Forschungsgruppe Migration und Sozialpolitik: Studien zur Governance, Gestaltung und Nutzung von (lokaler) Sozialpolitik im Zeichen der Flüchtlingsmigration

Geflüchtete und lokale Gesundheitspolitik. Eine qualitative Studie am Beispiel von Substanzkonsum

Bearbeitet von: Andrea Rumpel

Die Verknüpfung von Flucht_Migration und Gesundheit steht im Zusammenhang mit der Sozialpolitik in Deutschland. Bei der Aufnahme Geflüchteter war zunächst die medizinische Erstversorgung bedeutsam. Doch inzwischen werden weitere Themen relevant, etwa die Beschäftigung mit Prävention und Gesundheitsförderung.

In der Gesundheitspolitik – wie auch in anderen Feldern der Sozial- und Integrationspolitik – wachsen Bedeutung und Einflussmöglichkeiten der Kommune. Sie ist einerseits für die gesundheitliche Versorgung vor Ort zuständig und das Präventionsgesetz spricht ihnen im Sinne eines Lebensweltansatzes bei der Gesundheitsförderung und Prävention eine Schlüsselrolle zu. Mit Blick auf gesundheitliche Chancengleichheit sowie auf die allgemeine Daseinsvorsorge für alle Bewohner*innen kooperieren Kommunen vor Ort mit lokalen Akteuren. Dabei ist andererseits eine große Vielfalt unterschiedlicher lokaler Herangehensweisen zu beobachten, auch im Bereich der Suchthilfe und -prävention.

Im Vergleich zur deutschen Mehrheitsbevölkerung haben Geflüchtete höhere Prävalenzen physischer und psychischer Beeinträchtigungen. Dies gilt auch für den Bereich der Suchthilfe. Fachkräfte in Unterkünften kommen in Kontakt mit dem Thema Substanzkonsum unter Bewohner*innen und ersten Zahlen zufolge konsumieren Geflüchtete in erhöhtem Maße Substanzen. Die wissenschaftliche Expertise hierzu ist lückenhaft, dennoch wird deutlich, dass sich beim Zugang zum Gesundheitssystem multiple Besonderheiten (z.B. rechtliche Rahmenbedingungen) und Barrieren (z.B. Sprache) für Geflüchtete ergeben. Zusammen mit den höheren Prävalenzen der Geflüchteten stellen sich aus Sicht von Sozialpolitik vor allem Fragen des Zugangs zur Zielgruppe der Geflüchteten und anders herum durch die Zielgruppe.

Im Mittelpunkt des Vorhabens steht die Frage, was für Geflüchtete zu einer Nutzung oder Nicht-Nutzung lokaler suchtspezifischer Gesundheitsleistungen führt, welche Barrieren sich bei der Nutzung von Suchthilfeangeboten insgesamt ergeben und ob etwa die Strukturen der Angebote, die lokale Unterschiedlichkeit der Zugänge, die Art der Kommunikation oder ein differentes Gesundheits- und Suchtverständnis hinderlich für einen Zugang sind.

Um diese Fragen zu beantworten werden sowohl die empfundenen Barrieren wie auch Anforderungen an das Suchthilfesystem untersucht, als auch der (unterschiedliche) kommunale Umgang mit Gesundheit und Gesundheitsleistungen für Geflüchtete. Dafür wird in drei Kommunen mithilfe (biographisch-)narrativer Gespräche die Sicht Geflüchteter, bezogen auf die Gesundheitsversorgung bei Substanzkonsum, rekonstruiert. Ergänzend zeichnen ethnografische Zugänge sowie Expert*inneninterviews die lokale Sicht ab.

Die Arbeit hat zum Ziel, Wünsche und Bedürfnisse von Geflüchteten sowie strukturelle Barrieren und Bedarfe zu erkennen, die zu einer Nutzung oder Nicht-Nutzung kommunaler Gesundheitsangebote führen. Dabei werden mögliche Lücken in der kommunalen Gesundheitsversorgung genauso aufgezeigt wie erfolgreiche Herangehensweisen.


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