IAQ Pressemitteilung
Von der Uni in die Kita
Die Anforderungen an Kinderbetreuung und -Erziehung sind in den letzten Jahren immer höher geworden. Für die Arbeit in Kindertageseinrichtungen können sich deshalb angehende Erzieherinnen und Erzieher heute nicht nur an Fachschulen, sondern auch an Hochschulen qualifizieren. Das bringt allerdings auch Konflikte zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen mit sich, wie aktuelle Untersuchungen aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) zur Entwicklung kindheitspädagogischer Studiengänge zeigen.
Aktuell gibt es über 100 kindheitspädagogische Studiengänge, von denen die meisten zu einem Bachelor-Abschluss führen. Ein Teil davon ist als eigenständige Hochschulausbildung angelegt; andere bauen auf einer abgeschlossenen Erzieherausbildung auf. Für die vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMBF) geförderte Studie im Rahmen eines Verbundprojektes des Instituts für soziale Arbeit e.V. (ISA) und des IAQ untersuchten die IAQ-Wissenschaftlerinnen Elke Katharina Klaudy, Anika Schütz und PD Dr. Sybille Stöbe-Blossey die Entwicklung von Studiengängen in acht ausgewählten Hochschulen (Baden-Württemberg, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen).
Insgesamt scheinen grundständige Studienangebote in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen zu haben. Positiv bewertet werden vor allem kombinierte Modelle, die Fachschulabsolventen unter bestimmten Voraussetzungen gewisse Leistungen anerkennen, sodass die Studienzeit um meist zwei Semester verkürzt werden kann.
Theorie und Praxis spielen in der Debatte um die Entwicklung kindheitspädagogischer Studiengänge eine wichtige Rolle: Zum einen soll das Studium für die Praxis in der Kita ausbilden, andererseits wird ein klarer Wissenschaftsbezug gefordert. So entstehen Konflikte, wenn etwa Praktikanten von der Uni eigene Ideen in der Praxis einbringen wollen und dann von einer Erzieherin mit 20 bis 30 Jahren Berufserfahrung als Konkurrenz betrachtet werden. Viele Träger und Kitas haben aber auch Interesse daran, Praktikanten aus der Hochschule einzusetzen, weil sie damit auf den aktuellen Stand der Wissenschaft und der frühpädagogischen Diskussion zugreifen können.
Aus Sicht der IAQ-Forscherinnen bedeutet mehr Professionalisierung nicht, dass künftig ausschließlich akademisch ausgebildete Kräfte in Kitas arbeiten sollten. Vielmehr sei der Einsatz von Kindheitspädagogen in gemischten, „multiprofessionellen Teams” sinnvoll. „Multiprofessionalität erfordert jedoch Organisationsentwicklungsprozesse und eine entsprechende Unterstützung der Kindertageseinrichtungen”, zeigt die Studie.