Informationen zum Forschungsprojekt

Interessenvertretung von Industrieangestellten

Ziel und Aufgabenstellung

Im Forschungsprojekt wurden neue Formen der Interessenvertretung von Angestellten im Betrieb analysiert. Ansatzpunkte dafür sind sowohl neue Themen z.B. der Arbeitszeit- und Leistungsgestaltung als auch neue Formen der Interessenvertretung durch Einbindung der Beschäftigten. Im Zentrum der Analyse stand die Verzahnung dieser neuen Formen mit den arbeitsbezogenen Interessen der Industrieangestellten.

Mit der internen Tertiarisierung der Industrie nimmt die Bedeutung der Industrieangestellten zu. Mittlerweile sind mehr als 45 Prozent der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe Angestellte. In den letzten beiden Dekaden haben sich Arbeit und Arbeitsbedingungen von Industrieangestellten grundlegend verändert. Globalisierung und Finanzorientierung der Unternehmen haben dazu ebenso beigetragen wie marktorientierte Steuerungsformen oder die Subjektivierung der Arbeit. Zugleich werden Angestellten individualisierte Formen des Interessenhandelns zugeschrieben, und ihr Organisationsgrad liegt weit unter dem der Industriearbeiter. Vieles deutet daher darauf hin, dass Industrieangestellte für betriebliche Interessenvertretungen eine wichtige und zugleich besondere Beschäftigtengruppe darstellen, deren Interessen nicht gleichgelagert mit denen der Industriearbeiter sind und die nicht umstandslos in traditionelle Formen der kollektiven Interessenvertretung integrierbar sind.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens standen zwei Forschungsfragen im Vordergrund. Erstens wurde analysiert, wie die Industrieangestellten den Wandel ihrer Arbeit typischerweise deuten und welche arbeitsbezogenen Interessen sie damit verbinden. Und zweitens wurde untersucht, unter welchen Bedingungen neue Verzahnungen von Angestellteninteressen und betrieblichen Interessenvertretungen möglich sind und auf welchen Handlungsmustern der Angestellten und der Interessenvertretungen sie typischerweise beruhen.

Vorgehen und Ergebnis

Die Untersuchung konzentrierte sich auf die Analyse betrieblicher Fälle, in denen Betriebsräte und Gewerkschaften neue Politikansätze zur Vertretung von Angestellteninteressen entwickelt haben. Dabei sollten Konturen einer guten Interessenvertretungspraxis der Aktivierung, Mobilisierung oder Organisierung der Industrieangestellten freigelegt werden. Die betriebliche Interessenvertretungspraxis wurde in methodisch triangulär angelegten Fallstudien - darunter vier Intensiv- und fünf Kurzfallstudien - in Unternehmen der Metallindustrie und der Chemischen Industrie in Deutschland untersucht. Zusätzlich konnten Auswertungen des Mikrozensus, des SOEP und des DGB-Index "Gute Arbeit" Aufschluss darüber geben, welche quantitative Bedeutung die Gruppe der Industrieangestellten hat, wie sich ihre Arbeitszeiten und Entgelte entwickeln und wie sie ihre Arbeitsbedingungen bewerten. Experteninterviews mit Vertretern der Gewerkschaften und anderer Interessenverbände der Angestellten rundeten das Methodenspektrum ab. Im Ergebnis konnte gezeigt werden, dass Betriebsräte und Gewerkschaften inzwischen in großem Umfang Angestellteninitiativen entwickelt haben. Ein zentraler gemeinsamer Nenner dieser Initiativen ist die Beteiligung der Beschäftigten bei der Identifizierung und Bearbeitung von Themen und Problemen. Unter dem Gesichtspunkt der gewerkschaftlichen Organisierung waren vor allem die Kampagnen erfolgreich, die Beteiligung mit betrieblichen Konflikten um zentrale Themen verbinden konnten.  

Vorträge zum Projekt

Dr. Tabea Bromberg, Christine Üyük: Changing Patterns of Interests and Interest Representation of White-Collar Employees in German Industry? Work2015 - New Meanings of Work. Turku, Finnland, Turku Centre for Labour Studies, 20.08.2015

Dr. Tabea Bromberg, Christine Üyük: Interessen und Interessenvertretung von Industrieangestellten - Problemlagen, neue Initiativen, Interessenorientierungen. Forum Angestellten-, ITK- und Studierendenarbeit vor Ort. Bad Orb, IG Metall, 10.06.2015

Prof. Dr. Thomas Haipeter, Christine Üyük: Interessenvertretung von Industrieangestellten – Ansatzpunkte der Forschung und statistische Trends. Angestellte in der Industrie: Arbeit, Interessen und Interessenvertretung. In Kooperation mit: Hans Böckler Stiftung, Mülheim an der Ruhr, 24.06.2014

Dr. Tabea Bromberg, Prof. Dr. Thomas Haipeter: Interessenvertretung von Industrieangestellten - Initiativen und Praktiken der Interessenvertretung. Angestellte in der Industrie: Arbeit, Interessen und Interessenvertretung. In Kooperation mit: Hans Böckler Stiftung, Mülheim an der Ruhr, 24.06.2014

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.04.2013 - 31.03.2015

Forschungsabteilung
Arbeitszeit und Arbeitsorganisation

Leitung:
Prof. Dr. Thomas Haipeter

Bearbeitung:
Dr. Tabea Bromberg, Christine Üyük

Finanzierung:
Hans-Böckler-Stiftung