Informationen zum Forschungsprojekt
Fachliche Begleitung von START Zeitarbeit NRW
Ziel und Aufgabenstellung
Gegenstand des Projektes war die fachliche Begleitung der START Zeitarbeit NRW GmbH (www.start-nrw.de). Das Unternehmen verfolgt drei grundsätzliche Zielsetzungen: Erstens die Arbeitsmarktintegration von Arbeitslosen, darunter vor allem von Angehörigen arbeitsmarktpolitischer Zielgruppen, durch den Verleih an Betriebe; zweitens die sozialverträgliche Ausgestaltung des Verleihs unter Vermeidung der oft beklagten Nachteile dieser Arbeitsform für die Leiharbeitskräfte und drittens die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Der Gesellschafterkreis des 1995 gegründeten Unternehmens setzt sich aus einem breiten gesellschaftlichen Bündnis zusammen und reicht von den Arbeitgeberverbänden über kommunale Spitzenverbände bis zu den Gewerkschaften. Mitte 2001 war START Zeitarbeit NRW mit 30 Niederlassungen in Nordrhein-Westfalen vertreten und zählte damit zu den größten Zeitarbeitsunternehmen des Landes.
Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitforschung im Auftrag des Arbeitsministeriums des Landes NRW (MASSKS) waren die Dokumentation und Auswertung der Aktivitäten von START Zeitarbeit NRW sowie die Untersuchung spezieller Fragestellungen auf der einen und die kontinuierliche Unterstützung sowie Beratung des Aufsichtsrates, der Gesellschafter sowie der Gesellschaft selbst auf der anderen Seite. Insofern beinhaltete das Projekt auch einen stark umsetzungsorientierten Schwerpunkt. Inhaltlich standen Fragen der Implementation von START als landesweite Gesellschaft, seine arbeitsmarktpolitische Wirksamkeit, das Spannungsverhältnis zwischen Sozialverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit sowie die Übertragbarkeit und Entwicklungschancen bzw. - potenziale dieses Ansatzes im Mittelpunkt. Darüber hinaus wurden auch die Erfahrungen mit ähnlichen Erfahrungen in anderen Bundesländern sowie im Ausland in die Untersuchung einbezogen.
Vorgehen
Die besondere Anlage des Projektes bestand in der Verknüpfung einer wissenschaftlichen Begleitung mit einer kontinuierlichen Beratung. Die ständige Weiterentwicklung des Untersuchungsgegenstandes erforderte eine kontinuierliche Analyse, ob und inwieweit die gesteckten Unternehmensziele erreicht werden und wo Probleme bzw. Defizite bestehen. Diese Zwischenergebnisse wurden unmittelbar in den laufenden Prozess eingebracht und stießen auch auf ein großes Echo in der Fachöffentlichkeit.
Bei der Untersuchung der o.g. inhaltlichen Aspekte kamen quantitative (z.B. bundesweite Befragung von Verleihinitiativen) und qualitative Instrumente zum Einsatz. Einbezogen in die Untersuchung waren die Mitarbeiter/innen von START Zeitarbeit NRW, die Leiharbeitskräfte und Kundenbetriebe, die Gesellschafter sowie Akteure aus den Institutionen und Bereichen, die mit START Zeitarbeit NRW kooperieren wie z.B. die Arbeitsverwaltung, Bildungsträger und Kommunen.
Ergebnisse
Bei einer Wiedereingliederungsquote von 46 % im Beobachtungszeitraum (1995 bis Ende 1999) hat sich START Zeitarbeit NRW als tragfähige Brücke in den Arbeitsmarkt erwiesen. Verbleibsbefragungen ausgeschiedener Leiharbeitskräfte deuten darauf hin, dass der Eingliederungsanteil sogar noch höher liegen dürfte. Der überwiegende Anteil der eingestellten Arbeitslosen gehörte einer arbeitsmarktpolitischen Zielgruppe an. Allerdings wurden Frauen noch zu selten erreicht. Die von den Gesellschaftern formulierten Kriterien an die sozialverträgliche Gestaltung des Verleihs wurden weitgehend erfüllt. Unter dem hohen betriebswirtschaftlichen Druck der Wachstumsphase des Unternehmens wurden sie jedoch einer harten Belastungsprobe unterzogen. Trotz Schwierigkeiten beim Übergang aus der geförderten Anfangsphase in die Phase der Marktbewährung hat das Unternehmen bewiesen, dass Arbeitnehmerüberlassung sozialverträglich und wirtschaftlich betrieben werden kann.
