Informationen zum Forschungsprojekt
Arbeitsbewertung und Entgeltstrukturen im AT-Bereich. Entwicklungstendenzen und Herausforderungen für Mitbestimmung am Beispiel der Chemischen Industrie
Ziel und Aufgabenstellung
Ziel des Forschungsvorhabens war die Entwicklung von Grundlagen-, Orientierungs- und Praxiswissen für Betriebsräte zur Frage der Arbeitsbewertung und Eingruppierung sowie der Gestaltung von Entlohnungssystemen im AT-Bereich. Auf der einen Seite lagen über die betriebliche Praxis der Verhandlung, der Umsetzung, der Konfliktregulierung und der internen Koordinierungsprozesse der Betriebsräte bei der AT-Entgeltgestaltung weder wissenschaftlich fundiertes Grundlagenwissen noch praktisch verwertbares Erfahrungswissen einer guten Mitbestimmungspraxis vor. Auf der anderen Seite war und ist ein wachsender Problemdruck der Betriebsräte auf diesem Mitbestimmungsfeld zu verzeichnen:
- Erstens sind ihre Mitbestimmungsrechte bei AT-Beschäftigten, insbesondere mit Blick auf die Entgeltregulierung, durch das Fehlen von Tarifverträgen besonders weitreichend.
- Zweitens wird die Beschäftigtengruppe quantitativ und damit als Wähler der Betriebsräte und Mitglieder der Gewerkschaften immer wichtiger.
- Drittens nimmt die Bedeutung dieser Beschäftigtengruppe aufgrund ihrer betrieblichen Stellung, ihrer Primärmachtpotenziale und ihrer fachlichen Kompetenzen für eine strategische Betriebsratsarbeit zu.
- Viertens verändern sich im Zuge von finanzgetriebener Vermarktlichung und indirekter Steuerung die Arbeitsbedingungen dieser Beschäftigtengruppe.
- Und fünftens schließlich kann die traditionelle Mitbestimmungspraxis der Betriebsräte mit Blick auf die AT-Beschäftigten als defizitär (Kotthoff 1981) bezeichnet werden.
Vorgehen und Ergebnisse
Das Forschungsvorhaben hat fünf zentralen Themen untersucht: Die Systeme der Arbeitsbewertung, ihrer Ursprünge und ihrer Entwicklung; die Vergütungssysteme für AT-Beschäftigte insgesamt und ihre Bedeutung in den personalpolitischen Strategien der Unternehmen; die Verhandlungen und die Umsetzungspraxis betrieblicher Entgeltregulierungen für AT-Beschäftigte; die Kompetenzen und internen Abstimmungsprozesse der Betriebsräte und die Kooperation mit der Gewerkschaft; und schließlich die möglichen Veränderungen in Orientierungen und Interessenhandeln der AT-Beschäftigten im Rahmen der Entgeltregulierung. Diese Fragen wurden mit Hilfe von ExpertInneninterviews, einer Auswertung der Betriebsvereinbarungen zu AT-Entgelten in den 40 größten Betrieben der chemischen Industrie, acht vertiefenden Fallstudien und schließlich internetbasierten Beschäftigtenbefragungen analysiert. Im Ergebnis zeigte sich, dass es für eine gute Regelungspraxis mit Beteiligungsmöglichkeiten der Beschäftigten und der Betriebsräte drei wichtige Bedingungen gibt: eine Regelung von AT Entgelten, die Prozessnormen der Beteiligung enthält; Betriebsräte, die aktive an der Umsetzung der Regelung arbeiten und enge Kooperationen zur Gewerkschaft, die Unterstützung sowohl bei der Gestaltung der Regelungen als auch bei der strategischen Bearbeitung betrieblicher Konflikte geben kann.
Vorträge zum Projekt
Dr. Tabea Bromberg: Arbeitsbewertung und Entgeltstrukturen im AT-Bereich. Sitzung der LM1-Kommission des Gesamtbetriebsrats Bayer. Leverkusen, Leverkusen, Gesamtbetriebsrat Bayer, 24.11.2016
Dr. Tabea Bromberg: Arbeitsbewertung und Entgeltstrukturen im AT-Bereich. 9. AT-Netzwerk der IG BCE. Frankfurt am Main, Hannover, 25.10.2016
Dr. Tabea Bromberg: Arbeitsbewertung und Entgeltstrukturen im AT-Bereich. Entwicklungstendenzen und Herausforderungen für die Mitbestimmung. Erste Ergebnisse. Siebtes AT-Netzwerktreffen. Frankfurt am Main, IG BCE, 29.10.2015