überbrückt und verkürzt werden; mehr Zufriedenheit und Motivation der Beschäftigten sind weitere positive Effekte. Einen eigenen Betriebskindergarten können sich allerdings nur große Unternehmen leisten. Für kleine und mittlere Betriebe sind eher Kooperationen mit bereits bestehenden Tagesstätten oder der "Einkauf" von Betreuungsplätzen geeignet, um eine qualifizierte Kinderbetreuung zu überschaubaren Kosten sicherstellen zu können.

"Als besonders erfolgreich hat sich dabei erwiesen, wenn auf kommunaler Ebene ein Netzwerk aufgebaut wird, dem vor allem das Jugendamt, Träger von Kindertageseinrichtungen, die Wirtschaftsförderung, Unternehmen und die Gleichstellungsstelle angehören", berichtet die IAQ-Wissenschaftlerin Dr. Brigitte Micheel aus den Projekterfahrungen. Die Kindertageseinrichtungen im U.Fa.Flex.Netz bieten keine Kindergartenplätze an, sondern "Zeitbausteine" und freie Tagewahl mit Kernzeiten, Früh- und Spätschichten, Mittagessen, Kursen, dazu Fahrdienste und weitere Leistungen von der Schulkindbetreuung bis zu Beratungsangeboten. Wie die Projekterfahrungen zeigen, ist es durchaus möglich, den Service an den Bedarf anzupassen und dabei gleichzeitig den Nachwuchs in seiner Entwicklung umfassend und individuell zu fördern, so die IAQ-Wissenschaftlerinnen: "Flexible Kinderbetreuung und pädagogische Qualität stehen nicht im Widerspruch zueinander!"

Die Initiative "U.Fa.Flex.Netzwerk" wird vom NRW-Familienministerium gefördert. Als Transferpartner ist auch die Landesvereinigung der Arbeitsgeberverbände NRW beteiligt, um über Informationsveranstaltungen die innovativen Betreuungskonzepte weiter zu verbreiten und vor allem kleinen und mittleren Betrieben positive Erfahrungen anhand von Beispielen zugänglich zu machen.

Redaktion:

Claudia Braczko

Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:

Dr. Brigitte Micheel
Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey