IAQ Pressemitteilung
IAQ-Forscher untersuchten berufliche Arbeitsmärkte
Gut ausgebildete Fachkräfte werden für die Unternehmen immer wichtiger. Sie sind vielfältig einsetzbar und ihre Flexibilität spart Kosten. Wer dagegen keine Ausbildung hat, schafft es kaum noch in die Stammbelegschaften. Mehr als 90 Prozent aller Beschäftigten mit einer Betriebszugehörigkeit von zehn Jahren haben einen schulischen oder akademischen Abschluss. Der Rest ist langjährig angelernt, wie es aktuelle Berechnungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) zeigen.
Der Anteil des Stammpersonals an allen Beschäftigten ist zwischen 1995 und 2011 von rund 39 Prozent auf fast 45 Prozent gestiegen. Die Unternehmen versuchen offensichtlich, wertvolle Kräfte stärker als in der Vergangenheit an sich zu binden. Zusammen mit Menschen, die eine Fachtätigkeit haben, aber weniger als zehn Jahre zum Betrieb gehören, sind fast 80 Prozent der Beschäftigten in Deutschland auf anspruchsvollen Jobs eingesetzt.
Nur noch etwas mehr als ein Fünftel aller Beschäftigten ist im unstrukturierten Arbeitsmarkt zu finden, erledigt also einfache Tätigkeiten und ist keine zehn Jahre im Unternehmen. Doch selbst in diesem Bereich werden zunehmend qualifizierte Kräfte eingesetzt. Die reine „Muskelarbeit” ist weitgehend verschwunden. Durch die Technisierung wird heute auch bei einfacher Industriearbeit verlangt, mit abstrakten Symbolen umgehen zu können, etwa in einem automatisierten Lager; und selbst wer einer leichten Dienstleistungsarbeit nachgeht, muss sehr kommunikationsfähig sein. Die Risiken der An- und Ungelernten haben sich dadurch deutlich erhöht: Ihre Arbeitslosenquote liegt seit 20 Jahren stabil über 20 Prozent.
Wie IAQ-Direktor Prof. Dr. Gerhard Bosch in den aktuellen WSI-Mitteilungen zur „Zukunft der Facharbeit” ausführt, liegt „das Geheimnis der deutschen Wettbewerbsfähigkeit in der Kombination von gut ausgebildeten Akademikern, einer dual ausgebildeten mittleren Führungsschicht und beruflich Qualifizierten mit hoher Autonomie”. Von einer „Krise der Berufsbildung” könne keine Rede sein. Die hohen Akademikeranteile in anderen Ländern haben dort nicht zu Kompetenzvorsprüngen geführt, sondern sind Folge eines Reputationsverlusts der beruflichen Bildung in diesen Ländern.
Veröffentlichung
WSI-Mitteilungen Ausgabe 01/2014- Schwerpunktheft "Zukunft der Facharbeit"
Konzept und Koordination: Gerhard Bosch und Thomas Haipeter