IAQ Pressemitteilung
Auslagerung von Dienstleistungen in der Autoindustrie
Knowhow wird eingekauft: Seit Mitte der 1990er Jahre übertragen Automobilhersteller offenbar nicht nur Teile der Produktion, sondern zunehmend auch Aufgaben in Forschung und Entwicklung auf Zulieferer und spezialisierte Entwicklungsdienstleister. Weil Automobile immer komplexer werden, machen sie sich so das weit gefächerte und spezialisierte Entwicklungswissen dieser Unternehmen zugänglich. Das zeigt eine aktuelle Studie aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen.
Die IAQ-Wissenschaftlerin Dr. Tabea Bromberg untersuchte in ihrer Dissertation, welche Auswirkungen diese Auslagerung auf die betriebliche Interessenvertretung in der Branche hat. „Überraschend ist, dass die externe Vergabe von Entwicklungsleistungen, außer bei Werkverträgen, zunehmend in Form von Arbeitnehmerüberlassung stattfindet. Die Leiharbeit wird damit jenseits industrieller Hilfsarbeiten in einem neuen, untypischen Bereich genutzt”, stellt sie fest.
Die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen machen deutlich, dass das Engineering-Outsourcing durchaus Konsequenzen für die praktische Interessenvertretung hat. Diese Auslagerung von Ingenieurleistungen verursacht zusätzliche Aufgaben und Probleme für die Betriebsräte. Allerdings arrangieren sie sich mit der Situation: Die überlassenen Ingenieure – die einer kollektiven Vertretung ohnehin distanziert bis ablehnend gegenüberstehen – werden weitgehend ignoriert. Die Arbeit der Betriebsräte stützt sich weiterhin vor allem auf die Interessen ihrer Stammbelegschaft in der Produktion, die hoch organisiert und die eigentliche Quelle innerbetrieblicher Durchsetzungsfähigkeit ist.
Weitere Informationen:
Bromberg, Tabea, 2010: Engineering-Dienstleistungen und Mitbestimmung: mitbestimmungspolitische Konsequenzen des Outsourcing in der Automobilentwicklung. Wiesbaden: VS Verlag. ISBN 978-3-531-17842-4. Zugl.: TU Dortmund, Diss., 2010