Informationen zum Forschungsprojekt
Datenanalyse zur Arbeitszeit
Ziel und Aufgabenstellung
Das IAQ erstellt im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung einen Monitor derArbeitszeiten in Deutschland. Schwerpunkt der Analyse stellen dabei die durchschnittlichregelmäßig geleisteten Wochenarbeitszeiten da. Dabei wird insbesondereGewicht auf die Verteilung der Arbeitszeiten nach Branche, Betriebsgröße,Geschlecht sowie Voll- und Teilzeit gelegt.
Die Dauer und die Strukturen der Arbeitszeit (Lage, Verteilung auf der Zeitachse,Verteilung zwischen Beschäftigtengruppen) haben sich in den letzten Jahrennicht nur zunehmend ausdifferenziert, und sind insbesondere durch die Initiativeprivater und öffentlicher Arbeitgeberverbände vermehrt zum Konfliktgegenstandgeworden. Allerdings beruht der Kenntnisstand über die tatsächlichgeleisteten Arbeitszeiten auf sich zum Teil widersprechenden und insbesonderefür Zwecke des internationalen Vergleichs nur begrenzt geeigneten Datenquellen.Während verlässliche Daten über die vereinbarten wöchentlichenArbeitszeiten in Deutschland vorliegen, existiert im Hinblick auf die regelmäßigbzw. tatsächlich gearbeiteten Wochenarbeitszeiten eine enorme Bandbreiteunterschiedlicher Ergebnisse. Dies ist zum einen auf unterschiedliche Datenbasenzurückzuführen (so weichen die aus dem SOEP und dem Mikrozensus erhältlichenAngaben zu wöchentlichen Arbeitszeit um rund vier Stunden voneinander ab),zum anderen aber auch auf einen differierenden Referenzrahmen. So werden dieArbeitszeiten in einigen Studien auf Grundlage aller Erwerbstätigen (dasheißt Voll- und Teilzeitbeschäftigter) ermittelt, andere Statistikenweisen dagegen die Wochenarbeitszeiten für Voll- und Teilzeitbeschäftigtegetrennt aus. Dieses teils eklektische Vorgehen führt dazu, dass selbstdiametral unterschiedliche Interpretationen der Arbeitszeitentwicklung ihreBerechtigung im statistischen Datenmaterial zu finden scheinen. Um diesem Missstandzu begegnen, entwickelt das IAQ eine Landkarte der Arbeitszeiten, die die Entwicklungin Deutschland mit der in anderen EU-Ländern vergleicht.
Über dieses primäre Ziel hinaus soll überprüft werden,welche Datensätze oder welche Kombination von Datensätzen sich inbesonderer Weise für den internationalen Vergleich eignen. Neben einerkritischen Methodenreflexion steht dabei die Schaffung einheitlicher (und iminternational händelbarer) Definitionen von tatsächlich oder normalerweisegeleisteten Arbeitszeiten sowie der zugrunde liegenden Erwerbstätigen imZentrum des Forschungsinteresses.
Vorgehen
Für die Analyse der tatsächlichen Arbeitszeiten werden die Datendes Mikrozensus im Zeitverlauf ausgewertet, wobei in Westdeutschland die Veränderungenseit Mitte der 80er und in Ostdeutschland seit Anfang der 90er berücksichtigtwerden. Der Mikrozensus stellt eine sehr große repräsentative Datenquelledar und ermöglicht als Teil der Europäischen Arbeitskräftestichprobeden internationalen Vergleich und damit die Einordnung der deutschen Arbeitszeitenin einem europäischen "Ranking". Für die Analyse werdendie Arbeitszeiten Voll- und Teilzeitbeschäftigter getrennt auswertet. Nebenstrukturellen Unterschieden wie Branchenzugehörigkeit und Betriebsgrößewerden mögliche Differenzen in den durchschnittlichen Arbeitszeiten nachGeschlecht, Alter und Status analysiert um der Hypothese der zunehmenden Ausdifferenzierungvon Arbeitseiten zwischen bestimmten Personengruppen gerecht zu werden.
Durch Rückgriff auf weitere Datenquellen (SOEP, European Social Survey)sollen letztendlich die Arbeitszeitdifferenzen aufgezeigt werden, die sich beiidentischer Definition der Referenzkategorie sowohl durch die Formulierung derFragen als auch durch die jeweilige Stichprobe ergeben können. Dabei zieltdie methodische Kritik weniger darauf ab, ein "one-best-way" Konzeptzu entwickeln; vielmehr soll das jeweils spezifische Vorgehen der unterschiedlichenErhebungen dargestellt und im Hinblick auf seine Auswirkungen auf die Arbeitszeiten-Landkartebewertet werden.
Vorträge zum Projekt
Dr. Angelika Kümmerling: Flexibler, länger, mehr? Arbeitszeittrends im Gegenwartscheck. Delegiertenversammlung der GEW Bayern, Nürnberg, 18.10.2024
Dr. Steffen Lehndorff: Arbeitszeitpolitik nach der Kurzarbeit. Betriebsrätekonferenz Eisen- und Stahlindustrie. Eisenhüttenstadt, IG Metall, 01.10.2009
Dr. Steffen Lehndorff: Coping with employment insecurity by collective bargaining? 30th Conference of the International Working Party on Labour Market Segmentation. Tampere/Finnland, Universität Tampere, 04.09.2009
Dr. Steffen Lehndorff: Working-time trends in Germany in a comparative perspective. Seminar Labour Institute for Economic Research. Helsinki, Finnish Labour Institute for Economic Research, 02.09.2009
Dr. Steffen Lehndorff: Arbeitszeitpolitik in der Krise. Tarifpolitische Fachtagung "Leistungs- und Arbeitszeitpolitik unter den Bedingungen der Krise" . Sprockhövel, IG Metall Vorstand, 17.02.2009
Dr. Steffen Lehndorff: Arbeitszeitpolitik in der Krise. Arbeitstagung "Arbeitszeit im Dialog zwischen Forschung und Praxis". In Kooperation mit: Hans-Böckler Stiftung, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut, Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg, 29.01.2009 Vortragsfolien
Dr. Steffen Lehndorff: Einführung: Arbeitszeitpolitik in der Krise. Arbeitstagung "Arbeitszeit im Dialog zwischen Forschung und Praxis". In Kooperation mit: Hans-Böckler Stiftung, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut, Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg, 29.01.2009
Prof. Dr. Thomas Haipeter: Betriebliche Abweichungen von Flächentarifverträgen in der Metall- und Elektroindustrie. Arbeitstagung "Arbeitszeit im Dialog zwischen Forschung und Praxis". In Kooperation mit: Hans-Böckler Stiftung, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut, Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg, 29.01.2009 Vortragsfolien
Dr. Andreas Jansen, Dr. Angelika Kümmerling: Arbeitszeit-Welten in Deutschland 2001-2006. Arbeitstagung "Arbeitszeit im Dialog zwischen Forschung und Praxis". In Kooperation mit: Hans-Böckler Stiftung, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut, Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg, 29.01.2009 Vortragsfolien
Dr. Steffen Lehndorff: Zum Umgang mit der Zeit. Vertrauensleutekonferenz . Hannover, IG Metall Hannover, 08.11.2008
Dr. Steffen Lehndorff: Les politiques du temps de travail en Allemagne: nouvelles exp. S. Toulouse/Frankreich, Universit, 12.09.2008