Informationen zum Forschungsprojekt
Arbeitszeitregulierung in der deutschen Automobilindustrie - Trends, Probleme, Lösungsansätze
Arbeitszeitregulierung in der deutschen Automobilindustrie
Ziel und Aufgabenstellung
Im Auftrag der Tarifabteilung der IG Metall wurden im Jahre 2001 die Entwicklungstrends der Arbeitszeiten und der Arbeitszeitregulierung in der deutschen Automobilindustrie untersucht. Von besonderem Interesse war dabei die Identifizierung von Problemfeldern der Arbeitszeitregulierung.
Vorgehen
Methodisch wurde in drei Schritten vorgegangen:
- Sichtung der Betriebsvereinbarungen zu Arbeitszeiten;
- Statistische Erhebung der vertraglichen und tatsächlichen Arbeitszeiten;
- Problemorientierte Interviews mit den Betriebsräten der Automobilunternehmen in zwei Interviewrunden
Ergebnisse
Die Ergebnisse des Projekts lassen sich in drei Kernaussagen zusammenfassen:
- Für die Masse der Beschäftigten in der Automobilindustrie ist die Arbeitszeitregulierung nach wie vor wirksam. Dies ist erkennbar daran, daß - abgesehen von den Forschungs- und Entwicklungsbereichen der Unternehmen - kaum systematische Abweichungen der vertraglichen von den tatsächlichen Arbeitszeiten bestehen. Es ist offensichtlich bislang recht gut gelungen, Flexibilitätsansprüche der Unternehmen und Beschäftigteninteressen innerhalb der eingespielten Regelungskulturen in ausgehandelten Kompromissen zu regulieren.
- Die Regulierung von Flexibilität in der deutschen Automobilindustrie hält wichtige Erfahrungen für die zukünftige gewerkschaftliche Arbeitszeitpolitik bereit. Es hat sich gezeigt, daß es Konstruktionsprinzipien gibt, die besser als andere in der Lage sind, Arbeitszeitprobleme zu vermeiden, zu lösen oder zumindest aufzudecken. Ein Grundprinzip dieser Regelungen ist die Existenz von Prozeßnormen, die eindeutige Mitbestimmungsschwellen definieren und auf diese Weise legitime Interventionsmöglichkeiten für Betriebsräte schaffen.
- Die wohl größte aktuelle und strategische Herausforderung für die Tarifpolitik ist die Arbeitszeitdifferenzierung in Form der in den Metalltarifverträgen vorgesehenen Quote von Beschäftigten mit vertraglichen Arbeitszeiten zwischen 35 und 40 Wochenstunden. Die Quote schließt nicht nur Mitbestimmungsmöglichkeiten der Betriebsräte aus, sie entfaltet darüber hinaus in den Angestelltenbereichen eine normzersetzende Wirkung für die Bindekraft von Arbeitszeitstandards. Auf diese Weise werden betriebliche Arbeitszeitprobleme verschärft, wenn nicht zu einem guten Teil sogar neu erzeugt.
Publikationen zum Projekt
Haipeter, Thomas / Lehndorff, Steffen, 2005: Die atmende Fabrik: geht der Tarifpolitik die Luft aus? Neue Herausforderungen an die kollektivvertragliche Arbeitszeitregulierung am Beispiel der Automobilindustrie. In: Hartmut Seifert: Flexible Zeiten in der Arbeitswelt, S. 260–285
Haipeter, Thomas / Lehndorff, Steffen, 2005: Decentralised bargaining of working time in the German automotive industry. In: Industrial Relations Journal 36 (2), pp. 140-156
Haipeter, Thomas / Lehndorff, Steffen, 2002: Alles im Griff? Arbeitszeiten in der Automobilindustrie. In: Mitbestimmung 48 (11), S. 40-44
Haipeter, Thomas / Lehndorff, Steffen, 2002: Regulierte Flexibilität? Arbeitszeitregulierung in der deutschen Automobilindustrie. In: WSI-Mitteilungen 55 (11), S. 649-655 | Lesen
Lehndorff, Steffen / Haipeter, Thomas / Schaumburg, Stefan (Red.) / Wagner, Hilde (Red.), 2002: Arbeitszeitregulierung in der deutschen Automobilindustrie. Frankfurt am Main: IG Metall-Vorstand. Grüne Reihe