Publikationen zum Projekt
Weinkopf, Claudia, 2001: Niedriglohnbeschäftigung in Privathaushalten zwischen Schattenwirtschaft und Sozialversicherungspflicht: aktuelle Situation und Nachfragepotential. In: Martin Baethge und Ingrid Wilkens: Die große Hoffnung für das 21. Jahrhundert? Perspektiven und Strategien für die Entwicklung der Dienstleistungsbeschäftigung, S. 391–412
Vanselow, Achim / Weinkopf, Claudia, 2000: Wiedereingliederung von Arbeitslosen durch sozialverträgliche Arbeitnehmerüberlassung: Ergebnisse der fachlichen Begleitung von START Zeitarbeit NRW. Langfassung. Düsseldorf: Ministerium für Arbeit und Soziales, Qualifikation und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen
Vanselow, Achim / Weinkopf, Claudia, 2000: Potenziale sozialverträglicher Arbeitnehmerüberlassung zur Wiedereingliederung von Frauen: gutachterliche Stellungnahme zur modellhaften Erprobung und Beteiligung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) bei der START Zeitarbeit NRW GmbH und bei der Gesellschaft für Arbeitnehmerüberlassung Thüringen (GeAT)mbH. Berlin: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Materialien zur Frauenpolitik Nr. 77
Vanselow, Achim / Weinkopf, Claudia, 2000: Wiedereingliederung von Arbeitslosen durch sozialverträgliche Arbeitnehmerüberlassung: Ergebnisse der fachlichen Begleitung von START Zeitarbeit NRW. Kurzfassung. Düsseldorf: Ministerium für Arbeit und Soziales, Qualifikation und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen
Oberste-Beulmann, Wilhelm / Vanselow, Achim, 1998: Sozialverträgliche Zeitarbeit als Brücke in den Arbeitsmarkt. In: Städte- und Gemeinderat 52, S. 139-141
Vanselow, Achim, 1998: Der Weg in die Normalität: wie Arbeitsämter und sozialverträgliche Arbeitnehmerüberlassung zusammenarbeiten. In: Arbeit und Beruf 49, S. 290-293
Vanselow, Achim, 1998: Wiedereingliederungsorientierte Arbeitnehmerüberlassung. In: Andreas Bröker: Beschäftigung fördern statt Arbeitslosigkeit und Sozialbedürftigkeit finanzieren. 2. Pforzheimer Regionalkonferenz zum Thema am 09.07.1998, S. 31–46
Vanselow, Achim, 1998: Wiedereingliederungsorientierte Arbeitnehmerüberlassung als arbeitsmarktpolitisches Instrument. In: Akteur 4 (3), S. 44-47
Vanselow, Achim / Weinkopf, Claudia, 1998: START Zeitarbeit NRW zwischen Sozialverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Projektbericht des Instituts Arbeit und Technik Nr. 03/1998
Vanselow, Achim / Weinkopf, Claudia, 1997: Wiedereingliederungsorientierte Arbeitnehmerüberlassung in der Bundesrepublik Deutschland: Ergebnisse einer schriftlichen Befragung. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Projektbericht des Instituts Arbeit und Technik Nr. 07/1997
Weinkopf, Claudia, 1997: Gegen Langzeitarbeitslosigkeit – Plädoyer für eine Reform öffentlichen Arbeitsverwaltung und einen breiten Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente. In: Gabriele Klein und Hermann Strasser: Schwer vermittelbar: zur Theorie und Empirie der Langzeitarbeitslosigkeit, S. 269–291
Vanselow, Achim / Weinkopf, Claudia, 1996: Sozialverträgliche Arbeitnehmerüberlassung als arbeitsmarktpolitisches Instrument – die bisherigen Erfahrungen mit START Zeitarbeit NRW: erster Zwischenbericht der fachlichen Begleitung von Juli 1996. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Projektbericht des Instituts Arbeit und Technik Nr. 11/1996
Weinkopf, Claudia, 1996: START Zeitarbeit NRW - Arbeitnehmerüberlassung aus der Sicht von Betriebsräten. In: BR-Info 3, S. 200-202
Vorträge zum Projekt
Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey: Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team: Potenziale und Herausforderungen bei der Umsetzung von „Säule III“ des Startchancen-Programms. Expert:innenforum Startchancen (ExSta), Wissenschaftszentrum Berlin / Robert-Bosch-Stiftung, 06.11.2024 Vortragsfolien Weitere Informationen