IAQ Pressemitteilung

Pressemitteilung vom 30.07.2014 Aktivitäten der Sozialpartner in der Weiterbildung

Noch Luft nach oben



Die Sozialpartner haben in der Weiterbildung über Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen eine zentrale Rolle inne. Allerdings ist in dem Bereich in den letzten Jahren eher Stagnation als Aufbruchstimmung zu erkennen. Angesichts dessen, dass immer mehr Ältere länger arbeiten (müssen), die Qualifikationsanforderungen steigen und Fachkräftemangel in einigen Regionen bereits eingetreten ist, müsste die Weiterbildung  viel stärker ausgebaut werden. „Hier ist für gemeinsame Aktivitäten der Sozialpartner noch sehr viel „Luft nach oben”, konstatiert der Arbeitsmarktforscher Prof. Dr. Gerhard Bosch, Direktor des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Anders als bei Lohnverhandlungen ist Weiterbildung kein Konfliktthema zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern. Bis Ende der 1990er Jahre gab es dazu Tarif- und Betriebsvereinbarungen – anlässlich von Rationalisierungen und Sozialplänen, um Beschäftigung zu sichern. Der Ausstrahlungseffekt blieb gering. Erst seit der Jahrtausendwende verbreiten sich originäre Weiterbildungsvereinbarungen auch in größeren Wirtschaftsbranchen. Sie regeln Fragen der Finanzierung, der Freistellung, der Rechte auf Beteiligung und der Karriereentwicklung, wirken aber lediglich als Trendverstärker in den Betrieben, in denen die Akteure die Notwendigkeit von Weiterbildung schon erkannt haben. „Hier ist offensichtlich ein neuer Anlauf nötig”,meint Prof. Gerhard Bosch.

„Das Spektrum der betrieblichen Weiterbildung ist schwer überschaubar”, stellt Bosch fest. Es reicht von kurzen Einweisungen in neue technische Anlagen bis hin zu längerfristiger Fortbildung mit Abschluss. Ebenso gibt es gesetzlich vorgeschriebene Pflichtveranstaltungen (z.B. Unfallschutz), angeordnete Kurse oder freiwillige Maßnahmen außerhalb der Arbeitszeit mit betrieblicher Unterstützung.

Nach Einschätzung des Arbeitsmarktforschers müssen vor allem neue Angebote geschaffen werden, um An- und Ungelernte zu qualifizieren. Deren Arbeitsmarktsituation werde immer prekärer, da es nach offiziellen Berechnungen bis 2025 rund 1,3 Millionen mehr gering Qualifizierte geben wird, als Arbeitsplätze für sie zur Verfügung stehen. Da rund 80 Prozent der An- und Ungelernten beschäftigt sind, dürfe die Nachqualifizierung nicht den Arbeitsbehörden alleine überlassen werden. Aus einer konkreten Arbeitsstelle ließen sich viele Teilnehmer oft leichter für eine Weiterbildung begeistern als aus der demotivierenden Situation der Arbeitslosigkeit. Bosch: „Hier wird es notwendig sein, kreative Lösungen durch eine Kombination von öffentlichen und privaten Ressourcen zu entwickeln.”

Redaktion:

Claudia Braczko

Für weitere Fragen steht Ihnen zur Verfügung:

Prof. Dr. Gerhard Bosch