IAQ Pressemitteilung

Pressemitteilung vom 26.05.2011 Versetzungen statt Stellenabbau

IAQ-Fachtagung zur internen Arbeitsvermittlung



Betriebsinterne Arbeitsvermittlungen sind keine Exoten mehr, sondern gehören in deutschen Großbetrieben längst zum Alltagsgeschäft. Um Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen zu bewältigen, haben viele Unternehmen eigene „Arbeitsämter” aufgebaut. Jeder fünfte Beschäftigte in deutschen Großunternehmen wird bei Umstrukturierungen und drohendem Arbeitsplatzverlust von solchen Versetzungsabteilungen arbeitsmarktpolitisch betreut. Das zeigen aktuelle Projektergebnisse des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen, die heute auf einer Tagung an der Uniklinik Köln vorgestellt werden.

Anstatt die betroffenen Beschäftigten mit dem „goldenen Handschlag” auf den externen Arbeitsmarkt und in soziale Unsicherheit zu entlassen, werden sie intern beraten, qualifiziert und auf freie Stellen des internen Arbeitsmarkts versetzt. Vor allem sehr große Arbeitgeber in der öffentlichen Verwaltung und Konzernbetriebe setzen Personalvermittlungsabteilungen (PVA) ein. Ca. 55 Prozent des „unfreiwilligen” Stellenverlusts wird nach IAQ-Schätzungen durch sie aufgefangen.

„Obwohl die PVA erheblich zur Beschäftigungsstabilität und sozialen Sicherheit der Betroffenen beitragen, sind sie nicht per se frei von Risiken”, stellt der IAQ-Arbeitsmarktforscher Gernot Mühge fest. Denn die Beschäftigten erleben die „gefühlten Härten” des Arbeitsplatzverlustes - selbst wenn sie vor Einkommenseinbußen, Ortswechsel oder schlechteren Arbeitsbedingungen geschützt sind - offensichtlich ähnlich einschneidend wie eine Entlassung mit drohender Arbeitslosigkeit. Zudem stecken die Personalvermittler in einem Dilemma: Ihr Erfolg hängt davon ab, ob sie gute Kandidaten für die entsprechenden offenen Stellen bieten können. Wie auf dem externen Arbeitsmarkt werden auch im internen Stellenabbau zuerst die Leistungsschwächsten freigestellt – aber für die Besetzung offener Stellen die Besten gewünscht.

Damit gibt es eine „Mismatch-Arbeitslosigkeit” auf internen Arbeitsmärkten – trotz Personalüberhang können offene Stellen nicht besetzt werden. 12 Prozent der Teilnehmer an internen Arbeitsvermittlungen – und zwar unabhängig von ihrer Qualifikation – sind mit erheblichen individuellen Vermittlungshemmnissen behaftet, ergaben die IAQ-Fallstudien. Es gibt allerdings geeignete Instrumente um einen internen „Abschiebebahnhof” zu verhindern, so Mühge. „Viele PVA haben mit der Zeit ein komplexes System von miteinander verzahnten, internen Serviceleistungen entwickelt und sind damit für viele Aufgaben der internen Personalpolitik und -entwicklung – über den Personalabbau hinaus – unersetzbar geworden.”

Der Workshop zur Arbeitsvermittlung auf internen Arbeitsmärkten wurde vom IAQ im Rahmen des Forschungsprojektes „Beruflichkeit, Organisations- und Personalentwicklung im Spannungsfeld von Restrukturierung und Kompetenzsicherung” organisiert. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Redaktion:

Claudia Braczko

Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:

Johannes Kirsch
Gernot Mühge
Claudia Niewerth